polnische PartnerSachsen-Anhalt Ministerpräsident auf Reisen in Polen - Was konkret vereinbart worden ist
Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) ist auf Reisen in der Partner-Wojewodschaft Kujawien-Pommern. Die PiS-Regierung in Warschau bleibt außen vor.

Magdeburg - Volksstimme: Bei Ihrem Besuch in der Wojewodschaft Kujawien-Pommern südlich von Danzig ging es um die Festigung der Partnerschaft zu Sachsen-Anhalt. Was ist konkret vereinbart worden?
Reiner Haseloff: In Torun ist es vor allem der Bereich Chemie und dabei der Wasserstoff. Linde ist sowohl bei uns in Leuna als auch in der Nähe von Torun aktiv. Es geht um grünen Wasserstoff, bei dem überall der Bedarf riesig ist. Ein zweites Feld ist die Drohnen-Forschung, die bei uns in Cochstedt durch die DLR betrieben wird; auch dort gibt es in Torun ebenfalls Partner. Außerdem ist eine Medienkonferenz in Polen geplant.
Das ist der wirtschaftliche Bereich, wie können die Beziehungen zwischen Polen und Deutschen verbessert werden?
Wir wollen in einem alten Schloss bei Torun ein Begegnungszentrum einrichten, das sich am Vorbild des Weimarer Dreiecks orientiert. Hier sollen junge Menschen aus Polen, Deutschland und Frankreich zusammenkommen können, ergänzt um Ukrainer. Also eine Kooperation von vier Ländern, zwei aus dem Westen und zwei aus dem Osten Europas.
Es gibt in der Europäischen Union gerade große Friktionen mit Polen. Wirkt sich das auf die Beziehungen Sachsen-Anhalts zu den regionalen polnischen Partnern aus?
Das spielt für uns auf dieser Ebene keine Rolle. Wir müssen durch unsere föderale Struktur nicht über die Regierung in Warschau gehen, sondern können direkt mit den Regionen in Kontakt treten. Mir ist sehr an einem guten Verhältnis zu unseren Partnerregionen Masowien und Kujawien-Pommern wie zu Polen insgesamt gelegen. Nur gemeinsam haben wir eine gute Zukunft.

Und wie ist die parteipolitische Konstellation?
Die Wojewodschafts-Marschälle gehören zu Parteien, die wie die CDU der EVP-Fraktion im Europaparlament angehören. Die Wojewodschaft Kujawien-Pommern wird von der Bürgerplattform PO geführt und unser zweites Partnergebiet Masowien von der Bauernpartei. Die in Warschau regierende PiS gehört im Europaparlament hingegen einer rechten Fraktion an. Dadurch sind wir von den derzeitigen Friktionen überhaupt nicht betroffen. Wir wollen gerade zeigen, dass die Regionen ihre eigenen Strategien entwickeln können – unabhängig von der politischen Großwetterlage.
Doch eben diese Lage ist insgesamt nicht förderlich.
Natürlich gibt es auch unterschiedliche Auffassungen innerhalb der EU, zwischen Ost und West, zwischen Nord und Süd. Dessen ungeachtet müssen wir versuchen klarzumachen, dass man die Verbindungen am besten mit gemeinsamen Projekten symbolisiert. Auch im Bereich der Forschung und der Zukunftstechnologien.
Dem Aufbau des neuen Zukunftszentrums für deutsche und europäische Transformation in Halle dient eine Visite in Danzig. Was erhoffen Sie sich davon?
Mit Unterstützung von Cornelia Pieper, die als deutsche Generalkonsulin ihr Büro in Danzig hat, nutzen wir den Besuch, um mit führenden Vertretern des dortigen Solidarnosc-Zentrums zusammenzukommen. Um zu sehen, wie die Konzeption dort realisiert wurde – aus anderem Anlass, aber mit Schnittmengen versehen.
Denn das Zukunftszentrum in Halle wird sich auch den Transformationsprozessen in Osteuropa widmen. Es geht darum, Gedenkkultur mit Zukunftsprojekten in Deutschland und Europa zu verbinden, um gemeinsamen an einer guten Entwicklung in unseren Ländern zu arbeiten.