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Internetseite ist nicht mehr aktiv Ominöses Trauerregister verschwindet

Von Dennis Lotzmann 08.08.2014, 03:11

Halberstadt/Schönebeck l Das ominöse Internetportal "Zentrales Trauerregister" ist abgeschaltet worden. Die von einer Firma in Amerika betriebene Internetseite "www.trauerregister.de" ist seit wenigen Tagen nicht mehr aufrufbar. Offenbar ist den Strippenziehern der Versuch, ahnungslosen Trauernden Geld aus der Tasche zu ziehen, nach einer ganzen Reihe von Strafanzeigen in Deutschland zu heiß geworden. Möglicherweise haben aber auch deutsche Behörden dem Treiben von Amts wegen Einhalt geboten.

Die Firma hatte nach Recherchen der Volksstimme bundesweit versucht, Hinterbliebene zu betrügen. Auch im Bereich Schönebeck sowie im Harz hatte es mehrere Fälle gegeben. Allerdings gingen den Bauernfängern zumindest im Harz offenbar keine Opfer ins Netz. Nach Angaben von Polizeisprecher Uwe Becker sind im Halberstädter Revier vier Anzeigen aktenkundig. "In diesen Fällen haben die Betroffenen aber nicht gezahlt."

Die Masche der in Amerika ansässigen Firma war ebenso simpel wie makaber: Traueranzeigen, die Hinterbliebene in Tageszeitungen geschaltet und auf deren Web-Seiten auch ins Internet gestellt hatten, präsentierte die Firma ungefragt auf ihrer eigenen Trauerregister-Internetseite. Parallel dazu recherchierten die Macher die Adressen der Hinterbliebenen und konfrontierten diese für ihre Leistung mit Rechnungen über 395,20 Euro - zu zahlen binnen fünf Tagen auf ein Konto in Zypern. Um ihrem Treiben einen amtlichen Anstrich zu verpassen, prangte auf den Rechnungen, die Schreiben der Bundesregierung ähnelten, ein modifizierter Bundesadler.

"Eine aktuelle Masche, mit der die Unbekannten nahtlos an ähnliche Fälle anknüpfen", sagt ein Insider, der ungenannt bleiben möchte. Jetzt seien es Traueranzeigen, vorher waren es Handelsregister oder Patentregister im Internet. Auch hier hätten sich die Täter Datensätze besorgt und dann die Unternehmer angeschrieben. "Beim angeblichen Handelsregister gingen sie besonders perfide vor - wer den Vordruck unterschrieb, hatte im schlimmsten Fall gleich ein Abonnement abgeschlossen", erzählt der Szenekenner. Mit fatalen Folgen: "Am Ende bestand die Gefahr, dass ein unter fragwürdigen Bedingungen unterzeichnetes Papier in einen rechtskräftigen Vertrag mündet."

Der Insider sieht gut organisierte Strukturen, die immer wieder mit neuen Tricks zuschlagen: "Wir können nur raten, skeptisch und vorsichtig zu sein und bei Zweifeln die Polizei zu kontaktieren."