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Kommentar Intel-Chipfabrik in Magdeburg: Die Zeitenwende für Sachsen-Anhalt

Der Wind hat sich gedreht und diesmal bläst er dem Osten Deutschlands in die Segel. Die Intel-Chipfabrik in Magdeburg wird dabei das Flaggschiff, das Sachsen-Anhalt nach vorne reißt. Wie kam es dazu? Wohin geht die Reise?

Aktualisiert: 16.03.2022, 12:49
Alois Kösters
Alois Kösters Foto: Schlicht

Viel musste passieren, bis Intel 17 Milliarden Euro in Magdeburg investiert. Zunächst musste sich die Welt ändern. Die Globalisierungs-Euphorie, die Sachsen-Anhalt einst die Solarindustrie wieder genommen hatte, ist vorbei. Corona und ein nie für möglich gehaltener Krieg in Europa rufen zu Sicherung der Lieferketten auf. Die wichtigsten Komponenten müssen verfügbar bleiben. Nur deshalb hat die EU wieder in so gewaltigem Maß Industriepolitik betrieben und Subventionen gestemmt. Chips sind essentiell, das Herz von allem ist digital.

Das Land der neuen Energien

Aber es ist nicht diese Zeitenwende allein, die Hochtechnologie nach Sachsen-Anhalt bringt. Denn schon seit mindestens zwei Jahrzehnten entwickelt sich das Land zu einem Standort für Zukunftstechnologien. Mindestens 2000 IT- und Telekommunikations-Unternehmen zählt das Land. Die Energiewende hat Forschung und Wirtschaft beflügelt. Brennstoffzellentechnik, Batterieentwicklung und die Vernetzung zu neuer Mobilität hat einen enormen Aufschwung genommen. Es gibt wohl kaum ein Land, in dem an so vielen alternativen Energien in Universitäten, Instituten und Unternehmen geforscht wird. Und sie werden längst in Massen produziert. Mächtige Windräder bilden den Hintergrund auch der neuen Industrieansiedlung.

Warum Magdeburg?

Und es sind die ganz alten Standortvorteile, die Magdeburg und die Börde wieder einmal zur Blüte verhelfen. So verkehrsgünstig gelegen zwischen Metropolen wie Hamburg, Berlin, Leipzig und Hannover hatte man Magdeburg schon kurz nach der Wende eine große Zukunft vorausgesagt. Aber die Industrie verschwandt. Die Stadt hat sich dennoch langsam, aber nachhaltig entwickelt. Intel hätte nicht investiert, wenn Ingenieure und hochqualifizierte Mitarbeiter nicht eine blitzsaubere Stadt mit hervorragender Infrastruktur vorfinden würden. Eine Stadt mit einer Universität, einem Fraunhofer-Institut, einem Wissenschaftshafen und Innovationszentren drumrum. Alles muss stimmen, wenn 17 Milliarden Euro fließen. Und es ist das Verdienst der Landespolitik und der Verantwortlichen in Magdeburg, dass alle Vorteile der Region zum Tragen gekommen sind.

Was bringt die Zukunft?

Was bringt die Zukunft? Eine Chipfabrik ist keine Eintagsfliege. Sie ist der Nukleus für einen großen Industriekern, den der Norden Sachsen-Anhalts wieder gebraucht hat. Es waren auch im 19. Jahrhundert nur drei große Maschinenbauer in Magdeburg, die alles geändert haben. So wie einst nach dem 2. Weltkrieg das ländliche Bayern von den ganz neuen Technologien profitiert hat, könnte es jetzt in Sachsen-Anhalt laufen. Magdeburg erscheint auf vielen Landkarten neu. Als Ziel für Hochqualifizierte, Unternehmensgründer und Investoren. Vieles, was schon vorhanden ist, bekommt Wachstumsimpulse. Die Universität wird wachsen, Dienstleister vielerlei Art bekommen neue Kunden, die Stadt und das Umland neue Bürger, die Kultur, Gastronomie und Freizeiteinrichtungen beleben werden.

Und das wichtigste: Es werden sich endlich die alten Wunden schließen, die eine andere Zeitenwende vielen in unserer Region geschlagen hat.