Transfergutscheine sollen Vernetzung von Wissenschaft und Wirtschaft voranbringen Studentin forscht an der perfekten Welle
Wissenschaft und Wirtschaft sollen in Sachsen-Anhalt stärker vernetzt werden. Die Anfang des Jahres eingeführten Transfergutscheine können dafür einen Anreiz bieten.
Magdeburg l 15 Transfergutscheine hat die Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg bisher vergeben, 20 weitere Unternehmensanfragen liegen vor. Der Autozulieferer IFA Rotorion in Haldensleben und Maschinenbau-Studentin Samira Leverenz sind eine solche Kooperation eingegangen. Die 23-Jährige widmet ihre Bachelorarbeit dem "Widerstandsbuckelschweißen von Wuchtblechen auf Pkw-Längswellen".
Im IFA-Werk führt sie Schweißversuche mit unterschiedlichen Parametern durch, um das Optimum und damit eine wirtschaftlich effektive Lösung für das Fügen der Wuchtbleche auf die Gelenkwellen zu finden. Nach erfolgreicher Arbeit kann die Studentin den Gutschein im Wert von 400 Euro einlösen. "Ich werde das Geld in einen neuen Laptop investieren", sagt Samira Leverenz.
"Wir sind an der Universität noch eher grundlagenorientiert, da findet nicht immer ein direkter Transfer in die Wirtschaft statt", sagt Professor Sven Jüttner vom Institut für Werkstoff- und Fügetechnik der Magdeburger Universität. Man sei aber auch an Kooperationen mit Unternehmen interessiert, die attraktive Themen und eine gute Betreuung der studentischen Arbeiten bieten. Mit den Transfergutscheinen werde den Studenten diese Sache schmackhafter gemacht.
Insgesamt stehen der Magdeburger Universität in diesem Jahr 163 Transfergutscheine zur Verfügung. Da große Partner wie VW oder Siemens andere Anreize böten und sich die in Sachsen-Anhalt vorwiegend vorhandenen Kleinunternehmen zurückhielten, werde es nicht gelingen, alle Gutscheine zu vergeben, hieß es.
Gerade die Forschung und Entwicklung in und für Kleinstunternehmen soll mit den Gutscheinen vorangebracht werden, wünscht sich Wirtschafts- und Wissenschaftsministerin Birgitta Wolff (CDU), denn Innovation fördert die Wertschöpfung und Entstehung von Arbeitsplätzen. Bei den Ausgaben für betriebliche Forschung und Entwicklung hinke Sachsen-Anhalt deutlich hinterher, so Wolff. Während die Aufwendungen pro Einwohner hierzulande nur bei 70 Euro im Jahr lägen, stünden Thüringen (200 Euro) und Sachsen (230 Euro) deutlich besser da. Spitzenreiter ist Baden-Württemberg mit 1100 Euro pro Kopf und Jahr.
Die Hochschule Magdeburg-Stendal sei sehr eng mit der Wirtschaft verdrahtet, betonte Rektor Professor Andreas Geiger. Die Hochschule mit rund 6400 Studenten habe 550 registrierte Partner in Sachsen-Anhalt. Die Themen der studentischen Abschlussarbeiten seien zu einem Drittel hochschuleigene. Ein weiteres Drittel seien Themen regionaler Unternehmen und schließlich ein Drittel Forschungen in überregionalen Betrieben, an Themen mit Weltniveau, ergänzte Professor Harald Goldau. Das habe sich bewährt.
TechniSat Teledigital in Staßfurt hat beispielsweise Bedarf, das Ersatzteilmanagement zu verbessern. In seiner Bachelor-Arbeit des dualen BWL-Studiengangs der Hochschule sucht ein Student ein geeignetes Prognoseverfahren, stellt Professorin Jutta Weber ein anderes Beispiel vor. Und ein Student des Wirtschaftsingenieurwesens entwickelt ein Kalkulationsschema für den Rohrleitungsbau bei der Dr. Weigel Anlagenbau GmbH in Magdeburg. Die Ergebnisse beider Arbeiten könnten sofort genutzt werden, sagte Weber.
Erik Bläß, Prokurist der SNP Consulting GmbH Thale, hat gute Erfahrungen mit Kooperationen mit den Hochschulen Harz und Magdeburg-Stendal. Er habe bereits 15 Abschlussarbeiten betreut, berichtete er. Es gehe darum, Software zu überprüfen, mit anderen Produkten zu vergleichen und permanent weiterzuentwickeln sowie die Projektplanung und -betreuung zu verbessern. Die Hochschule Harz fördere auch zusätzliche Projekte außerhalb von Abschlussarbeiten, lobte Bläß. Seite 5