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Mobilität E-Roller als Gefahr für Radfahrer?

Laut ADFC in Sachsen-Anhalt kann Fahrradfahren lebensgefährlich werden. Mit elektrischen Tretrollern könnte sich die Situation zuspitzen.

18.06.2019, 07:38

Magdeburg (dpa) l Künftig dürfen sie auf Straßen und Fahrradwegen rollen – doch nicht alle sind davon begeistert: Elektrische Tretroller stellen aus Sicht von Experten ein neues Risiko für Radfahrer in Sachsen-Anhalt dar. Die Radwege im Land seien ohnehin schlecht ausgebaut, sagte der Landesvorsitzende des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) Sachsen-Anhalt, Martin Hoffmann, in Magdeburg. Strecken endeten abrupt, seien mit Schlaglöchern übersät oder viel zu schmal konstruiert. Die sogenannten E-Scooter dürften bald auf Radwegen rollen und damit neue Probleme für den Radverkehr heraufbeschwören, so der Verkehrsexperte.

"Einerseits sind die E-Roller sinnvoll, weil sie einige Menschen vielleicht davon abhalten, auf kurzen Strecken ins Auto zu steigen", sagte Volker Preibisch vom ADFC in Sachsen-Anhalt. Somit leisteten sie einen Beitrag zum Umweltschutz. Aber anderseits nehme der Platz auf den ohnehin schon engen Radwegen durch die kleinen Gefährte noch mehr ab. Kollisionen mit Radfahrern seien vorprogrammiert.

Bei den E-Scootern handelt es sich den Angaben zufolge um Roller, die elektrisch betrieben werden. Im Mai hatte der Bundesrat den Weg für eine Zulassung der Gefährte freigemacht. Frühestens im Juli sollen sie überall rollen dürfen, hieß es im Juni beim Kraftfahrt-Bundesamt in Flensburg. Mit bis zu Tempo 20 sind diese Roller aus ADFC-Sicht relativ schnell und vor allem nahezu geräuschlos unterwegs. "Die Unfallzahlen werden deshalb vermutlich steigen", sagte Hoffmann.

Laut Polizei starben im Vorjahr im Land allein 16 Radfahrer im Straßenverkehr. An Hunderten Unfällen waren Radfahrer beteiligt. In diesem Jahr starben bereits neun Menschen bei einem Unfall mit dem Fahrrad, wie die Polizeiinspektionen mitteilten.

Das Problem in Sachsen-Anhalt sei die schlechte Aufteilung des öffentlichen Raums, so der Landesvorsitzende. Gerade in Großstädten wie Halle oder Magdeburg verliefen Straßen für Autos und Lastwagen meist direkt neben schmalen und oft schlecht markierten Radwegen, daneben parkten Autos. Vorbeirauschende Lastwagen oder sich öffnende Türen von parkenden Autos könnten schnell zur Lebensgefahr für den Radfahrer werden, so Hoffmann.

Dennoch gebe es kleine Fortschritte. "Es tut sich auch etwas", sagte Hoffmann. Einige Kommunen entdeckten das Thema Radfahren langsam für sich und handelten. Um Städte und Landkreise zu unterstützen, werde bis Ende des Jahres die Arbeitsgemeinschaft fahrradfreundlicher Kommunen im Land gegründet, erklärte Hoffmann. Sie werde den Radverkehr fördern. Der ADFC fordert zudem, dass innerorts für Autofahrer Tempo 30 gelte. Außerdem müssten Radwege besser markiert und durchgängig befahrbar sein.