Magdeburg l Sie sind bei Autofahrern wegen ihrer Effizienz höchst unbeliebt: Die sogenannten Superblitzer. Gemeint sind die kaum als solche erkennbaren autonom arbeitenden gepanzerten Foto-Anhänger am Straßenrand. Die neuesten Zahlen zeigen nun einen erheblichen Anstieg aller Verwarn- und Bußgeldverfahren gegenüber dem Vorjahr um 64,3 Prozent auf 314.261 Fälle. Die Zahl hatte in den Jahren zuvor die 200.000-Marke nicht überschritten. Direktor der Polizeiinspektion (PI) Zentrale Dienste Peter Reisse: „Wir setzen vermehrt auf die moderne stationäre und halbstationäre Technik. Damit haben sich in den letzten Jahren kontinuierlich die festgestellten Geschwindigkeitsverstöße gesteigert.“
Was das bedeutet zeigen allein die Zahlen aus der Polizeiinspektion Magdeburg. Der dortige Anhänger, der wegen eines Brandanschlages seit November nur noch Schrott ist, hatte bis dahin sogar den größten Anteil an der Statistik. Frank Müller vom Zentralen Verkehrs- und Autobahndienst in der Börde: „114.169 Mal hat das Gerät vor allem in den Baustellen der A2 und A14 bei Verstößen ausgelöst.“ Würde jedes Bild nur ein Verwarngeld von 40 Euro nach sich ziehen, dürfte das allein rund 4,5 Millionen Euro ausmachen.
Vorerst endete der Einsatz aber am 18. November. Unbekannte setzten den „Enforcement-Trailer“ an der A14 bei Dolle mit einem Thermitschweißgerät in Brand. Die PI Zentrale Dienste beziffert den Schaden auf 175.000 Euro. Alle Daten der letzten Stunden wurden dabei vernichtet. Polizeisprecher Matthias Lütkemüller vom Revier Börde: „Die Ermittlungen sind noch nicht abgeschlossen, weil DNA-Spuren im Landeskriminalamt noch ausgewertet werden.“ Damit sind von den vier im vergangenen Jahr angeschafften Geräten der Landespolizei nur noch drei übrig. Eines davon ist ein Reserve-Gerät, das bisher in Reparatur war und nun in der Polizeiinspektion Magdeburg eingesetzt wird.
Grund für die Zunahme der durch die Polizei erwischten Raser sind aber nicht nur die Blitzer-Anhänger. Diese hatten fast die Hälfte aller Ordnungsgelder im vergangenen Jahr mit 141.300 Fällen produziert. Hinzu kommen auch die beiden stationären Blitzer auf der Autobahn 2 bei Bornstedt und Magdeburg, die ein weiteres Viertel der Verfahren (80.000) ausmachen.
Deutlich zu spüren bekommt dies auch das Amtsgericht Haldensleben. Laut dessen Sprecher Christian Löffler gab es im Jahr 2020 rund 1600 Einsprüche. In diesem Januar waren es schon 430. Inzwischen macht das die Arbeitszeit von zwei Richtern aus.
Bei den Kommunen sanken im Jahr 2020 die in der Zentralen Bußgeldstelle erfassten Fälle von 44.005 auf 37.065.