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Neue Technik Polizei blitzt im Land so viel wie nie

Die Verwarn- und Bußgeldverfahren sind gegenüber dem Vorjahr um 64.3 Prozent auf 314.261 gestiegen. Hauptgrund: die neuen Superblitzer.

Von Matthias Fricke 18.03.2021, 09:00
Fahrzeuge passieren am 17.10.2017 an der Autobahn A1 bei Kamen (Nordrhein-Westfalen) einen sogenannten «Enforcement Trailer», eine mobile Anlage zur Geschwindigkeitsmessung. Die Anlage besitzt eine eigene Stromversorgung und kann über mehrere Tage selbstständig die Geschwindigkeiten messen. Der Standort des Trailers ist dabei jederzeit veränderbar. Es ist die erste Anlage dieser Art der Dortmunder Polizei. Foto: Bernd Thissen/dpa +++(c) dpa - Bildfunk+++ | Verwendung weltweit
Fahrzeuge passieren am 17.10.2017 an der Autobahn A1 bei Kamen (Nordrhein-Westfalen) einen sogenannten «Enforcement Trailer», eine mobile Anlage zur Geschwindigkeitsmessung. Die Anlage besitzt eine eigene Stromversorgung und kann über mehrere Tage selbstständig die Geschwindigkeiten messen. Der Standort des Trailers ist dabei jederzeit veränderbar. Es ist die erste Anlage dieser Art der Dortmunder Polizei. Foto: Bernd Thissen/dpa +++(c) dpa - Bildfunk+++ | Verwendung weltweit dpa

Magdeburg l Sie sind  bei Autofahrern wegen ihrer Effizienz höchst unbeliebt: Die sogenannten Superblitzer. Gemeint sind die  kaum als solche erkennbaren autonom arbeitenden gepanzerten Foto-Anhänger am Straßenrand. Die neuesten Zahlen zeigen nun einen erheblichen Anstieg aller Verwarn- und Bußgeldverfahren gegenüber dem Vorjahr um 64,3 Prozent auf 314.261 Fälle. Die Zahl hatte in den Jahren zuvor die 200.000-Marke nicht überschritten. Direktor der Polizeiinspektion (PI) Zentrale Dienste Peter Reisse: „Wir setzen vermehrt auf die moderne stationäre und halbstationäre Technik. Damit haben sich in den letzten Jahren kontinuierlich die festgestellten Geschwindigkeitsverstöße gesteigert.“ 
Was das bedeutet zeigen allein die Zahlen aus der Polizeiinspektion Magdeburg. Der dortige Anhänger, der wegen eines Brandanschlages seit November nur noch Schrott  ist,  hatte bis dahin sogar den größten Anteil an der Statistik.  Frank Müller vom Zentralen Verkehrs- und Autobahndienst in der Börde: „114.169 Mal hat das Gerät vor allem in den Baustellen der A2 und A14 bei Verstößen ausgelöst.“ Würde jedes  Bild  nur ein Verwarngeld von 40 Euro nach sich ziehen,  dürfte das  allein rund 4,5 Millionen Euro ausmachen.   
Vorerst  endete der Einsatz aber am 18. November. Unbekannte  setzten den  „Enforcement-Trailer“ an der A14 bei Dolle mit einem Thermitschweißgerät in Brand.  Die PI Zentrale Dienste beziffert den Schaden auf  175.000 Euro. Alle Daten der letzten Stunden wurden dabei vernichtet. Polizeisprecher  Matthias Lütkemüller vom Revier Börde: „Die Ermittlungen sind noch nicht abgeschlossen, weil DNA-Spuren im Landeskriminalamt noch ausgewertet werden.“ Damit  sind von den vier im vergangenen Jahr angeschafften Geräten der Landespolizei nur noch drei übrig. Eines davon ist ein Reserve-Gerät, das bisher in Reparatur war und nun in der Polizeiinspektion Magdeburg eingesetzt wird. 
Grund für die Zunahme der durch die Polizei erwischten  Raser sind aber nicht nur die  Blitzer-Anhänger. Diese hatten  fast die Hälfte aller Ordnungsgelder im vergangenen Jahr mit 141.300 Fällen produziert. Hinzu kommen auch die beiden stationären Blitzer auf der Autobahn 2 bei Bornstedt und Magdeburg, die ein weiteres  Viertel der Verfahren (80.000) ausmachen.
Deutlich zu spüren bekommt dies auch das Amtsgericht Haldensleben. Laut dessen Sprecher Christian Löffler gab es im Jahr 2020 rund 1600 Einsprüche. In diesem Januar waren es schon 430. Inzwischen macht das die Arbeitszeit von zwei Richtern aus.
Bei den Kommunen sanken im Jahr 2020 die in der Zentralen Bußgeldstelle erfassten Fälle von 44.005 auf 37.065.