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Polizeitaucher Noch ein Tresor aus See geborgen

Polizeitaucher haben im westlichen Bördekreis erneut einen Tresor aus einem Steinbruch geborgen. Einbrecher nutzen Seen als Versteck.

Von Matthias Fricke 03.08.2016, 01:01

Haldensleben l Vom Elektromotor angetrieben surrt das Schlauchboot leise über den abgesoffenen Steinbruch bei Badeleben. Der kleine Teich liegt mitten im dichten Wald. 20 Meter zeigt das Echolot an der tiefsten Stelle an, doch der verdächtige weiße Stahlbehälter liegt nur wenige Meter vom Ufer entfernt im flachen Wasser. Ein Zeuge hatte ihn zuvor entdeckt und gemeldet.

Die beiden Polizei­taucher Eric Beutler (38) und sein Kollege Ingo Försterling (48) legen ihre doppelten 10 Liter Pressluftflaschen an und zwängen sich in den Neopren-Anzug. Am Ufer steht ein Rettungswagen bereit. „Ohne den speziell ausgebildeten Sanitäter geht nichts“, sagt Einsatzleiter Steffen Seifert. Seit 1993 kam es bei den jährlich etwa 30 Einsätzen des acht Mann starken Teams bisher aber noch zu keinen nennenswerten Unfällen. Die Unterwasser-Polizei wird vor allem bei der Suche nach Vermissten, Beweisen oder eben wie in der Börde zum Bergen von Diebesgut eingesetzt.

Erst vor zwei Wochen haben die Polizisten 20 Tresore und Zigarettenautomaten aus einem Steinbruchsee bei Hohenwarsleben geborgen. „Die lagen übereinander gestapelt“, sagt Seifert. Immer wenn die Beamten glaubten, alle geborgen zu haben, kam ein weiter dazu. Der damalige Fundort liegt nur etwa 30 Kilometer vom jetzigen entfernt. „Ob es einen Zusammenhang zwischen den Funden gibt, ist aber noch offen“, sagt Kriminalhauptkommissar Frank Tiepelmann vom Polizeirevier in Haldensleben.

Bisher gibt es nur einen vagen Hinweis, woher einer der Tresore vom Steinbruchsee in Hohenwarsleben stammen könnte. In ihm fanden die Polizisten Papiere, die zwar stark in Mitleidenschaft gezogen sind, aber dennoch auf die rechtmäßigen Besitzer schließen lassen. „Wir sind dabei aber noch am Anfang der Ermittlungen“, so Tiepelmann. Bei zwei weiteren Tresoren liegt der Verdacht nahe, dass diese aus Einbrüchen aus Apotheken stammen könnten. Hoffnungen macht er sich auch bei der Fahndung nach den Eigentümern der aufgefundenen Zigarettenautomaten. „Da bin ich zuversichtlich, dass wir diese noch ermitteln können“, so der Kriminalist.

Nach einer ersten Auswertung der Spuren gehen die Haldensleber Ermittler im Fall Hohenwarsleben davon aus, dass die Stahlschränke schon vor mehreren Jahren auf dem Grund des Steinbruchsees versenkt wurden. „Dafür sprechen Rost und Algenanhaftungen“ sagt der Polizist.

Im neuen Fall in Badeleben scheint der Tresor erst vor kürzerer Zeit im See versenkt worden zu sein.

Die Polizeitaucher Försterling und Beutler sind gerade beim Befestigen der Spanngurte. Die Einsatzkräfte am Ufer halten mit ihnen Kontakt über ein spezielles Funkkabel – die sogenannte Tauchersignalleine. In diesem Fall gibt Sandra Peine-Försterling die Anweisungen und nimmt die Funksprüche aus dem Wasser entgegen. „Da scheint mal Schmuck drin gewesen zu sein“, sagt Taucher Beutler. Am Gewässergrund, ganz in der Nähe des schweren Stahlschranks, kann er eine leere Schmuckdose sicherstellen. Der Tresor ist festgezurrt und mit einem Hebekissen versehen, das mit Luft gefüllt wird. So können die Taucher samt schwebenden Stahlschrank zum mitgebrachten Kran schwimmen. Die Bergung selbst dauert dann nur noch wenige Minuten.

Die Spurensicherung findet im Revier Haldensleben in Nebenfächern des Tresors Mode-Schmuck, der offenbar zurückgelassen wurde. Tiepelmann: „Es könnte sein, dass der Stahlschrank aus dem Einbruch in ein Einfamilienhaus stammt. Allerdings wäre er dafür ungewöhnlich groß.“ In den nächsten Tagen sollen die benachbarten Reviere, auch in Niedersachsen abgefragt werden. „Wenn das nicht hilft, versuchen wir es deutschlandweit“, sagt der Kriminalist.

Dass Einbrecher in den Seen die geplünderten Tresore verstecken ist für die Polizei in Sachsen-Anhalt nichts ungewöhnliches. Erst im vergangenen Jahr wurde eine Tresorbande aus Aschersleben im Salzlandkreis zu langjährigen Haftstrafen verurteilt. Nach 30 Einbrüchen in Sachsen-Anhalt und Niedersachsen versenkten die drei Männer viele der geplünderten Tresore im Wilslebener See und der Aschersleber Tonkuhle.