1. Startseite
  2. >
  3. Sachsen-Anhalt
  4. >
  5. Frau gesteht Mord an Rentner im Harz

Prozess Frau gesteht Mord an Rentner im Harz

Der Prozess um den Tod eines alten Mannes im Harz und einen jahrelangen Rentenbetrug hat begonnen.

Von Matthias Fricke 13.08.2019, 15:31

Magdeburg l Gleich zum Prozess­auftakt macht die Angeklagte aus Rieder bei Ballenstedt im Harz reinen Tisch und gesteht, dass sie ihren Nachbarn Walter E. umgebracht, im Keller verscharrt und einbetoniert hat. Anschließend kassierte Angelika H. die Rentenbeträge über zwölf Jahre in einer Höhe von knapp 105.000 Euro.

Der entscheidende Punkt: Sie will den Rentner bereits im September 1995 getötet haben. Die Staatsanwaltschaft geht aber davon aus, dass die Tatzeit nach dem Mai 2001 lag. Hätte die Angeklagte recht, wäre die Tat inzwischen mehr als 23 Jahre her. Der von Oberstaatsanwältin Eva Vogel angeklagte Totschlag wäre damit nach 20 Jahren verjährt.

Gelingt die Beweisführung nicht, kommt zumindest in diesem Punkt ein Freispruch infrage. Dann steht nur noch der gewerbsmäßige Rentenbetrug im Raum. Die Harzerin erklärte, dass sie seit etwa 1992 dem Nachbarn immer mal wieder half und ihn im Haushalt unterstützte. Als Gegenleistung soll der Mann, Jahrgang 1920, ihr später den Führerschein finanziert und ein eigenes Auto in Aussicht gestellt haben. So brachte sie ihm regelmäßig Essen vorbei, machte die Wäsche und fuhr mit ihm auch gelegentlich zum Einkauf.

An einem nicht näher bestimmten Tag im September oder Oktober 1995 sei Walter E. dann übergriffig geworden und habe ihr an den Oberschenkel gefasst. Sie wollte aufspringen, doch er hielt ihr den Arm fest. Daraufhin rammte sie ihm ein auf dem Tisch liegendes Messer mit einer 13 Zentimeter langen Klinge in den Rücken. Sie wollte daraufhin flüchten, doch er soll ihr sich in den Weg gestellt und die Tür verschlossen haben. Daraufhin habe sie sich das Beil am Ofen geschnappt und zugeschlagen. Erst einen Tag später brachte sie die Leiche in den Keller und benötigte weitere Tage zum Verscharren.

Ein Zeuge hatte Polizisten und dem Ermittlungsrichter vor dem Prozess erklärt, dass er das Opfer noch im Mai 2001 gesehen haben will. Walter E. wollte damals seine Tochter in Staßfurt besuchen, sie schickte ihn aber wieder weg. Dieser Zeuge – der Schwiegersohn des Opfers – ist inzwischen verstorben.