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Naturschutz Fluch und Segen für Störche im Land

Sie stelzen über Stoppelfelder oder sitzen oben in ihren Nestern: Störche sind ein Hingucker. In diesem Jahr gab es Freud und Leid.

05.10.2020, 06:14

Loburg (dpa) l Das trockene Wetter ist in diesem Jahr Fluch und Segen für die Störche in Sachsen-Anhalt gewesen. "Wir rechnen mit einem mittleren Storchenjahr", sagte Storchenexperte Michael Kaatz von der Vogelschutzwarte Loburg. Die Tiere hätten trockenes Wetter im Frühjahr gehabt und somit "einen guten Einflug" erlebt, erklärte Kaatz. Es wurden viele Nester besetzt. Allerdings wurden weniger Junge ausgebrütet als in anderen Jahren, was aber nicht problematisch für den Bestand gewesen sei.

"Der Mai war zwar zu trocken", sagte der Storchenexperte. Dadurch habe es kaum Regenwürmer für die hungrigen Mäuler gegeben. Dafür gab es aber auch keine hohen Niederschlagsmengen, die zu großen Verlusten beim Nachwuchs hätten führen können. Wie viele Storchenpaare genau den Sommer in Sachsen-Anhalt verbracht hätten, sei noch unklar. Bis Mitte Oktober sollten die endgültigen Zahlen zur Population aus allen Teilen des Landes zusammengetragen werden.

Im vergangenen Jahr lebten 557 Storchenpaare im Land. Das waren exakt so viele wie 2018, wie Kaatz erklärte. Im Vergleich zu anderen Bundesländern sei das zufriedenstellend. In Mecklenburg-Vorpommern etwa nehme der Bestand an Störchen ab. In Thüringen hingegen zeichne sich ab, dass in diesem Jahr mehr Störche als im Vorjahr da gewesen seien, sagte Kaatz, der gut mit anderen Experten vernetzt ist.

Anfang August machten sich in diesem Jahr die ersten Störche aus Sachsen-Anhalt bereits auf die lange Reise in den Süden. "Sie hatten keine Probleme, loszuziehen", sagte der Experte. Das Flugwetter mit Sonnenschein und größtenteils Trockenheit sei bestens gewesen. In der Regel zögen die Tiere über die Westroute nach Spanien und Afrika oder gen Osten über den Nahen Osten nach Afrika.

Nur wenige Störche blieben den Winter über in Sachsen-Anhalt. Meist seien es weniger als zehn Tiere, die den Versuch wagten, erläuterte Kaatz. Bei den in Bayern oder Baden-Württemberg lebenenden Störchen seien es jedes Jahr weitaus mehr. "Die Kälte ist meistens nicht das Problem." Wichtiger sei, dass es nicht so viel schneie, damit es ausreichend Futter gebe.