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Radtourismus Nachholbedarf bei Radtouristen

In Sachsen-Anhalt kommt der Radtourismus nur auf wenigen Strecken richtig in Tritt. Mit Folgen für das Gastgewerbe.

04.10.2018, 09:20

Magdeburg (dpa) l Der Radtourismus in Sachsen-Anhalt muss nach Ansicht von Experten einen Gang höher schalten. "Die Attraktivität für Radfahrer ist hierzulande eher durchwachsen", sagte Volker Preibisch vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) Sachsen-Anhalt in Magdeburg. Zwar gebe es Vorzeigestrecken wie den Elberadweg mit überwiegend asphaltierten Böden, einer guten Ausschilderung und zahlreichen Gaststätten, doch der Großteil der insgesamt 18 Radfernwege im Land sei ausbaufähig. Für die Gastronomie sei der Radtourismus mancherorts überlebensnotwendig.

"Radfahren ist modern und schick geworden", sagte der Präsident des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands in Sachsen-Anhalt, Michael Schmidt. Von Familien über junge Pärchen bis hin zu Senioren – Radfahren sei nicht zuletzt durch hochwertigere Räder eine immer beliebter gewordene Möglichkeit, seinen Urlaub zu gestalten. Dank E-Bikes etwa könnten auch ältere Menschen lange Strecken zurücklegen und mehrtägige Radreisen machen.

Das Gastgewerbe sei in weiten Teilen auf die Radtouristen gut eingestellt, erklärte Schmidt. Hotels und Pensionen entlang der großen Routen wie dem Elbe- und Saaleradweg böten Abstellräume für Räder an, hätten teilweise Werkstätten zur fixen Reparatur und servierten spezielle Gerichte für die hungrigen Sportler. Doch nicht überall funktioniere es so gut wie an Elbe und Saale.

Viele Wege seien schlecht ausgebaut und dadurch unattraktiv, so Preibisch. Der Fernradweg R1 etwa, der sich vom Harz quer durchs Land nach Osten bis nach Wittenberg schlängele, führe über sandige Waldwege und Schotterabschnitte. Zudem sei die Ausschilderung oft mangelhaft. Es fehle an einfachen Möglichkeiten, sich über Strecken vorab zu informieren. Im Vergleich zu anderen Bundesländern wie etwa Hessen oder Brandenburg hinke Sachsen-Anhalt hinterher.

Aber: "Für viele Hotel- und Gaststättenbetriebe, insbesondere im ländlichen Raum, sind die Einnahmen aus dem Radtourismus überlebensnotwendig", sagte der ADFC-Chef Preibisch. Die Nische sichere im Land Tausende Arbeitsplätze. Im Schnitt gebe ein Radtourist pro Tag 70 Euro aus. Es sei daher wichtig, generell die Attraktivität für Radler zu steigern. "Es reicht nicht, nur entlang der Flüsse für gute Bedingungen zu sorgen", so Preibisch.

Um die Wege und damit den Tourismus zu verbessern, müssten unter anderem die Landkreise und Kommunen besser zusammenarbeiten, forderte der ADFC-Chef. Zudem sollte die Ausschilderung der Wege von zentraler Stelle übernommen werden. Denn prinzipiell biete Sachsen-Anhalt durch seine überwiegend flache Topographie und hohe Dichte an Sehenswürdigkeiten gute Aussichten für die Branche. Auch die Möglichkeit, Räder kostenlos in der Bahn zu transportieren, sei positiv.