"Marmite"-Mangel: Kiwis in der Frühstückskrise
Wellington l In Neuseeland droht eine handfeste Staatskrise: Bei einem Erdbeben im vergangenen Jahr wurde in Christchurch die einzige "Marmite"-Fabrik des Landes so stark beschädigt, dass sie im November die Produktion einstellen musste. Die auf Hefe basierende, braun-klebrige und leicht fleischig riechende Würzpaste "Marmite" gehört aber für viele Neuseeländer genauso zur Nationalidentität wie Schafe, Kiwis und Rugby. Und so langsam geht der beliebte Brotaufstrich zur Neige ... Ein Frühstück ohne "Marmite"? Für echte Neuseeländer unmöglich! Kinder bekommen Weinkrämpfe, viele Insulaner können und wollen ohne die liebevoll "Wagenschmiere" genannte Paste nicht mehr leben. Das kommt Ihnen seltsam vor, liebe Leser? Dann stellen Sie sich mal vor, in Deutschland würde verkündet, in Kürze wären die gesamten Nutella-, Nudossi- und Nusspli-Vorräte aufgebraucht. Anarchie, Bürgerkrieg und Weltuntergang sind noch harmlose Worte, um die möglichen Folgen zu beschreiben.
Zurück nach Neuseeland: Hier trat der Geschäftsführer der Herstellerfirma auch noch so richtig ins Fett- ... ähm Würzpaste-Näpfchen, indem er die Kunden bat, mit ihren Vorräten sparsam umzugehen und die Regale nicht mit Hamsterkäufen zu leeren. Sie können es sich denken: Genau das Gegenteil trat ein und die Neuseeländern stürmten panisch in die Läden. Große Mengen "Marmite" wurden plötzlich zu horrenden Preisen im Internet verhökert.
Mittlerweile hat die Krise höchste politische Kreise erreicht: So gestand Premierminister John Key, auf in Australien hergestelltes "Marmite" umgestiegen zu sein. Für echte Neuseeländer ist das jedoch genauso unvorstellbar wie der Herr der Ringe ohne Hobbits. Sie müssen ihr "Marmite" nun dünner aufs Toastbrot schmieren und auf Juli warten - dann soll die Produktion des Originals wieder anlaufen.