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Public Viewing Zwischen Fanmeile und Stromrechnung

Der Magdeburger Dirk Roswandowicz kennt die Branche - er stattet auch die Fanmeile in Berlin mit Übertragungstechnik aus.

10.06.2016, 04:46

Magdeburg l Nizza, Wien, Abu Dhabi – die großen „Fernseher“ von Dirk Roswandowicz sind in der Welt schon ganz schön rumgekommen. Weltweit vermietet die Magdeburger Firma „Screen Rent“ hochwertige Videowände für Public Viewing. Doch zur EM herrscht Hochkonjunktur im eigenen Land. Auf der Fanmeile in Berlin, in Zerbst oder in den Magdeburger Bars an der Elbe werden die Videowände von Roswandowicz gestochen scharfe Bilder aus Frankreich präsentieren. Der Geschäftsführer sagt: „Die Nachfrage ist riesig.“

Der Public-Viewing-Boom ist in Deutschland bei der Heim-WM 2006 angekommen. Damals haben viele Veranstalter noch auf Beamer und Leinwand gesetzt. „Das ging gar nicht“, sagt Roswandowicz mit Blick auf die Qualität. Vereinfacht gesagt, leuchtet bei einem Beamer eine einzige Lampe auf eine Leinwand. Bei der modernen LED-Technik leuchten auf einer Videowand selbständig mehr als eine Million Lampen, die gemeinsam das Bild erzeugen.

„Das Bild ist dadurch zwangsläufig heller und gestochen scharf“, sagt Roswandowicz. „Screen Rent“ hat diese Technik schon vor zehn Jahren angeboten. „Das Problem war für viele Veranstalter damals der Preis. Eine Videowand, die wir heute für 10 000 Euro für das ganze Turnier vermieten, hat damals noch 50 000 Euro gekostet. Der Markt hat sich enorm entwickelt.“ Doch auch 10 000 Euro sind vielen Gastwirten heute noch zu teuer. Sie klagen, dass sich Public Viewing für kleinere Gaststätten und Bars nicht rechnet. Die Anstoßzeiten sind zum Teil zu spät, außerdem hänge der Umsatz stark vom Erfolg der Nationalmannschaft und vom Wetter ab, lautet die Skepsis. Dieses wirtschaftliche Risiko ist vielen zu hoch.

Roswandowicz kennt diese Sorgen. Er rechnet seinen Kunden vor, ab wann sich Public Viewing wirklich lohnt. „Das Minimum sind 1000 Leute pro Spieltag, man muss mindestens 2000 Euro an einem Abend reinholen“, sagt er. „Rechnen kann man zur EM oder WM nur mit Deutschlandspielen. Zu den anderen Partien kommen nicht so viele Leute.“ Bei einem Mietpreis von 10 000 Euro müsse man also hoffen, dass die Nationalmannschaft mindestens fünf Spiele im Turnier überstehe. „Und das hat bei den letzten Turnieren ja ganz gut geklappt“, sagt der Geschäftsführer.

Bis zu 150 Quadratmeter große Videowände kann „Screen Rent“ aufbauen – das entspricht einer Größe von 16 mal neun Metern. Am meisten wird jedoch das Segment bis 20 Quadratmeter nachgefragt. Eine solche LED-Wand (Auflösung bis 4k, mehr als FullHD) ist groß genug für mehr als 4000 Zuschauer. Roswandowicz sagt: „Das Bild ist mindestens so gut wie zu Hause auf dem Fernseher.“