Kooperation mit Uniklinikum Sorge ums Klinikum Magdeburg
Nach der Kooperationsvereinbarung zwischen Uniklinik und Städtischem Klinikum Magdeburg fordert ein Verein Transparenz über das Zusammengehen. Das städtische Haus müsse unangetastet bleiben.

Magdeburg - In einer „Medien-Information“ kritisiert der Verein „Freundeskreis Klinikum Magdeburg“ die Kommunikation von Stadt- und Landespolitik beim Zusammengehen der beiden Schwergewichte der Magdeburger Krankenhauslandschaft.
Anlass ist ein Volksstimme-Interview der Klinikgeschäftsführer zu den Plänen für die vereinbarte Kooperation zwischen den Häusern. Im November hatten die Klinika nach langem Vorlauf dazu einen Vertrag unterschrieben.
Verein spricht mit Blick auf Kooperationsvertrag von „Geheimpapier“
Der genaue Inhalt der Vereinbarung zwischen den Häusern mit 4500 beziehungsweise 2000 Mitarbeitern ist indes bis heute nicht bekannt – ebenso wie jüngste Haushaltszahlen des Städtischen Klinikums. In seiner Stellungnahme spricht der Freundeskreis mit Blick auf den Vertrag von einem „Geheimpapier“. „Gerade angesichts der aktuellen Gefahren“ fordert er, „die Öffentlichkeit über alle Entscheidungen umfassend zu informieren“. Die Bevölkerung habe ein Anrecht darauf. Der Verein beruft sich dabei aufs Kommunalrecht. Tatsächlich würden alle Vorgänge, die das Klinikum betreffen, im Stadtrat aber nichtöffentlich behandelt.
„Wer nicht weiß, was in Geheimsitzungen vor sich geht, kann auch keine unangenehmen Fragen stellen“, sagte Vereinschef Hans-Werner Brüning (Die Linke) gestern dazu. Brüning war 18 Jahre Stadtrat und Sozialbeigeordneter in Magdeburg. „Wir wollen, dass das Städtische Klinikum nicht angetastet wird“, betonte er zur Motivation des Vereins. Mitglieder des Zusammenschlusses mit rund 20 Personen sind neben Brüning auch der ehemalige Klinikarzt Josef Kluba oder Ex-SPD-Landeschef Burkhard Lischka.
Beide Häuser rechnen auch 2023 mit Defizit
Wohin soll es führen, wenn das wirtschaftlich schwer angeschlagene Uniklinikum mit dem bis 2020 erfolgreich wirtschaftenden städtischen Haus zusammengeht, fragte Brüning weiter. Aufklärung verlangt der Verein auch über das Zustandekommen der jüngsten Defizite am Städtischen Klinikum. Im Uniklinikum wiederum sei es zwei Ministern und einer Ministerin im Aufsichtsrat bis zuletzt nicht gelungen, für Wirtschaftlichkeit zu sorgen.
Das für das Uniklinikum zuständige Wissenschaftsministerium von Armin Willingmann (SPD) äußerte sich gestern nicht zum Papier. Die Stadt teilte mit, man rechne für 2022 mit einem ähnlich hohen Defizit wie im Vorjahr – damals waren es neun Millionen Euro. Die Zahlen seien aber noch nicht fix, hieß es.
Linke im Landtag fordert Transparenz
Unterstützung für die Forderungen des Vereins kommt aus der Landespolitik: „Es gibt sehr viele negative Erfahrungen mit öffentlichen Krankenhäusern, um das Vertrauen nicht zu verlieren, braucht es Transparenz“, sagte Linke-Fraktionschefin Eva von Angern mit Blick auf den Kooperationsvertrag.
Das Uniklinikum, einer der größten Maximalversorger im Landesnorden, hatte 2022 nach eigenen Angaben ein Defizit von rund 50 Millionen Euro eingefahren, für 2023 rechnet das Haus mit ähnlichen Zahlen.
Auch das Städtische Klinikum war nach wirtschaftlich erfolgreichen Vorjahren zuletzt in die roten Zahlen gerutscht. Im Herbst hatte die Stadt Magdeburg dem Haus einen Kredit von 20 Millionen Euro gewährt. Ausgangspunkt für das Zusammengehen der Häuser war ein Gutachten von 2017. Es bescheinigte den Klinika wegen ihrer Nähe und Ähnlichkeit im Profil, nur wirtschaftlich bleiben zu können, wenn sie gemeinsame Wege gehen.
Eine zunächst diskutierte Fusion fand dabei keine Mehrheit. Stattdessen vereinbarten die Klinika die Kooperation. Details dazu, wie sie sich künftig inhaltlich aufteilen wollen, sind laut Klinikgeschäftsführern Gegenstand von Gesprächen. Zuletzt hatten die Häuser den Neubau eines gemeinsamen Eltern-Kind-Zentrums sowie Zusammenarbeit bei Notfallmedizin, Einkauf und Dienstplanungen angekündigt.
Bundesgeld gegen Kostensteigerungen
Sachsen-Anhalts Kliniken erhalten 45,7 Mio. Euro aus einem Härtefallfonds des Bundes. Die erste Tranche von 15,2 Mio. Euro werde jetzt ausgereicht, sagte Gesundheitsministerin Petra Grimm-Benne (SPD) gestern. Das Geld soll mittelbare Preissteigerungen für Wäschereien oder Lebensmittelversorgung ausgleichen. Weitere 120 Mio. Euro stellt der Bund für den Ausgleich von Energiepreissteigerungen bereit. Die Krankenhausgesellschaft in Sachsen-Anhalt hatte zuletzt angegeben, die 45 Kliniken in Sachsen-Anhalt seien durch die Inflation mit Mehrkosten von rund 300 Millionen Euro in diesem Jahr konfrontiert.