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Richtung Normalität: Erster Werktag nach mehr Lockerungen

Corona-Deutschland sucht weitere Wege in die Normalität. Auch in Sachsen-Anhalt sind nun mehr Lockerungen in Kraft. Weitere Geschäfte haben offen, Kontaktverbote sind aufgeweicht worden. Das sorgt für Kritik. Aber auch andere Bundesländer schlagen eigene Wege ein.

01.05.2020, 23:01
Uwe Anspach
Uwe Anspach dpa

Magdeburg (dpa/sa) - Sachsen-Anhalt ist der Normalität nach Beginn der Corona-Maßnahmen einen Schritt näher gekommen. Am Montag haben die Friseure nach sechs Wochen coronabedingter Schließzeit wieder geöffnet. Und auch große Geschäfte dürfen wieder öffnen, dazu gehören die großen Kaufhäuser und Elektronik-Märkte ebenso wie Ikea Magdeburg. Bei Karstadt in Magdeburg war am Vormittag zunächst ein verhaltenes Kundeninteresse zu beobachten. Voraussetzung für alle ist, dass die Abstands- und Hygieneregeln eingehalten werden. Auch die Kontaktbeschränkungen sind von diesem Montag an gelockert. Es dürfen sich wieder bis zu fünf Menschen treffen, die nicht in einem Haushalt leben.

Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) hat sich derweil gegen Kritik aus anderen Bundesländern gewehrt. "Wir müssen einfach der Bevölkerung das Signal geben, dass das, was wir gemeinsam erreicht haben, auch Effekte erzielt", sagte Haseloff am Sonntagabend im ZDF-"heute-journal". Er betonte erneut, dass Sachsen-Anhalt neben Mecklenburg-Vorpommern die geringsten Infektionszahlen aufweise. Unter anderem Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller hatte den Vorstoß kritisiert.

"Friseure und Kosmetiker sind es ohnehin gewöhnt, Hygienevorschriften einzuhalten", sagte der Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Magdeburg, Burghard Grupe, am Montag zur Wiedereröffnung. Die Schließung habe die Friseure besonders hart getroffen, das verlorene Geschäft sei nicht mehr aufzuholen. Oft handele es sich um Klein- und Kleinstbetriebe. Eine Hilfe zum Lebensunterhalt gebe es für die Unternehmer nach wie vor nicht. Rund 2000 Friseurbetriebe gibt es in Sachsen-Anhalt.

Die Magdeburger Friseurmeisterin Verena Falke betreibt ihren Salon in dritter Generation und musste ihre Mitarbeiter in Kurzarbeit schicken. Am Montag hat die 29-Jährige ihren Laden wieder geöffnet. Sie habe die Couch aus der Warteecke in den Keller verfrachtet, sagte Falke. Es gebe auch weniger Frisierplätze, um die Abstände zwischen den Kunden einzuhalten. Voll ausgebucht seien die kommenden zwei Wochen, aber auch für die Zeit danach seien schon viele Termine ausgemacht.

Die Freude über einen Haarschnitt ist bei vielen groß: Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) hatte sich gleich am Montagmorgen per Twitter aus einem Friseursalon gemeldet. Er fotografierte sich mit Mund-Nasen-Schutz und Einweg-Handschuhen, eine Friseurin samt Föhn neben sich. "Es wurde alles sehr gut vorbereitet! In Sachsen-Anhalt wird wieder frisiert", twitterte der Regierungschef samt Daumen-Hoch-Zeichen.

Neben Friseuren sollen andere Einrichtungen und Plätze wieder öffnen. Das Kulturhistorische Museum und das Museum für Naturkunde Magdeburg öffnen von diesem Dienstag an wieder ihre Türen für das Publikum. Das Landesmuseum für Vorgeschichte in Halle öffnet am Mittwoch wieder. Die Franckeschen Stiftungen in Halle fahren ihren Betrieb von Donnerstag an wieder hoch. Zudem kündigte die Stadt Halle an, dass die Spielplätze ab Freitag wieder zugänglich sein sollen.

Auch in anderen Bundesländern gibt es weitere Lockerungen. Obwohl weitere Bund-Länder-Beratungen zur Corona-Krise noch anstehen, suchen immer mehr Länder eigene Wege. Niedersachsen will die Regeln für Schulen, Gastronomie und Hotels bis Ende Mai deutlich lockern. Nordrhein-Westfalen drohte zugleich mit einem Alleingang bei der Kita-Öffnung, sollte Kanzlerin Angela Merkel (CDU) am Mittwoch mit den Ministerpräsidenten der Länder keinen einheitlichen Kurs finden.