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Polizei Deutlich mehr Planenschlitzer-Überfälle

Hochwertige Smartphones, Kameras und Fischkonserven: Kriminelle schlitzen immer mehr Lastwagen auf der Suche nach kostbaren Waren auf.

04.02.2019, 08:19

Magdeburg (dpa) l Die Zahl der Überfälle auf Lastwagen hat in Sachsen-Anhalt stark zugenommen. 2018 wurden landesweit 737 Fälle registriert, wie der Sprecher des Landeskriminalamts (LKA), Andreas von Koß, in Magdeburg sagte. In 184 Fällen wurden Waren von den Ladeflächen gestohlen. Im Vorjahr gab es noch knapp 30 Prozent weniger Überfälle sogenannter Planenschlitzer. Dennoch machten die Diebe in fast ebenso vielen Fällen wie 2018 Beute. Der geschätzte Schaden allein an den gestohlenen Gütern belief sich im vergangenen Jahr auf mehr als vier Millionen Euro. Hinzu kämen Schäden an den Lastwagen sowie durch Produktionsausfälle, hieß es.

Um die Straftaten besser bekämpfen zu können, wurde im vergangenen Sommer das Projekt "Cargo" gestartet. Die Expertengruppe mit Federführung in Magdeburg übernimmt die Koordinierung der bundesweiten Ermittlungen zu den Diebstählen auf Lastwagen und pflegt den Angaben zufolge eine länderübergreifende Datenbank. "Die Aufgabe ist primär, sämtliche Informationen zum Planenschlitzen zu sammeln, auszuwerten und allen beteiligten Partnern zur Verfügung zu stellen", erklärte von Koß. Die Projektstelle selbst bearbeite keine Fälle oder führe groß angelegte Kontrollen durch.

Das Projektbüro stelle jedoch den Informationsaustausch zwischen den Partnern sicher. Dazu gehöre, nationale und internationale Meetings zu planen und in engem Kontakt mit Europol – dem Europäischen Polizeiamt – zu stehen, erläuterte der LKA-Sprecher. Besonders in Polen gebe es gut organisierte Planenschlitzer-Banden, die auf deutschen Raststätten unterwegs seien. Sie brächten die Waren anschließend nach Polen und verkauften sie von da aus weiter.

Aber auch mit den Landeskriminalämtern in Sachsen, Brandenburg, Niedersachsen und Nordhein-Westfalen gebe es ein enges Zusammenspiel, sagte von Koß. Wichtig sei zudem, mit ausländischen Behörden etwa in Polen, Tschechien, Frankreich und Österreich zusammenzuarbeiten. Denn das Ziel sei, die genauen Abläufe der Planenschlitzer zu kennen. Und diese seien nicht nur in Sachsen-Anhalt unterwegs.

Im vergangenen Jahr konnten das "Cargo"-Projekt bereits erste Erfolge feiern. Im März 2018 wurden auf einem Parkplatz der Autobahn 9 in Sachsen-Anhalt mehrere Lastwagenplanen aufgeschlitzt und Kameras im Wert von rund 130.000 Euro gestohlen, wie von Koß sagte. Im Juli wurde in Polen im Zusammenhang mit einem anderen Delikt ein Mann gefasst, bei dem zufällig auch Kameras gefunden wurden. Die polnische Polizei informierte "Cargo" darüber. Es stellte sich heraus: Es waren die gestohlenen Kameras aus Sachsen-Anhalt.

Die Planenschlitzer gingen meist sehr professionell vor, schilderte von Koß. In der Regel fahren einige Beteiligte die Autobahnen nachts ab und schlitzen Planen auf, um zu sehen, ob sich Waren auf den Ladeflächen befinden. Anschließend fragten sie bei Mittelsmännern nach, ob die Güter aus deren Sicht geeignet sind. Eine weitere Gruppe wird anschließend informiert und entwendet die Waren. Meist sind das elektronische Geräte wie Smartphones, Laptops oder Fernsehgeräte. Aber auch Fischkonserven, Autoersatzteile und Socken wurden 2018 gestohlen, so von Koß. Das Projekt "Cargo" ist zunächst auf zwei Jahre angelegt.