Sachsen-Anhalt macht für Reisende aus Corona-Hotspots dicht
Nun ist auch Sachsen-Anhalt auf den Zug aufgesprungen und hat ein Verbot für Hotels und Campingplätze erlassen, Gäste aus einem Landkreis mit hohem Corona-Infektionsgeschehen zu beherbergen. Andere Bundesländer hatten es bereits vorgemacht.

Halle (dpa/sa) - Wer aus Landkreisen mit einem hohem Corona-Infektionsgeschehen nach Sachsen-Anhalt reisen will, darf vorerst nicht in Beherbergungsbetrieben wie Hotels oder Campingplätzen übernachten. Ausnahmen sind möglich, wenn ein frischer negativer Corona-Test vorliegt. Diese Regelung gelte ab (dem morgigen) Samstag, teilte das Landesverwaltungsamt als zuständige Behörde am Freitag in Halle mit. Zuvor hatten bereits andere Bundesländer eine ähnliche Vorgabe erlassen - am Freitag wurde dann eine bundeseinheitliche Lösung vermeldet.
Laut dem Landesverwaltungsamt sind Menschen aus Stadt- und Landkreisen betroffen, in denen in den vergangenen sieben Tagen vor der Anreise die Zahl der Neuinfektionen laut Robert-Koch-Institut pro 100 000 Einwohner höher als 50 war. Wer aus den betroffenen Kreisen komme, könne ein ärztliches Zeugnis vorlegen, das einen negativen Test auf Covid-19 bescheinigt. Für diese Personen gelte das Beherbergungsverbot nicht, hieß es.
Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) hatte über Einschränkungen für Gäste aus Corona-Risikogebieten bereits laut nachgedacht. "Ich will nicht verhehlen, dass wir am nächsten Dienstag im Kabinett eine neue Verordnung beschließen - und dass wir durchaus auch derzeit sehr stark erwägen, in dieser Verordnung ein sogenanntes Beherbergungsverbot aufzunehmen", sagte er am Donnerstag in einem Interview. Allerdings sprach er sich auch dafür aus, dass sich die Bundesländer im Umgang mit Menschen aus Risikogebieten auf gemeinsame Richtlinien einigen sollten.
"Touristen sind in Sachsen-Anhalt immer herzlich willkommen, allerdings müssen wir konsequent und wachsam sein", erklärte der Präsident des Landesverwaltungsamtes Thomas Pleye. Erfolge im Kampf gegen die Pandemie dürften nicht aufs Spiel gesetzt werden. Die bevorstehenden Ferien und der bereits jetzt ansteigende Reiseverkehr dürften nicht zu einem rasanten Anstieg der Infektionszahlen führen.
Nun soll in ganz Deutschland gelten: Reisende aus einem Landkreis mit hohem Corona-Infektionsgeschehen dürfen nur dann in einem Hotel untergebracht werden, wenn ihnen ein ärztliches Zeugnis bestätigt, dass sie keine Infektion haben. Das geht aus einem Beschluss des Chefs des Bundeskanzleramtes und der Leiter der Staats- und Senatskanzleien der Länder vom Freitag hervor, der der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Das benötigte ärztliche Zeugnis "muss sich auf eine molekularbiologische Testung stützen, die höchstens 48 Stunden vor der Anreise vorgenommen worden ist".
Angesichts des massiven Corona-Ausbruchs beim Fleischkonzern Tönnies im Kreis Gütersloh in Nordrhein-Westfalen hatten zuvor schon fast alle Bundesländer Touristen aus der Region abgewiesen. Nur wenige Bundesländer hatten bislang auf Beherbergungsverbote oder andere Maßnahmen verzichtet, die in der soeben begonnenen Sommerreisesaison eine Ausbreitung der Pandemie verhindern sollen. Ausnahmen gibt es allenfalls für Menschen, die einen negativen Corona-Test vorweisen können.
Die Bundesregierung rief bei regionalen Corona-Ausbrüchen wie in den Kreisen Gütersloh und Warendorf zu Solidarität auf und warnte vor einem Anprangern dort lebender Menschen. "Jede Region kann plötzlich von einem Ausbruch betroffen sein", sagte Regierungssprecher Steffen Seibert in Berlin. Er verurteilte es scharf, dass Menschen aus den Kreisen beleidigt und ihre Autos zerkratzt worden seien. Das sei ein "völlig inakzeptables und widerwärtiges" Verhalten. Gefragt sei dagegen gerade in schwierigen Situationen gegenseitiger Respekt.
Wie das Landesverwaltungsamt mitteilte, soll das jetzt verhängte Beherbergungsverbot für Einreisende aus Infektions-Hotspots in die überarbeitete Corona-Eindämmungsverordnung des Landes aufgenommen werden, die Mitte der kommenden Woche in Kraft treten wird. Deshalb gilt die jetzt verhängte Allgemeinverfügung der Behörde auch vorerst nur bis Mittwoch.