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Vernissage Wenn Algorithmen kreativ werden - Magdeburg zeigt KI in der Kunst

Zum Start einer neuen Veranstaltungsreihe des Mittelstand-Digital Zentrums dreht sich in Magdeburgs Elbfabrik alles um das Thema „KI trifft Kunst“. Eine Vernissage der etwas anderen Art.

Von Robert Gruhne 25.04.2024, 18:06
Nikos Probst (rechts) hat einen digitalen Skulpturengarten geschaffen, der im Elbedome in Magdeburg zu besuchen war.
Nikos Probst (rechts) hat einen digitalen Skulpturengarten geschaffen, der im Elbedome in Magdeburg zu besuchen war. Foto: Robert Gruhne

Magdeburg - Christoph Ackermann sitzt lässig in der letzten Reihe, schaut auf die Videoprojektion an der Wand. Er wirkt zufrieden beim Betrachten der bunten Formen, die ineinanderfließen und auseinanderdriften. Linien, Dreiecke, Kreise. Er hat sie geschaffen. Aber in Bewegung versetzt hat sie die Künstliche Intelligenz.

Die Werke des Magdeburger Künstlers zeichnen sich oft durch eine starre Geometrie aus. Mithilfe der Technik bekommen die einstigen Grafiken etwas Organisches. „Da gibt es Sachen, wo man vorher nicht drauf gekommen ist. Für mich ist das eine Inspirationsquelle“, sagt Ackermann, den Blick weiter auf den Bildern.

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Künstliche Intelligenz als Assistenz für den Künstler

Die Künstliche Intelligenz als Assistenz für den Künstler – so sieht der 45-Jährige die Technik. „Ohne den Menschen macht die KI gar nichts“, meint er. Als Gefahr sieht er sie nicht: „Kopiert wurde schon immer. Menschen freuen sich über Originale, über den Austausch mit dem Künstler.“

Eine Vernissage des Mittelstand-Digital Zentrums Magdeburg hat am 25. April in der Elbfabrik im Wissenschaftshafen vor allem die Möglichkeiten der Künstlichen Intelligenz präsentiert. „Wir wollen zeigen, was mit KI möglich ist, Interesse wecken und Berührungsängste abbauen“, sagt Organisatorin Nadine Kaltschmidt. Es gebe viele Vorbehalte gegenüber der neuen Technik, aber zuletzt sei das Interesse vor allem durch ChatGPT stark gestiegen.

Veranstaltungsreihe „Künstliche Intelligenz & neue DenKMUster“

  • Mit einer großen 360-Grad-Projektion, erschaffen durch Algorithmen, und weiteren Anwendungen begann am 25. April die Veranstaltungsreihe „Künstliche Intelligenz & neue DenKMUster“, initiiert von der
  • Verschiedene KI-relevante Events finden in den kommenden Wochen statt. Sie sollen vor allem Unternehmen Impulse geben. Weitere Infos unter

Großes Interesse erregte auch eine 360-Grad-Projektion im Elbedome, einer begehbaren halben Kugel, die als Mixed-Reality-Labor des Fraunhofer IFF in Magdeburg fungiert. Bespielt wurde sie an diesem Nachmittag von Nikos Probst, einem 35-jährigen Medienkünstler aus Halle. Die Gäste wandeln durch einen digitalen Skulpturengarten. Natürlich sind auch die darin befindlichen Werke computergeneriert.

Dafür hat Probst die Künstliche Intelligenz mit 30 Skulpturen aus der Kunstgeschichte gefüttert. Die Technik hat daraus dann neue Werke geschaffen, die nicht nur digital sichtbar sind, sondern von Probst auch in Bronze gegossen oder 3D-gedruckt worden.

Kreativ austoben dank Künstlicher Intelligenz

„Für mich ist der Moment spannend, in dem man wirklich wieder eine Skulptur erkennen kann“, sagt Probst. In den KI-generierten Figuren kann man tatsächlich bekannte Posen von Skulpturen wiedererkennen. Details fehlen aber. Hände sind beispielsweise nur Rudimente. Weil in seiner Materialsammlung viele Madonnenfiguren waren, sind auch Jesuskinder angedeutet.

„Das Trainingsmaterial ist noch zu klein. Mein Traum wäre, eine viel größere Datenbank aus Skulpturen zu nehmen“, sagt Probst. Aber dafür braucht er eine bessere – und teurere – Hardware. Schon jetzt hatten er und seine beiden Programmierer acht Grafikkarten im Einsatz.

Weniger Rechenleistung braucht man, um mit Hilfe von KI Musik zu erschaffen. Mit dem Thema setzt sich das „Felicia“-Festival in Magdeburg auseinander, das voriges Jahr zum ersten Mal stattfand. „Wir wollen der Diskussion um KI konstruktive Impulse geben. Bisher ist die Technik in der Wahrnehmung entweder der Superhype oder nimmt Arbeitsplätze weg“, meint Matthias Busch von der Otto-von-Guericke-Universität.

Der Informatiker sieht die neue Technik für die Musik als Chance: „Jeder kann sich damit kreativ austoben.“ Auf viele Fragen müsse die Gesellschaft aber noch Antworten finden. Dafür brauche es Plattformen wie das „Felicia“-Festival.