1. Startseite
  2. >
  3. Sachsen-Anhalt
  4. >
  5. Regionale Wirtschaft
  6. >
  7. Mais und Rübe sollen magere Getreideernte ausgleichen

Wie fallen die Erträge aus? Mais und Rübe sollen magere Getreideernte ausgleichen

Von Bettina Koch 19.08.2011, 04:26

Ein paar sonnige, trockene Tage wünschen sich Sachsen-Anhalts Ackerbauern noch, damit sie die restliche Getreide- und Rapsernte einbringen können. Die Erträge sind unterdurchschnittlich, auf einzelnen Schlägen lohnt sich der Aufwand für die Ernte nicht. Dagegen stehen Zuckerrüben und Mais hervorragend im Feld.

Magdeburg. "Eine Woche noch, dann haben wir Raps und Getreide drin", sagte gestern Wolfgang Köhler, Geschäftsführer des Bauernverbandes Börde. "Aber dafür brauchen wir schönes, trockenes Erntewetter." Die Ergebnisse in den Betrieben seien sehr, sehr verschieden, betonte Köhler. "Wir haben im Bördekreis Flächen mit 20 bis 100 Bodenpunkten, und auch bei der Niederschlagsverteilung gab es große Unterschiede", erklärte Köhler.

Im Raum Wolmirstedt habe es im Frühjahr Nässeschäden wegen des hohen Grundwasserstandes gegeben, außerdem würden nördlich des Mittellandkanals wohl einzelne Rapsschläge nicht geerntet, sondern nur abgeschlegelt, da die Mähdruschkosten in keinem akzeptablen Verhältnis mehr zu den Einnahmen stehen würden. Auf einigen Roggenfeldern bereitet der enorme Unkrautaufwuchs Probleme beim Mähdrusch. Vielerorts musste die Ernte in den vergangenen Wochen immer wieder wegen Regengüssen unterbrochen werden.

Doch im Vergleich zu Mecklenburg-Vorpommern sind die Bauern in Sachsen-Anhalt noch gut dran: Im Nordosten wird der Schaden nach ersten Berechnungen bis zu 380 Millionen Euro - etwa ein Drittel des durchschnittlichen Jahresumsatzes - betragen. Kein anderes Bundesland sei so schlimm betroffen, klagte Mecklenburg-Vorpommerns Agrarminister Till Backhaus (SPD). Nach der Trockenheit im Frühjahr sei von Juli bis Mitte August fast die fünffache Regenmenge des Normalen gefallen. Viele Ackerflächen seien nicht befahrbar.

Wegen der Ernteverluste fordert der Deutsche Bauernverband, die EU-Beihilfen in diesem Jahr zeitiger auszuzahlen, damit sich die Betriebe finanziell über Wasser halten können. "Das ist auch unsere Forderung", sagte Köhler. Denn zu Mindererträgen von 10 bis 25 Prozent kämen gestiegene Betriebskosten. Und aufgrund geschlossener Vorkontrakte, die zunächst zu bedienen seien, könne nicht jeder Betrieb von den höheren Marktpreisen für Getreide profitieren.

Entspannt hat sich die Lage beim Grünland. Der dritte Schnitt sei gut, dennoch seien Tierproduzenten in Sorge, denn die Strohausbeute falle in diesem Jahr spärlich aus. Die Betriebe würden sich aber gegenseitig helfen. Der Mais steht sehr gut auf den Feldern und lässt eine reiche Ernte erwarten. Auch mit der Entwicklung der Hackfrüchte sind die Landwirte zufrieden.

Rübenbürochef Axel Schönecker vom Nordzucker-Werk Klein Wanzleben (Börde) geht optimistisch in die Vorbereitungen der nächsten Rübenkampagne, die am 12. September starten soll. Proberodungen lassen eine gute Ernte erwarten, sagte er. Die Ertragserwartung decke sich mit dem mehrjährigen Schnitt. "Die Flächen konnten zeitig bestellt werden, und die Frühjahrstrockenheit hat den Rüben nicht geschadet. Die Pflanzen haben kräftige, tiefe Wurzeln ausgebildet und in den vergangenen Wochen von den reichen Niederschlägen profitiert. Die Zuckerrüben sind ordentlich gewachsen", so Schönecker. "Jetzt brauchen die Pflanzen noch Sonne, damit sie viel Zucker einlagern."