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Saisonstart Regelflut in Freibädern

Ab Donnerstag öffnen die ersten Freibäder in Sachsen-Anhalt. Besucher müssen sich auf zahlreiche Einschränkungen einstellen.

Von Alexander Walter 26.05.2020, 12:21

Magdeburg l Stimmt das Kabinett heute der neuen Eindämmungsverordnung des Landes zu, können ab Donnerstag Bäder und Schwimmhallen in Sachsen-Anhalt öffnen. Die Badesaison 2020 wird allerdings durchgehend unter dem Vorzeichen von Corona-Schutzmaßnahmen stehen.

So müssen Badbetreiber den Gesundheitsbehörden vor Öffnung umfassende Abstands- und Hygienekonzepte vorlegen.

Die Altmark Oase in Stendal mit Sport- und Wellenbad in der Halle sowie einem Außenbecken will am 8. Juni öffnen. Dafür sind zahlreiche Auflagen geplant: „Die Besucherzahl wird auf maximal 100 begrenzt“, sagte Geschäftsführer Marcus Schreiber gestern der Volksstimme.

„Das Wellenbecken bleibt ausgeschaltet, ebenso der Strömungskanal. Maximal zwei Personen gleichzeitig dürfen die Duschen benutzen.“ Schwimmen ist nur nach vorgegebenem Richtungssystem gestattet. „Es ist kompliziert, aber wir wollen vor allem für Schwimmer wieder ein Angebot schaffen“, ergänzte Schreiber. Das Altoa, wie die Stendaler ihr Bad nennen, steht nicht allein. Ähnlich gehen fast alle Badbetreiber im Land vor – wenn sie denn öffnen wollen.

Magdeburg hat nach eigenen Angaben gleich drei Papiere mit Regeln für seine Bäder in der Schublade. Die Deutsche Gesellschaft für das Badewesen, Stimme der Badbetreiber im Bund, hatte zuvor einen Pandemieplan mit Vorschlägen für den Start des Bäderbetriebs in Pandemie-Zeiten erstellt. Nicht alle halten den dort aufgezeigten Aufwand für angemessen. Die 8000-Einwohner-Stadt Barby an der Elbe hat angekündigt, ihr Bad im Seepark wegen der Unsicherheit durch die Pandemie vorerst nicht zu öffnen. Zudem fehle dem Bad ein Rettungsschwimmer, ergänzte ein Sprecher. Schon im vergangenen Jahr musste das Bad deshalb zeitweise schließen.

Experten von Deutschem Rotem Kreuz (DRK) und Deutscher Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) warnen unterdessen davor, aus Angst vor Ansteckung mit dem Coronavirus auf unbewachte Seen oder gar Fließgewässer auszuweichen. „Ich sehe die Gefahr, dass wir in diesem Jahr mehr Tote durch Ertrinken als in den vergangenen Jahren haben werden“, sagte Andreas Lehning, Vorstandsvorsitzender der DRK-Wasserwacht Magdeburg. Nach Angaben der DLRG kamen zuletzt im Schnitt 15 bis 25 Menschen pro Jahr bei Badeunfällen in Sachsen-Anhalt ums Leben. 2019 waren es 13. „Durchschnittlich nur zehn Prozent dieser Fälle ereignen sich in bewachten Gewässern“, sagte Holger Friedrich, Geschäftsführer der DLRG. Das sei ein Argument, bewachte Bäder jetzt zu öffnen.

Unabhängig von der Corona-Pandemie erwartet die DRK-Wasserwacht auch in dieser Saison, nicht alle Freibäder mit Rettungsschwimmern besetzen zu können. Nach Angaben des DRK sind landesweit gut 1000 Rettungsschimmer für die Organisation im Einsatz, bei der DLRG sind es rund 800. „Das wird für den Bedarf nicht reichen“, sagte Lehning. Er kritisierte, manche Gemeinde erschwere die Ausbildung der dringend benötigten Rettungsschwimmer, indem sie für die Trainingszeiten in Hallen bis zu fünfstellige Beträge verlange.

Corona-Auflagen und fehlende Retter sind indes nicht die einzigen Probleme der Badbetreiber. Im altmärkischen Klötze ist nach dem Wechsel des Bademeisters in den Ruhestand nun auch noch das Schwimmerbecken defekt. „Es gibt mehrere Lecks, die müssen erstmal repariert werden“, sagt Hauptamtsleiter Matthias Reps. Firmen dafür seien kaum zu finden.