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Sanierungsprogramm Neue Radwege will das Land

Sachsen-Anhalt will das noch recht dünne Radwegenetz ausbauen und vorhandene Strecken auf Vordermann bringen.

Von Jens Schmidt 15.08.2017, 01:01

Magdeburg l Sachsen-Anhalts Verkehrsministerium hat am Montag sein Radwege-Sanierungsprogramm gestartet. „Wir haben 640 Kilometer Radwege an Landesstraßen – auch die unterliegen dem Verschleiß“, sagt Minister Thomas Webel fast entschuldigend, dass eben nicht nur Autofahrer sondern auch Radler eine ordentliche Piste wollen. Risse und Baumwurzeln haben dem Asphalt erheblich zugesetzt, einige Wege sind mittlerweile 15 bis 20 Jahre alt. Zunächst erfasst ein Techniker vom Tüv Rheinland mit einem Kamera-Spezialwagen den Zustand aller Strecken. Er begann am Montag seine Tour auf dem Radweg zwischen Magdeburg und Niederndodeleben (Landkreis Börde). Bis Ende September sollen die gesamten 640 Kilometer fotografiert sein. Klingt viel, ist es aber nicht. Torsten Schmökel vom Tüv, der das Spezialauto auch anderswo in Deutschland fährt, kennt da ganz andere Längen. „In Niedersachsen hat mancher Landkreis allein 300 Kilometer.“

Sachsen-Anhalt zeigte sich beim Thema Fahrrad lange knausrig: Gerade mal eine Million Euro gab es pro Jahr. Die Grünen setzten in den Koalitionsverhandlungen 2016 fast eine Versiebenfachung der Gelder durch. Seit diesem Jahr kommen 6,8 Millionen aus dem Landestopf - jährlich. Außerdem gibt Berlin Geld für die Radwege entlang der Bundesstraßen. Bis 2030 sollen so insgesamt 66 Millionen Euro in Sachsen-Anhalt investiert werden.

Für die Straßenbauer ist das eine neue Lage. Sie haben jetzt viel Geld – aber gar nicht genügend baureife Pläne in der Schublade. Das Problem: Wer einen neuen Radweg bauen will, muss in ein anstrengendes Planverfahren: Umweltschutz, Grundstücke abkaufen und und und. Ehe eine Genehmigung vorliegt, ist schnell ein Jahr herum, ohne dass ein Euro für den Bau investiert wäre. „Daher legen wir den Schwerpunkt erstmal auf die Sanierung, damit die Gelder dieses Jahr auch abfließen“, sagt Uwe Langkammer, Chef des Landstraßenbauamts. Bereits in diesem Jahr angeschoben sind unter anderem die Sanierung der Radwege Wolmirstedt - Samswegen (Börde) oder Burg Grabow (Jerichower Land).

Der ADFC, die Interessensvertretung der Radfahrer, ist zufrieden. „Hauptsache, das Radwege-Geld wird nicht für eine Autobahn eingesetzt“, sagt Landesvorsitzender Michael Hoffmann. Wunschlos glücklich ist der Verband freilich nicht. Auf der Liste ganz oben stehen: Bessere Anbindungen aus dem Umland in die Zentren; möglichst kreuzungsfreie Radwege in den großen Städten; intelligente, sichere Ampelschaltungen; bessere Ausschilderung. Bei einer Umfrage unter 120.000 Radfahrern in Deutschland im vorigen Jahr bekamen Sachsen-Anhalts Städte Magdeburg und Halle recht bescheidene Noten: eine 4,2.

„Wir müssen mehr Leute aufs Rad bekommen“, sagt Hoffmann. „Das geht aber nur über attraktive und sichere Radwege.“