1. Startseite
  2. >
  3. Sachsen-Anhalt
  4. >
  5. Richter will Plädoyers im Ursache-Prozess

Reichsbürger Richter will Plädoyers im Ursache-Prozess

Im Prozess gegen den ehemaligen Mister Germany Adrian Ursache am Landgericht Halle sollen im März die Plädoyers gehalten werden.

01.03.2018, 15:27

Halle (dpa) l Im "Reichsbürger"-Prozess von Halle hat der Vorsitzende Richter Staatsanwaltschaft und Verteidigung vorgeschlagen, am 15. März mit ihren Plädoyers zu beginnen. Sie sollten sich den Tag dafür bereithalten, sagte Richter Jan Stengel am Donnerstag vor dem Landgericht in Halle. Die Verteidigung kündigte allerdings für den nächsten Verhandlungstag (13. März) einen "unaufschiebbaren" Antrag an das Gericht an, ohne diesen zunächst zu benennen.

Laut Gericht sollen an dem Tag erneut ein medizinischer Gutachter zu den Verletzungen des Angeklagten sowie der psychiatrische Gutachter zur Schuldfähigkeit befragt werden. Bei der Verhandlung am Donnerstag zeichneten sich Unklarheiten in der Ermittlungsarbeit ab. Ein ballistischer Gutachter empfahl dem Gericht zum Beispiel, die Situation in einem konkreten Versuch mit der Waffe, die der Angeklagte in der Hand hatte, nachzustellen. 

Angeklagt ist der frühere "Mister Germany" Adrian Ursache unter anderem wegen versuchten Mordes an einem Polizisten. Er soll als "Reichsbürger" in Reuden (Burgenlandkreis) bei der anstehenden Zwangsräumung seines Grundstücks mit einer Waffe gezielt auf einen SEK-Beamten geschossen haben.

Nach Angaben des Waffenexperten konnte er anhand von Waffe und Munition nicht eindeutig nachweisen, dass der Helm des Polizisten getroffen wurde. Die Schutzkleidung des SEK-Beamten wie Schutzweste und Halsschutz seien dem Ballistiker nicht zur Untersuchung auf Munitionsspuren übergeben worden. Daher wäre es besser, die "die Situation einfach mal sauber nachzustellen", sagte der Gutachter. 

Hingegen ist die Staatsanwaltschaft laut Anklageschrift der Auffassung, dass der SEK-Beamte bei dem Einsatz in Reuden nur durch den Schutz seiner Dienstkleidung – etwa dem Helm - nicht tödlich verletzt worden war. Der Angeklagte selber wurde bei dem Polizeieinsatz lebensgefährlich verletzt. Er hatte zugegeben, mit einer Waffe den Beamten gedroht zu haben, um seine Familie zu beschützen. Gezielt geschossen habe er auf die Polizei aber nicht.

Der 43-Jährige betonte im voll besetzten Verhandlungssaal erneut, er sei kein "Reichsbürger". Das Gericht sehe er als nicht zuständig an und bezeichnet es unter anderem als "Idioten in alberner Verkleidung". Polizeibeamte des SEK nannte er "Faschistenbruderschaft" und Mörder. 

Der Prozess läuft seit Oktober 2017. Ursache hat drei Verteidiger, seine Ehefrau wurde vom Gericht zudem als Beistand zugelassen.