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Promotionsrecht Neue Doktoren für Sachsen-Anhalt

Seit Anfang des Sommers können neben Unis auch Hochschulen Absolventen den Doktortitel verleihen / Was bringt die Reform?

Von Alexander Walter 04.08.2021, 05:00
Bernd Ettmer (l.) und Doktorand Daniel Hesse: Hesse würde gern in Magdeburg bleiben. Eine Promotion vor Ort macht das wahrscheinlicher.
Bernd Ettmer (l.) und Doktorand Daniel Hesse: Hesse würde gern in Magdeburg bleiben. Eine Promotion vor Ort macht das wahrscheinlicher. Foto: Alexander Walter

Magdeburg - Überlagert vom Landtagswahlkampf hat sich in der Hochschullandschaft Sachsen-Anhalts im Frühsommer eine kleine Revolution ereignet: Nach jahrelanger Kontroverse können die vier Hochschulen für Angewandte Wissenschaften (HAW, früher Fachhochschulen) erstmals Studenten selbst zum Doktortitel führen. Bisher durften das nur die beiden Universitäten Halle und Magdeburg.

Absolventen, die von den Hochschulen kamen, brauchten stattdessen einen Uni-Professor als Partner, um zum Doktortitel zu gelangen. Damit ist es jetzt vorbei. Als drittes Bundesland nach Hessen (2016) und Nordrhein-Westfalen (2019) ermöglicht Sachsen-Anhalt die Promotion auch an HAW. Möglich macht es eine Reform des Hochschulgesetzes von 2020. Die HAW können Absolventen aber nicht nach Belieben promovieren: Sie müssen nachweisen, dass sie im gewünschten Fachbereich „forschungsstark“ sind, heißt: Es muss mindestens sechs Professoren in der Promotionsfachrichtung geben, die auf ihrem Gebiet einschlägig forschen.

An der Hochschule Magdeburg-Stendal ist das in den Fachbereichen Wasser, Umwelt, Bau und Sicherheit sowie Ingenieurwissenschaften und Industriedesign der Fall. Daraus entstanden ist das Promotionszentrum „Umwelt und Technik“. Ein weiteres, gemeinsames Promotionszentrum mit den Hochschulen Harz und Anhalt ist in den Sozial- und Gesundheits- und Wirtschaftswissenschaften entstanden.

Wozu der Aufwand?

Doch wozu der Aufwand? „Die Uni-Fakultäten beschließen ihre Promotionsordnung selbst“, sagt Bernd Ettmer, Professor für Wasserwirtschaft an der Hochschule Magdeburg-Stendal. Abhängig vom Bedarf würden sie ihre Türen für HAW-Doktoranden öffnen oder schließen. Oft müssten Absolventen mit Hochschulmaster auch ein Semester nachholen, bevor sie von den Unis für eine Promotion akzeptiert werden.

„Mit unserem Promotionsrecht können wir unseren Absolventen jetzt einen diskriminierungsfreien Zugang zur Promotion zusichern“, sagt Ettmer.

Langfristig geht es um noch mehr: Doktorarbeiten sind Türöffner für Leitungsfunktionen, sagt der Professor. Müssen Absolventen die Hochschule verlassen, um nach dem Master zu promovieren, seien sie auch fürs Land meist verloren. Uni-Standorte mit ähnlichem Profil wie dem der Hochschule Magdeburg-Stendal gebe es erst wieder in Dresden, Braunschweig und Hannover, so Ettmer. „Wir brauchen unseren eigenen Nachwuchs, an den Unis im Land gibt es etwa den Schwerpunkt Wasser nicht“, sagt auch Hochschul-Rektorin Anne Lequy.

Einer, der an der Hochschule Magdeburg-Stendal promoviert, ist Daniel Hesse. 2011 hat der gebürtige Niedersachse aus Rinteln seinen Master in Magdeburg abgelegt, seit 2021 ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter bei Bernd Ettmer.

Er würde gern in Magdeburg bleiben, sagt der 39-Jährige – als Dozent etwa, auch nach seiner Promotion über Sandtransport in Flüssen. „Wir haben hier ein sehr schönes Wasserbau-Team auf hohem Niveau. Es ist nicht leicht so etwas zu finden.“