Schon Ende 2011 soll festgestanden haben, dass Zielgewicht und vereinbarter Liefertermin nicht gehalten werden können P+S-Werften haben die Scandlines-Fähren viel zu schwer gebaut
Stralsund (dpa) l Bei den insolventen P+S-Werften in Stralsund und Wolgast werden immer mehr Probleme bekannt. So sind die von den P+S-Werften gebauten Scandlines-Fähren viel zu schwer. Nach dpa-Informationen haben die Messungen an der Ostseefähre "Berlin" ein Übergewicht von knapp 200 Tonnen ergeben. Die Reederei Scandlines befürchtet, dass die Fähren wegen des höheren Tiefganges nicht auf der Linie Rostock-Gedser eingesetzt werden können.
"Wir haben ein Übergewicht, das den vertraglichen Rahmen überschreitet", bestätigte der vorläufige Insolvenzverwalter Berthold Brinkmann. Die P+S-Werften gehen davon aus, dass die "Berlin" und ihr Schwesterschiff "Copenhagen" trotzdem die für eine Zulassung erforderlichen strengen sicherheitstechnischen Anforderungen erfüllen werden. Die Betriebssicherheit sei gewährleistet.
Der Betrieb werde - so hieß es aus Werftenkreisen - allerdings auf Kosten der Zuladekapazität und der späteren Betriebskosten gehen. Deutliche Preisnachlässe sind deshalb wahrscheinlich. Möglicherweise bleibt die Werft auch auf den Fähren sitzen. Die Scandlines-Fähren, mit einem Auftragsvolumen von knapp 200 Millionen Euro ein Schlüsselprojekt, wurden am vergangenen Mittwoch gewogen. Experten berechnen nun, ob es möglich ist, das Gewicht auf den vorgeschriebenen Wert zu reduzieren und mit welchen technischen Möglichkeiten das Wunschgewicht erreicht werden kann, ohne die sicherheitstechnischen Vorgaben der Klassifizierungsgesellschaften zu unterlaufen.
200 Tonnen entsprechen dem Gewicht von 143 VW Golf VI. "Es geht um 22 Zentimeter, die das Schiff zu tief im Wasser liegt", sagte ein Ingenieur. Ursprünglich sollten die Fähren seit diesem Sommer auf der Linie verkehren. Inzwischen gehen die P+S-Werften von Auslieferungsterminen im Januar und Mai 2013 aus.
Bereits Ende 2011 soll festgestanden haben, dass das Zielgewicht überschritten wird und der Liefertermin nicht gehalten werden kann. Gescheitert sei die Stralsunder Volkswerft an den ambitionierten Plänen der seit 2010 tätigen Geschäftsführung. "Es wurden unfertige Konstruktionsunterlagen in die Produktion gegeben, um die Fähren wie von Scandlines gewünscht im Sommer 2012 fertigzustellen", sagte ein Ingenieur.