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Regioscan in Magdeburg präsentiert Max Mustermann ist nicht länger anonym

Von Karolin Aertel und Martin Rieß 27.02.2014, 01:16

Magdeburg. Wer ist eigentlich dieser Max Mustermann? Ständig taucht er auf Personalausweisen, Lohnsteuerkarten und anderen Dokumenten auf. Ja sogar einen eigenen Stimmzettel hat der Herr. So richtig kennt ihn niemand. Dabei ist er immer und überall gegenwärtig. Ebenso wie seine Frau. Auch von der Erika hat man bisher nur gelesen. Bisher!

Denn seit Dienstagabend haben gut 300 Vertreter aus Wirtschaft, Politik und Medienlandschaft zumindest eine Vorstellung davon, wer oder was Max und Erika Mustermann sind.

Die Mediengruppe Magdeburg, zu der auch die Volksstimme gehört, begab sich im Rahmen einer Regionalstudie auf die Suche nach dem unbekannten Paar mit Hilfe einer Marktforschungsstudie. Einige Erkenntnisse über sie stellte der für die Marktanalyse zuständige Torsten Bühring vor. Um das Paar ausfindig zu machen, seien 3777 Interview-Stunden geführt worden, wie die stellvertretende Verlagsleiterin, Carola Korzenek, verriet.

Das Besondere: Die Experten gruben auf ihrer Suche für jede Region von der Altmark bis Zerbst einen eigenen Max Mustermann aus. Über den Magdeburger wisse man nun, dass er größtenteils positiv in die Zukunft schaut, dass er die Zeitungen für sehr glaubwürdig hält, mehr auf Qualität als auf den Preis achtet und viel lieber im Garten arbeitet, als einkaufen zu gehen. Darüber hinaus fanden sie heraus, dass Frau Mustermann lieber einen Neuwagen kauft, während Herr Mustermann einen Gebrauchtwagen bevorzugt.

Nun, nachdem Max und Erika keine Unbekannten mehr sind, gilt es diese Informationen zu nutzen.Michael Horstmann von der Intelligence Unit Consulting sehe die Zweckdienlichkeit der Daten im Wesentlichen für Firmen, die sich an Endverbraucher richten.

Sven Fricke, Leiter des Unternehmerbüros Barleben, sei schon ganz gespannt auf die vertiefenden Informationen über das Pärchen Mustermann, aber auch die anderen Sachsen-Anhalter. "Ich kenne nichts Vergleichbares, was die Region widerspiegelt." Besonders überrascht - weil der Glücksstudie widersprechend - habe ihn die hohe Zufriedenheit der Sachsen-Anhalter (und von Herrn Mustermann). Das verblüffte auch City-Carré-Centermanager Guido Reuter. Ebenso wie die Tatsache, dass 2576 Personen 180 Fragen gestellt worden sind. "Die armen Männer und Frauen am Telefon", kommentierte er augenzwinkernd. Reuter, der in seinem BWL-Studium in Statistik übrigens Eine eins hatte, finde Zahlen, Tabellen und Statistiken "total toll". Doch rein statistisch gesehen habe er mit Max Mustermann vermutlich nicht so viele Gemeinsamkeiten. Doch um über den Unbekannten Schlüsse zu ziehen, wolle er sich via MM-Regioscan erst einmal genauer informieren.

Schlüsse ziehen möchte indes Prof. Dr. Carlos Melches von der Hochschule Magdeburg-Stendal. Das selbst als Sprachwissenschaftler und nicht als Mann der Wirtschaft oder Statistik? "Na ja, bevor ich mich in Deutschland dem Studium der Philosophie und der Alten Sprachen gewidmet habe, hatte ich mich an der Universität in meiner Heimat Madrid auch auf Erziehungswissenschaften konzentriert." Und da lernt man Statistiken schätzen und interpretieren. Und was nutzen dem Studiendekan des Fachbereichs Kommunikation und Medien die Erkenntnisse über die Menschen im nördlichen Sachsen-Anhalt? "Ich arbeite derzeit an einem Projekt, bei dem es um die Willkommenskultur für junge Spanier auf dem regionalen Ausbildungs- und Arbeitsmarkt geht. Da können diese Erkenntnisse von großem Nutzen sein", so der Professor.

Marco Fehrecke, Geschäftsführer der Magdeburger Verlags- und Druckhaus GmbH (MVD), der die Zuhörer gemeinsam mit der Anzeigenleiterin Carola Korzenek auf den Vortrag von Torsten Bühring eingestimmt hatte, sagt nach der Veranstaltung: "Ich finde es sehr spannend, wie sich das wirtschaftliche und mediale Geschehen im nördlichen Sachsen-Anhalt darstellt." Und, findet sich der Geschäftsführer der MVD selbst wieder? "Ja klar: Beispielsweise bin ich auch einer jener, die zur Arbeit aus dem Jerichower Land in Magdeburg einpendeln und somit einen großen Teil der beruflichen und Freizeit in Magdeburg verbringen." Wenn Marco Fehrecke übrigens selbst einmal gebeten wird, an einer Umfrage teilzunehmen, dann verweigert er sich diesem Ansinnen der Meinungsforscher nach Möglichkeit nicht: "Ich weiß ja, wie wichtig Umfragen für Wirtschaft und viele andere Bereiche der Gesellschaft sind."

Etliche weitere Gäste im Hörsaal zeigten übrigens, in welch unterschiedlichen Bereichen die Studie das Interesse der Menschen herauskitzelt: Mit dabei waren beispielsweise auch Alexander Bieß, Co-Vorsitzender des Vereins Kulturanker, Ralf Wege von der IHK und Martin Hummelt - selbstständiger Unternehmer mit der Agentur Fresh-Pepper. Und Steffen Schüller, Geschäftsführer der MVGM, interessiert insbesondere das Freizeitverhalten in den Randbereichen Sachsen-Anhalts.