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Reichsbürger Beamter berichtet über Drohungen von Ursache

Ein Beamter berichtet, von Adrian Ursache mit einer Waffe bedroht worden zu sein. Im "Reichsbürger-Prozess ist kein Ende in Sicht.

18.12.2017, 14:40

Halle (dpa) l Im Prozess gegen den früheren Ex-Mister Germany Adrian Ursache hat die Verteidigung die Aufnahme von neuen Ermittlungen der Staatsanwaltschaft beantragt. Es geht dabei um den Schusswechsel mit dem SEK am 25. August 2016 auf dem Grundstück des Angeklagten in Reuden (Burgenlandkreis). "Der Polizeieinsatz war rechtswidrig", sagte Rechtsanwalt Manuel Lüdtke am Montag vor dem Landgericht Halle. Polizisten warf er versuchten Totschlag vor.

Ursache ist wegen versuchten Mordes, gefährlicher Körperverletzung, Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte und sowie wegen Verstößen gegen das Waffengesetz angeklagt. Er soll bei dem Polizeieinsatz gezielt auf den Kopf eines SEK-Beamten geschossen haben. Der Polizist wurde nach Ansicht der Staatsanwaltschaft nur aufgrund seiner Schutzausrüstung nicht tödlich verletzt. Ursache bestreitet dies. Das Spezialeinsatzkommando (SEK) war laut Anklage zum Schutz von Gerichtsvollziehern angefordert worden. Nach Angaben eines SEK-Beamten hat Ursache mit einer Waffe geschossen.

Ursache selbst wurde bei dem SEK-Einsatz durch Schüsse lebensgefährlich verletzt. Sein Hausgrundstück sollte bereits tags zuvor zwangsweise geräumt werden. Auf dem Gelände waren etwa 150 Menschen anwesend. Ursache habe sie als Zeugen der anstehenden Zwangsvollstreckung darum gebeten.

Die Staatsanwaltschaft rechnet Ursache laut Anklageschrift der sogenannten Reichsbürgerbewegung zu. Diese erkennt die Bundesrepublik und deren Gesetze nicht an. "Reichsbürger" werden vom Verfassungsschutz beobachtet. Ursache bestreitet, der Bewegung anzugehören.

Der SEK-Beamte schilderte im Gerichtssaal die Situation auf dem Grundstück des Angeklagten im August 2016 als extrem kompliziert. ""Das war irre. Das habe ich so noch nie erlebt", sagte der 49 Jahre alte Polizist über das Auftreten des Angeklagten. Dieser habe die SEK-Beamten permanent mit der Waffe im Anschlag bedroht, sie nicht als Menschen wahrgenommen, sondern als Feinde, sagte der Beamte. Es sei nicht möglich gewesen, mit dem Angeklagten in Reuden zu verhandeln.

"Es war klar, er wird nicht aufgeben. Es musste gehandelt werden. Wir haben alles versucht, dass er die Waffe niederlegt. Ich musste von der Schusswaffe gebrauch machen", sagte der SEK-Beamte. Er habe Ursache nicht töten, sondern handlungsunfähig machen und seine Kollegen vor Schüssen des Angeklagten schützen wollen.

Der Polizist wurde mehrere Stunden lang von drei Verteidigern befragt. Der SEK-Beamte sagte, nach den Schüssen auf Ursache – in den rechten Arm und eine Schulter – habe er sich emotional sehr schlecht gefühlt. Zum Schutz seiner Person nannte der SEK-Beamte seinen Namen nicht. Er trug eine Perücke und einen künstlichen Bart. Der Prozess läuft seit Anfang Oktober unter scharfen Sicherheitsvorkehrungen. Das Gericht hat weitere Verhandlungstermine bis ins Frühjahr 2018 anberaumt.