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Geschlechtersensible Sprache Lehrmaterialien mit Gender-Sonderzeichen bleiben in Sachsen-Anhalt erlaubt

Lehrkräfte in Sachsen-Anhalt müssen Materialien mit Gender-Sonderzeichen nicht aus dem Unterricht verbannen. Das hat das Bildungsministerium klargestellt. Das Haus von Eva Feußner reagierte damit auf Proteste gegen einen Schulleiterbrief zum Thema.

Von Alexander Walter Aktualisiert: 16.08.2023, 17:57
An einem Whiteboard steht das Wort "Lehrer" in verschiedenen Gender-Schreibweisen. Schreibweisen wie diese entsprechen nicht den Regeln der deutschen Rechtschreibung. Darauf hat Ministerin Eva Feußner in einem Schulleiterbrief hingewiesen.
An einem Whiteboard steht das Wort "Lehrer" in verschiedenen Gender-Schreibweisen. Schreibweisen wie diese entsprechen nicht den Regeln der deutschen Rechtschreibung. Darauf hat Ministerin Eva Feußner in einem Schulleiterbrief hingewiesen. Foto: dpa

Magdeburg - Bei einer Pressekonferenz zum heutigen Schuljahresbeginn hat Bildungsministerin Eva Feußner (CDU) einen Brief zum Umgang mit Gender-Sonderzeichen an die Schulleitungen im Land verteidigt.

Wenn wir uns in Deutschland ein Regelwerk geben und halten uns nicht daran, dann brauchen wir uns auch kein Regelwerk zu geben.

Bildungsministerin Eva Feußner (CDU)

„Wenn wir uns in Deutschland ein Regelwerk geben und halten uns nicht daran, dann brauchen wir uns auch kein Regelwerk zu geben“, sagte Feußner am Mittwoch in Magdeburg. In ihrem Schreiben habe sie lediglich auf die geltenden Rechtschreibregeln verwiesen, ergänzte die Ministerin. Im Übrigen biete der Duden genügend Möglichkeiten, sich auch ohne Sonderzeichen geschlechtersensibel auszudrücken.

Lehrmaterialien mit Gender-Sonderzeichen bleiben erlaubt

In ihrem Brief hatte Feußner den Kollegien im Land die Verwendung von Gender-Sonderzeichen wie Sternchen, Binnen-I oder Doppelpunkt sowohl für den Unterricht als auch in der Kommunikation nach außen untersagt. Stattdessen sollen Lehrer Wendungen wie „Schülerinnen und Schüler“ oder neutrale Begriffe wie „Lehrkräfte“ verwenden. Grüne und SPD kritisierten die Vorgaben scharf. Bei einer historisch schlechten Unterrichtsversorgung setze das Bildungsressort die Priorität auf Genderverbot, schrieb etwa SPD-Innenpolitiker Rüdiger Erben im sozialen Medium „X“.

Staatssekretär Jürgen Böhm widersprach dem gestern. Die Vorgaben zum Gendern bildeten erst den letzten Punkt in dem fünfseitigen Schreiben zur Vorbereitung des Schuljahres an die Schulleitungen, betonte er.

Lehrer, die Lehrmaterialien mit Gender-Sonderzeichen verwenden, müssen diese wegen der Vorgaben nicht aus dem Unterricht verbannen, stellte Eva Feußner ergänzend klar. Die Lehrkräfte sollten allerdings darauf hinweisen, dass die Sonderzeichen nicht den geltenden Rechtschreibregeln entsprechen, ergänzte ein Sprecher.

Auch der Landesschülerrat bewertete den Brief Feußners auf Volksstimme-Anfrage gestern kritisch. „Die Vorgaben erschweren den Weg in eine inklusivere Gesellschaft“, sagte Vorstandsmitglied John Matthias Kaube.

Anrufer befürworten in Volksstimme-TED Verbot von Gender-Sonderzeichen in Schulen

Die AfD lehnt Feußners Brief ebenfalls ab – allerdings aus ganz anderen Gründen: „Das Gendern an den Schulen werden wir auch nach Frau Feußners Mogelpackung nicht los“, sagte AfD-Bildungspolitiker Hans-Thomas Tillschneider. Lehrpläne würden weiterhin genderkonform erstellt und Genderzeichen, die bereits erfolgreich indoktrinierte Schüler in ihren Arbeiten verwenden, würden unverändert toleriert. „Schluss mit dem Genderkram!“, forderte er.

An einem nicht repräsentativen Telefon-TED der Volksstimme mit der Frage: „Sollten Gender-Sonderzeichen wie Sternchen oder Binnen-I in Sachsen-Anhalts Schulen verboten werden“, beteiligten sich am Mittwoch 1155 Anrufer. 1079 sprachen sich für ein Verbot aus, 76 dagegen.