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Dreitägige Riesen-Sause in Dessau-Roßlau / Vorbereitungen laufen schon seit September Sachsen-Anhalt-Tag: 300 000 Besucher erwartet

Von Elisa Sowieja 05.07.2012, 05:18

Bis Freitag muss in Dessau-Roßlau alles bereit sein für einen gigantischen Besucheransturm. Dann fällt der Startschuss für den 16. Sachsen-Anhalt-Tag. Die Volksstimme hat dem Mann über die Schulter geschaut, der für die Stadt die Koordination leitet.

Dessau-Roßlau l Metallstangen klackern, Akkuschrauber surren - das Konzert der Baugeräusche dudelt munter vor sich hin. Plötzlich setzt eine Trompete ein, es ist der Klingelton von Gerald Fuchs. Er steht auf dem Marktplatz in Dessau-Roßlau inmitten von Lkw, Fragmenten eines Bühnengerüsts und bunten Bauteilen, die zusammengesetzt ein Riesenrad ergeben. Das Trompeten-Läuten erklingt in diesen Tagen beinahe im Minutentakt. Denn als Koordinator des Sachsen-Anhalt-Tags für die Stadt hat Fuchs ständig Probleme und Problemchen zu klären.

"Der Aufwand ist zehnmal so groß wie bei einem normalen Stadtfest."

Diesmal geht es um einen Twister. Nein, der fiese Tornado ist zum Glück nicht gemeint, sondern nur ein schnelles Karrussell. Das wollen Schausteller an anderer Stelle aufbauen als geplant. Der Manager gibt eine klare Anweisung, dann verabschiedet er sich freundlich, aber bestimmt. Weiter im Text.

Mit 300000 Besuchern rechnet der Manager während der dreitätigen Sause, die Land und Stadt veranstalten und die diesmal unter dem Motto "ideenreich bärenstark" steht. Über 88,3 Hektar in der Innenstadt erstreckt sich das Festgelände - das ist die Größe von 126 Fußballfeldern. Da ist die Koordination der Karurssels nur ein Mini-Mosaikstein. "Der Aufwand ist zehnmal so groß wie bei einem normalen Stadtfest", erklärt der 49-Jährige.

Insgesamt 21 Mitarbeiter gehören zum Organisationsteam. Einige von ihnen sind schon seit September am Planen - von der Geländeaufteilung, übers Parken bis hin zur Security. Eine der ersten Aufgaben war das Sichten von Bewerbungen der Gewerbetreibenden. Denn längst nicht jeder darf seinen Stand aufbauen. "Mindestens die Hälfte wird abgelehnt."

Dabei schaut das Team genau nach dem Angebot. "Es wird keine Schlüppermeile geben", bringt es Fuchs mit einem Schmunzeln auf den Punkt. Das heißt vor allem: Regionale Produkte gehen vor. Blasenwurst und Brockenhexe statt industriell gefertigter Kerzen.

Auf dem Marktplatz läuft alles rund. Neben einem der Lkw mit den Riesenrad-Teilen legt gerade jemand ein Maßband an. Der Fachmann erklärt: "Das Rad muss exakt an der vorgegebenen Stelle stehen, sonst kann es die Feuerwehrzufahrt versperren."

Mit ruhiger Miene, aber eiligen Schritten steuert er seinen Sprinter an. Schließlich muss er noch auf anderen Plätzen nach dem Rechten sehen.

Auf dem Beifahrersitz liegt ein schwarzes Gewand mit weißen Perlen. "Das ist das Kleid für Katharina die Große", erzählt der Organisator grinsend. Morgen um 15.30 Uhr wird die Zarin zusammen mit Unternehmer Hugo Junkers und Homöopath Samuel Hahnemann die Eröffnung des Sachsen-Anhalt-Tags moderieren. Dahinter verbergen sich drei Moderatoren: Gesine Stahl (MDR), Volker Haidt (Radio SAW) und Holger Tapper (Radio Brocken).

Anschließend können die Besucher das Festgelände erobern. In fünf Regionaldörfern präsentieren sich die Teile des Landes, jedes hat eine eigene Bühne. "Es gibt keinen Landkreis, der nicht dabei ist", sagt der Manager, als er gerade - mal wieder - ein Telefonat beendet hat, diesmal zur Bauabnahme. "Die Altmark ist zum Beispiel wieder mit ihrer Kogge dabei. Das ist ein historisches Gastro-Schiff, von dem aus Kirschbier verkauft wird."

Noch ein Tipp vom Kenner: "Ein Abstecher vor das Bauhaus lohnt sich auf jeden Fall. Dort gibt es eine Präsentation zum Thema Wissenschaft und Wirtschaft."

Und im Umweltbundesamt veranstalten am Sonnabend Studenten der Hochschule Anhalt ein paar "Paintbattles" - so nennt man um die Wette Malen vor Publikum. Die Bilder können später ersteigert werden.

Gerald Fuchs steht mittlerweile vor einem Metallhaufen im Stadtpark. Mit drei Strahle-Gesichtern vom Radio geht er den Bauplan für deren Bühne durch, die daraus entstehen soll. "Hier und auf den anderen Bühnen treten unheimlich viele bekannte Sänger auf", erzählt der 49-Jährige, während er für die beiden Fröhlichen eine riesige Karte aufklappt. Kostprobe gefällig? Frank Schöbel, Ute Freudenberg, Andreas Bourani, "The-Voice"-Siegerin Ivy Quainoo - nur ein winziger Auszug aus den einzelnen Programmen.

"Beim Festumzug am Sonntag wirken 5000 Menschen mit - so viele wie nie zuvor."

Die Werkelei in der Innenstadt von Dessau-Roßlau ist schon seit voriger Woche in Gange. "Als erstes wurden die Kabel verlegt", berichtet der Organisator. Insgesamt 8,5 Kilometer sind dabei zusammengekommen. In dieser Woche sind dann die Lkw mit Bühnen, Fahrgeschäften und Co. angerückt. Auf eine der Aufbauten ist Gerald Fuchs besonders stolz: "In Dessau-Roßlau wird die größte Bühne stehen, die wir bisher bei einem Sachsen-Anhalt-Tag hatten", erzählt er. Der Koloss gehört dem MDR und ist 13,5 mal 10 Meter groß, plus angebundener runder Showbühne.

Auch in einem anderen Punkt weist dieser Sachsen-Anhalt-Tag einen neuen Rekord auf. Der Manager verkündet: "Beim Festumzug am Sonntag wirken 5000 Menschen mit - so viele wie nie zuvor."

Falls einer von denen eine Frage hat, wird er bestimmt auch die Trompete von Gerald Fuchs erklingen lassen. Nur einer wird sich wohl eher nicht melden, falls es Probleme gibt: Petrus. Aber keine Angst. Bis auf ein paar kleine Schauer sieht der Wetterbericht fürs Wochenende gar nicht so schlecht aus.

Alles zum Sachsen-Anhalt-Tag finden Sie im Internet unter: www.volksstimme.de/sat