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„Artus“ Sachsen-Anhalts Polizei mustert Software aus den 1990ern aus

Die Polizei in Sachsen-Anhalt ersetzt ihre Software aus den 1990ern und will mit dem neuen System „Artus“ effizienter werden. Bis es für den Bürger schneller geht, dauert es aber noch.

Von Matthias Fricke und Robert Gruhne Aktualisiert: 27.02.2024, 22:13
Mirko Hermann, Polizeihauptmeister in Genthin und Artus-Trainer, erklärt das neue System „Artus“.
Mirko Hermann, Polizeihauptmeister in Genthin und Artus-Trainer, erklärt das neue System „Artus“. Foto: Robert Gruhne

Burg - Die Bürger haben nicht bemerkt, dass sich in den vergangenen Monaten innerhalb der Polizei Sachsen-Anhalts ein fundamentaler Wechsel vollzogen hat. Die veraltete Software aus den 1990er Jahren wurde ausgetauscht. „Jetzt geht alles viel schneller, alles ist viel einfacher aufgebaut“, meint Mirko Hermann, Polizeihauptmeister in Genthin.

Von der Katze auf dem Baum bis hin zur organisierten Kriminalität – die Polizisten müssen jeden Vorgang in einem Programm hinterlegen. Das neue „Vorgangsbearbeitungs-System“ heißt „Artus“. „Es ist das Herzstück der polizeilichen Sachbearbeitung“, sagt Innenministerin Tamara Zieschang (CDU). Es soll für die mehr als 6.000 Polizisten im Land den Eintritt ins digitale Zeitalter bedeuten – so zumindest der Plan. Seit Oktober läuft das System als Pilot im Jerichower Land. Mittlerweile ist es landesweit im Einsatz. Fast alle Mitarbeiter wurden geschult.

System „Artus hat in Sachsen-Anhalt noch „Kinderkrankheiten“

Bisher verwendeten die Bundesländer insgesamt neun verschiedene Systeme. Bald sollen es nur noch drei sein. Neben Sachsen-Anhalt haben sich unter anderem Schleswig-Holstein, Bremen und die Bundespolizei für Artus entschieden. Jährlich kosten Software und Betrieb das Land 1,5 Millionen Euro. Datenschutz soll im neuen System eine höhere Priorität bekommen haben. Das Programm dokumentiert zum Beispiel jede Einsichtnahme in einen Vorgang.

Einige „Kinderkrankheiten“ habe Artus noch, sagt Polizist Mirko Hermann, der auch Trainer für das neue Programm ist. Probleme bereiten Schnittstellen zu weiteren Programmen oder in andere Bundesländer. „Anlaufschwierigkeiten“ gibt es auch noch bei der Erfassung der Polizeilichen Kriminalstatistik, sagt Andrej Donat aus dem verantwortlichen Referat im Innenministerium. Diese sollen bis Ende des Jahres behoben sein.

Dataport betreibt Polizei-Programm von Sachsen-Anhalt

Das Land betreibt das neue System nicht selbst, wie es beim vorherigen der Fall war. Die Daten laufen über das Rechenzentrum des öffentlichen IT-Dienstleisters Dataport in Schleswig-Holstein. Seit der Einführung gab es laut Ministeriums-Mitarbeiter Donat einzelne Systemausfälle.

Laut Artus-Trainer Hermann lassen sich viele Probleme noch auf Anwenderfehler zurückführen. Die Eingewöhnung könne bis zu zwölf Monate dauern. Dann sollte sich die erhoffte Beschleunigung der Abläufe einstellen.

Olaf Sendel, Landeschef der Deutschen Polizeigewerkschaft, meint: „Wir müssen den Umgang damit noch lernen.“ Peter Meißner, Landeschef des Bundes Deutscher Kriminalbeamter, sieht in Artus „trotz anfänglicher Herausforderungen und eines gewissen Mehraufwandes eine effiziente Erleichterung der Arbeitsprozesse.“

Uwe Bachmann von der Gewerkschaft der Polizei (GdP) sieht Artus als „deutlichen Fortschritt“. Das Land müsse weiter investieren, um Schwachstellen auszuräumen. Einen positiven Effekt erhofft er sich von der Verknüpfung mit den Dienst-Smartphones. Daran wird noch gearbeitet.