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Pädagogik Sachsen-Anhalt mit meisten Kita-Kleinkindern

In Sachsen-Anhalt ist die Qualität in Kindertagesstätten gestiegen, aber die Anzahl der Erzieher ist noch immer nicht ausreichend.

26.09.2019, 09:09

Gütersloh/Magdeburg (dpa) l Sachsen-Anhalt hat die Personalsituation in Krippen- und Kindergartengruppen in den vergangenen fünf Jahren so stark verbessert wie kein anderes Bundesland. Zu dem Ergebnis kommt das diesjährige Ländermonitoring Frühkindliche Bildungssysteme der Bertelsmann Stiftung. Demnach war eine vollzeitbeschäftigte pädagogische Fachkraft in Krippengruppen zum 1. März 2018 rein rechnerisch für 5,8 ganztagsbetreute Kinder zuständig. 2013 habe die Betreuungsrelation noch bei 1 zu 6,7 gelegen. In den Kindergartengruppen habe eine Erzieherin nach 12,6 Kindern im Jahr 2013 nun noch 11,2 Kinder betreut.

Die Empfehlungen der Bertelsmann-Stiftung gehen aber weit darüber hinaus. Idealerweise kämen aus ihrer Sicht in Krippengruppen maximal drei und in Kindergartengruppen 7,5 Kinder auf eine pädagogische Fachkraft. Wissenschaftliche Untersuchungen zeigten, dass rund ein Drittel der Erzieher-Arbeitszeit für Aufgaben außerhalb der pädagogischen Praxis benötigt werden, für Elterngespräche, Bildungsdokumentation, Urlaub und Fortbildungen.

Die Umsetzung wäre aber sehr teuer. Den Berechnungen der Experten zufolge wären 8450 zusätzliche Fachkräfte nötig. Das würde der Bertelsmann Stiftung zufolge Mehrkosten von rund 390 Millionen Euro jährlich bedeuten. Die Personalkosten insgesamt lägen dann jedes Jahr bei 940 Millionen Euro.

Zusätzliche 900 vollzeitbeschäftigte Leitungskräfte wären der Schätzung der Bertelsmann Stiftung zufolge nötig, um Leitungsaufgaben wahrnehmen zu können ohne dass die Betreuung von Kindern leidet. Für die professionelle Leitung der Kitas sei unabhängig von der Größe je eine Grundausstattung von 20 Wochenstunden sowie zusätzliche Zeit je nach Zahl der betreuten Kinder nötig. Bislang entsprächen dem nur rund fünf Prozent der Einrichtungen.

Die zusätzlichen Erzieherinnen und Erzieher sind aus Sicht der Bertelsmann Stiftung nicht nur nötig, um die Bildungschancen der Kinder zu erhöhen. Es gehe auch darum, mehr Menschen für die Arbeit im Kita-Alltag zu begeistern. Die Arbeitsbedingungen müssen gut und attraktiv sein.

Um neue Fachkräfte zu gewinnen, empfehlen die Experten dass sich die Länder auf einheitliche Ausbildungsbedingungen verständigen, damit der Wechsel zwischen den Bundesländern einfacher ist. Zudem brauche es bundesweit eine kostenfreie Ausbildung und eine angemessene Ausbildungsvergütung. Dafür benötigten die Länder eine verlässliche, finanzielle Beteiligung des Bundes. Die Bundesmittel im Gute-Kita-Gesetz müssten nach 2022 erhöht werden.

Ganz vorn im Bundesvergleich ist Sachsen-Anhalt bei der zahlenmäßigen Betreuung der Kinder bis drei Jahren. 2018 wurden der Studie zufolge 57 Prozent der Kinder im Krippenalter in einer Kita oder bei Tageseltern betreut. Bei den ab Dreijährigen sind es wie bundesweit auch 93 Prozent der Kinder. Die absolute Zahl der Kita-Kinder stieg binnen der vergangenen zehn Jahre deutlich an von rund 85.400 im Jahr 2008 auf nun etwa 93.400. Landesweit gibt es rund 1790 Kitas.

Hervorgehoben wird auch die Ausbildung des Kita-Personals. Sachsen-Anhalt gehöre zu den Bundesländern mit dem höchsten Anteil von Beschäftigten mit einem fachlich einschlägigen Fachschulabschluss. So seien etwa 86 Prozent ausgebildete Erzieher, in den westdeutschen Bundesländern seien das nur 67 Prozent.