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Ausstellung im Winckelmann-Museum Charlie Chaplin in Stendal

Das Winckelmann-Museum Stendal erinnert an den Magdeburger Künstler Wilhelm Höpfner. Eine Ausstellung zeigt Skurriles, Fantasievolles und Kinderbücher.

Von Grit Warnat 17.01.2025, 14:38
Ein Materialdruck von 1967: Wilhelm Höpfner hat sich von den Zeilen „Geiß und Schleiche“ von Christian Morgenstern inspirieren lassen.
Ein Materialdruck von 1967: Wilhelm Höpfner hat sich von den Zeilen „Geiß und Schleiche“ von Christian Morgenstern inspirieren lassen. Foto: Winckelmann-Museum

Stendal. - „Die Schleiche singt ihr Nachtgebet/ die Waldgeiß staunend vor ihr steht.“ Die Zeilen um Geiß und Schleiche sind eher wenig bekannte Textzeilen von Christian Morgenstern. „Sie weiß nicht, was die Schleiche singt, sie hört nur, dass es lieblich klingt.“ Auf seine lyrischen Grotesken, die Anfang des vergangenen Jahrhunderts in einem Buch versammelt wurden, stößt man derzeit im Stendaler Winckelmann-Museum.

Dort sind nicht Liedtexte und Gedichte gedruckt, sondern Bilder gehängt. Sie stammen von Wilhelm Höpfner, 1899 in Magdeburg geboren, Maler, Zeichner und Grafiker, der sich für sein künstlerisches Werk zeitlebens auch von der Dichtkunst hat inspirieren lassen.

Bertolt Brecht, Iwan Andrejewitsch Krylow, Joachim Ringelnatz und Christian Morgenstern regten Höpfners Arbeit am. Zu Brechts „Dreigroschenoper“ entstand kurz nach deren Uraufführung im Jahr 1928 eine Serie von Kaltnadelradierungen. Vier Exemplare wurden 1929 in der Berliner Ausstellung der Preußischen Akademie der Künste gezeigt, jetzt kann man in Stendal den dunklen Dreigroschenoper-Gestalten begegnen. Ebenso Charlie Chaplin. Dem Stummfilm-Star widmete Höpfner als Hommage an Theater, Bühne und Kino eine Grafikserie.

Am Galgen

Vor allem aber in Christian Morgenstern habe der Zeichner dank dessen Zusammenspiels von liebenswürdiger Tragik und scharfsinnigem Tiefgang seinen geistigen Bruder gefunden, schreibt Kathrin Schade, die wissenschaftliche Kuratorin des Museums, im zur Ausstellung erschienenen Katalog. Höpfner stellt seinen 1962 entstandenen „Galgenstrick“ in die Dämmerung, die Schlinge ist zur Nase geöffnet, auf den zweiten Blick wird ein Gesicht erkennbar. Der Gedanke des Betrachters geht hin zu Morgensterns Galgenliedern, die einst dessen literarische Bekanntheit begründeten.

Wilhelm Höpfners künstlerischer Werdegang begann 1918 an der Kunstgewerbe- und Handwerkerschule in Magdeburg, führte ihn über das Studium an der Staatlichen Kunstschule Berlin wieder zurück in die Elbestadt, wo er sich der Künstlervereinigung „Die Kugel“ anschloss. In Berlin lernte er Käthe Kollwitz und Max Liebermann kennen, arbeitete dort einige Jahre, seine Werke aber entstanden hauptsächlich in Magdeburg, wo er bis zur Pensionierung als Kunsterzieher tätig war.

Höpfner selbst sagte, die Kunst sei ein vielschichtiges Gebilde, und er meinte damit wohl die Spannbreite auch seiner Stile samt Sujets. Man meint nicht, nur einem Künstler gegenüberzutreten, so unterschiedlich ist sein Werk. Landschaften, Gebäude, Menschen. Nordafrika in Aquarellen. Das pulsierende Großstadtleben von Berlin. Er schaute wie Honoré Daumier heiter-ironisch auf antike Helden, zeichnete sozialkritische Karikaturen und veröffentlichte sie in der Magdeburger Volksstimme. Bald hatte sich sein anfangs von der Moderne geleiteter Stil - Bauhaus-Meister Oskar Schlemmer lässt grüßen - verändert.

Die Ausstellung zeigt auch Höpfners Talent als Illustrator. Unveröffentlichte, entdeckenswerte Kinderbuch-Entwürfe aus den 1940er Jahren sind erstmals ausgestellt: Bärchens Abenteuer, Geschichten vom Schneemann und aus dem bunten Wald, Skizzen zum kleinen Tiervergnügen.

Eine ganz andere Arbeitswelt sind wiederum seine Materialdrucke mit Stoffresten, Federn und Pflanzen - eine neue, ästhetische Form, mit der er wenige Jahre vor seinem Tod im Jahr 1968 experimentierte. Bei aller Entdeckungsfreude war Höpfner aber auch stetig: Über all die Jahrzehnte blieb sein Hang zu fantasievollen, ja skurril-komischen Szenerien.

Nachlass im Museum

Es ist ein kleiner Schatz, den das Winckelmann-Museum in seinem Depot verwahrt. Vor vier Jahrzehnten wurde der Höpfner-Nachlass vom Haus übernommen. Das Konvolut umfasst etwa 2.000 Druckgrafiken, Aquarelle, Zeichnungen, Skizzen, Skizzenbücher. Einige Möbel wie sein einstiger Arbeitstisch gehören dazu (in der Ausstellung zu sehen). Das Museum hat in all den Jahren bereits mit einigen Ausstellungen an den gebürtigen Magdeburger Grafiker und Zeichner erinnert. Jetzt war Höpfners 125. Geburtstag Anlass, aus dem Nachlass des Künstlers diese Schau zusammenzustellen.

Ausstellung „Wilhelm Höpfners Bilder“ bis zum 2. März im Winckelmann-Museum Stendal. Geöffnet: dienstags bis sonntags 10 bis 17 Uhr.