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Notbremse-Gesetz Kritik an schnelleren Schulschließungen aus Sachsen-Anhalt

Politik und Lehrer aus Sachsen-Anhalt kritisieren die bundesweit geplante Absenkung des Inzidenzwerts für Schulschließungen auf den Grenzwert von 165. Am Mittwoch will der Bundestag über das Infektionsschutzgesetz entscheiden.

Von Michael Bock Aktualisiert: 21.4.2021, 05:28

Magdeburg. Am Mittwoch will der Bundestag über das neue Infektionsschutzgesetz entscheiden. Ein Kompromiss von CDU und SPD, die Inzidenzwertgrenze für Schulschließungen bundesweit von 200 auf 165 zu senken, stößt in Sachsen-Anhalt indes auf Kritik. „Glücklich bin ich mit der neuen Inzidenzgrenze nicht“, sagte Sachsen-Anhalts Bildungsminister Marco Tullner (CDU) am Dienstag. „Wir hatten in den vergangenen Wochen ein eingespieltes System mit der Inzidenz von 200, ich hätte mir im Interesse der Schulen sehr gewünscht, dieses Modell fortsetzen zu können.“

Sachsens Bildungsminister Christian Piwarz (CDU) sagte laut MDR, er könne nicht beurteilen, woran man den Wert 165 festgemacht habe. Auch von Lehrern kommt Kritik: „Ich würde mir eine Regelung wünschen, die es uns erlaubt, eine Unterrichtsform auch mal über länger als vier Wochen anzuwenden“, sagte Gymnasiallehrerverbandschef Thomas Gaube. Die Differenz zwischen den Inzidenzwertgrenzen 165 und 200 in einer Region sei für die Lage in einer einzelnen Schule unerheblich. Er halte von diesem „Herumdoktern an Zahlen“ wenig, ergänzte Gaube.

Landesweit 4300 Schüler in Quarantäne

Auch die Grundschulen müssten laut Gesetzentwurf ab einer Inzidenz von 100 künftig in den Wechselbetrieb gehen. Bislang bleiben sie in Sachsen-Anhalt bis zur Inzidenz von 200 geöffnet, allerdings ohne Präsenzpflicht. Kommt die Reform, stünde das Land vor der Aufgabe, wechselnde Lerngruppen im Präsenzunterricht und gleichzeitig die Notbetreuung räumlich und personell zu bewerkstelligen.

In Sachsen-Anhalt gilt bislang ansonsten: Liegt ein Kreis drei Tage lang über der Sieben-Tage-Inzidenz von 200 Neuerkrankungen je 100.000 Einwohner sollen die Schulen schließen. Das Land entscheidet jeweils donnerstags. Zum Montag war im Kreis Stendal wegen Überschreitens der Grenze die Schließung der Schulen angeordnet worden. Tagesaktuell lagen gestern vier Kreise und die Stadt Halle über dem kritischen Wert. Corona-Hotspot im Land war der Burgenlandkreis mit einer Inzidenz von 361. Wegen eines Modellprojekts blieben die Schulen dort aber geöffnet.

Landesweit registrierten die Gesundheitsämter zuletzt (Stand 15. April) 531 mit dem Coronavirus infizierte Schüler. 4300 Schüler befanden sich in Quarantäne. Im Vergleich zur Vorwoche ist das ein deutlicher Anstieg: Am 8. April hatte das Land noch 364 infizierte Schüler und 2348 Schüler in Quarantäne gemeldet.