Sprachoffensive für Sachsen-Anhalts Schulen Land setzt beim Deutscherwerb für ausländische Kinder auf Externe
Gut jeder zehnte Schüler in Sachsen-Anhalt kommt inzwischen aus dem Ausland, viele können kaum Deutsch. Das Bildungsressort will sie jetzt verstärkt mit externen Partnern fördern. Das ist nicht unumstritten.

Syrischer Bürgerkrieg, Ukraine-Krieg, Wirtschaftsmigration – internationale Krisen haben die Zusammensetzung der Schülerschaft in Sachsen-Anhalt deutlich verschoben. Knapp 23.000 Kinder und Jugendliche und damit gut jeder zehnte der 214.000 Schüler im Land hat inzwischen eine ausländische Staatsangehörigkeit, darunter allein 6.600 Ukrainer.
Zusammenarbeit mit externen Anbietern an bis zu 24 Standorten in Sachsen-Anhalt
Viele der Neuankömmlinge können indes kaum oder gar kein Deutsch. Das wiederum brachte bereits im vergangenen Jahr Schulen ans Limit. Im Burgenlandkreis etwa konnten Hunderte Kinder wegen Personalnot zeitweise gar nicht unterrichtet werden. Als Ausweg setzen Landkreis und Bildungsministerium auf das Engagement privater Partner wie den „Euro-Schulen“. Im neuen Schuljahr will das Land die Kooperation mit den Externen nun noch deutlich ausbauen. An bis zu 24 statt acht Standorten will das Land die Hilfe von Firmen oder Volkshochschulen in Anspruch nehmen. Darunter sind Schulen in Magdeburg, Halle, Weißenfels, Merseburg, Naumburg und Burg – neuerdings auch in Salzwedel, Gardelegen, Stendal, Bernburg, Dessau-Roßlau oder Wittenberg.
Land stellt 4,2 Millionen Euro aus Corona-Sondervermögen bereit
Der Schwerpunkt liegt auf den Sekundarschulen, aber auch Grundschulen sind dabei. 1,86 Millionen Euro stellt das Land dafür aus dem Corona-Sondervermögen allein für 2025 bereit. Im kommenden Jahr sollen es weitere 2,3 Millionen Euro sein. Die Förderung soll sowohl schulintern als auch außerhalb der Schulen stattfinden, teilte das Ministerium mit. Eine ausschließlich integrative Förderung sei vor allem wegen „personeller Engpässe und hoher Belastung des Stammpersonals nicht überall tragfähig“, hieß es. Das gelte vor allem für Schulen mit hohen Zugangszahlen, wo oft auch nicht genügend Räume vorhanden seien.
Bildungsminister Jan Riedel (CDU) sagte dazu: „Das Land ist in Sachen Sprachförderung auf mehreren Wegen unterwegs.“ Damit zugewanderte Kinder und Jugendliche schnell ankommen können, setze man auf direkte Förderung im Unterricht, ergänzende Sprachkurse und die Unterstützung durch qualifizierte Lehrer. „Mit neuen Stellen, zusätzlichen Angeboten und gezielter Qualifizierung stärken wir die Schulen dort, wo die Herausforderungen am größten sind“, so der Minister.
145 Lehrer für Deutsch als Zielsprache eingestellt
Tatsächlich beschäftigt das Land laut Ministerium auch 145 Lehrer mit dem Fach „Deutsch als Zielsprache“ (DAZ). Zum neuen Schuljahr wurden 44 weitere DAZ-Stellen ausgeschrieben. Eine von der Nationalen Akademie der Wissenschaften (Leopoldina) publik gemachte Studie der Uni Halle stellt der gesonderten Beschulung von Zuwanderern unterdessen schlechte Noten aus:
Wir haben festgestellt, dass ehemalige Schüler von Willkommensklassen auch Jahre später noch geringere Sprachkenntnisse als jene Flüchtlinge haben, die von Anfang an Regelklassen besuchten.
Oliver Winkler, Institut für Soziologie der Universität Halle
„Wir haben festgestellt, dass ehemalige Schülerinnen und Schüler von Willkommensklassen auch Jahre später noch geringere Sprachkenntnisse als jene Flüchtlinge haben, die von Anfang an Regelklassen besuchten“, sagte Oliver Winkler vom Institut für Soziologie der Universität. In Vorbereitungsklassen gelinge es offenbar nicht ausreichend, Anfangsunterschiede beim Sprachniveau auszugleichen.
Als Grund vermuten die Studienautoren den mangelnden Kontakt zu deutschen Schülern. Befragt wurden mehr als 1.097 Jugendliche aus Bayern, Sachsen, Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen. Die Lehrergewerkschaft GEW bewertet das ähnlich: „Schulen mit Personalproblemen extern zu unterstützen ist keine schlechte Lösung“, sagte Landeschefin Eva Gerth. „Wichtig ist aber, dass die Förderung – wenn möglich – in der Schule erfolgt.“ Hier finde der Kontakt zu deutschen Mitschülern statt.