71-jähriger Gerhard Weiher aus Schönwalde fühlt sich auf dem Kutschbock jung und pudelwohl Pferdemarkt: "Das ist meine Welt"
Pferdefreunde sind beim Havelberger Pferdemarkt 2012 wieder voll auf ihre Kosten gekommen. Und das nicht nur durch den Anblick schöner Pferde und den Handel mit diesen Tieren.
Havelberg l Gerhard Weiher ist mittlerweile 71 Jahre alt und damit, wie er auch selbst von sich sagt, "nicht mehr der Jüngste auf den Beinen". Was den Senior aus Schönwalde- Glien (Land Brandenburg) allerdings nicht davon abhält, Jahr für Jahr am ersten Septemberwochenende mit Pferden seines Reiterhofes in die Domstadt zu kommen. Und wenn er auf dem Pferdemarkt Schauprogramme gibt, auch selbst noch auf dem Kutschbock Platz zu nehmen. Nur in den Sattel steigt er nicht mehr - "das können die Jüngeren für mich übernehmen", entgegnet er mit einem verschmitzten Lächeln.
Der Pferdemarkt in Havelberg und zu Hause die Pferde auf dem Reiterhof - "beide sind schon seit meiner Kindheit meine ständigen Begleiter", erzählt Gerhard Weiher. "Die Pferde sind mein Leben. Ich bin mit ihnen groß und alt geworden und irgendwann werde ich wohl auch auf dem Kutschbock einschlafen und von dieser Welt gehen", ist er sich sicher.
In diesem Jahr war der Altmeister auf dem Pferdemarkt mal wieder sehr gefragt. Zunächst als Kutscher für den Bürgermeister zur Eröffnung. Und dann als Programmgestalter. "Die Pferdeshows hier wechseln jährlich zwischen verschiedenen Anbietern", erklärt er, "nach zwei Jahren bin ich nun wieder an der Reihe." Wie oft er die Marktbesucher in Havelberg schon unterhalten hat? "Darüber führe ich kein Buch", antwortet der 71-Jährige, "aber es dürften schon zahlreiche Auftritte zusammengekommen sein."
Als Überraschung für die zahlreichen Zuschauer seiner Show hatte Gerhard Weiher zum diesjährigen Fest die größte und die kleinste Pferderasse der Welt mitgebracht. Gleich im ersten Bild stellte er die Tiere vor: einen neun Jahre alten Shire Horse, der es auf ein Stockmaß von knapp über zwei Metern bringt, und daneben eine 83 Zentimeter messende Mini-Shettlandponystute namens "Biestli". Auf seinem Reiterhof habe er noch ein kleineres Tier dieser Rasse zu stehen, ließ er die interessierten Besucher wissen. Diese konnten sich dann im Anschluss noch über die verschiedensten Gespanne mit verschiedenen Kutschen freuen, darunter drei Pferde in einer sogenannten Random-Anspannung, eine Fahrquadrille und ein Römerwagen.
In einer kleinen Pause mitten im Programm lud der Altmeister alle Schaulustigen ein, an einer Versteigerung von gebrauchten pferdetypischen Erzeugnissen teilzunehmen, zu denen zum Beispiel ein alter Reitsattel oder ein Paar Gummireitstiefel der Größe 44 zählten. Den Erlös möchte der Pferdeliebhaber einer Kindertagesstätte in Havelberg zukommen lassen. "Schließlich bin ich schon mein ganzes Leben mit dieser Stadt verbunden", begründet er.
Der jährliche Pferdemarkt ist "ein absolutes Muss" für den Schönwalder. "Das ist meine Welt. Für die Woche, in der die Veranstaltung fällt, werden alle anderen Termine gestrichen", macht er deutlich, wie wichtig ihm in jedem Jahr die Reise in die Domstadt ist. "In Havelberg trifft man Leute, die man sonst nicht trifft. Ganz früher war das noch in der Kneipe zu Hause der Fall - aber die Zeiten haben sich geändert", sagt er. Auch der Handel mit Pferden sei inzwischen wesentlich schwerer und komplizierter geworden. In Havelberg nutze er die gute Gelegenheit zum Kauf und zum Verkauf. Auch lieb gewonnene Tiere müssten immer wieder Mal zu einem anderen Besitzer wechseln. Nur dadurch könne ein Geschäft wie ein großer Reiterhof auch in Zukunft bestehen.
Wenn der 71-Jährige auf dem Kutschbock sitzt, "dann erwachen in mir alle Lebensgeister und ich fühle mich jung wie ein Teenager", gibt er im Gespräch zu verstehen. "Und wenn ich dann auch noch junge Mädels mit ihren Pferden um mich herum habe, dann schlägt mein altes Herz gleich noch mal so schnell ..."