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Landesschulamt Schulamts-Chef bittet um Abberufung

Der kommissarische Chef des Landesschulamts in Sachsen-Anhalt, Jürgen Krampe, hat um seine Abberufung gebeten.

Von Alexander Walter 16.04.2018, 18:01

Magdeburg l Bildungsminister Marco Tullner (CDU) muss sich erneut um Personalangelegenheiten kümmern: Gut ein Jahr nach Übernahme der Funktion hat Jürgen Krampe, kommissarischer Direktor des Landesschulamtes, zum 30. Juni um Abberufung gebeten. Das teilte das Ministerium nun mit. Als Stellvertreter übt Krampe derzeit beide Funktionen in Personalunion aus. Tullner folgte der Bitte. Er dankte Krampe für dessen Einsatz. Unter Mitarbeitern wird Krampe als kompetent und kollegial geschätzt. Zu seinen Motiven wollte sich der 61-Jährige nicht äußern. Das Bildungsministerium teilte mit, ausschlaggebend seien persönliche Gründe. Aus dem beruflichen Umfeld Krampes hieß es dagegen, auch fehlende Unterstützung durch das Ministerium spiele eine wichtige Rolle.

Unter den 240 Beschäftigten des mit der Lehrereinstellung beauftragten Landesschulamts herrscht demnach Frust über die Schere zwischen Aufgaben und Personalausstattung, sagte ein Kollege, der ungenannt bleiben will. Beispiel: Musste die Behörde vor fünf Jahren bei höherer Mitarbeiterzahl noch 150 Lehrer jährlich einstellen, sind es in diesem Jahr 1000. Zum Sommer steht der Behörde nun die größte Einzelausschreibung ihrer Geschichte bevor. Spätestens Anfang Mai will das Land rund 600 Lehrerstellen auf einmal ausschreiben. Die Linke sieht die Vorbereitung des neuen Schuljahres in Gefahr. Das Personal des Schulamts reicht für die Aufgaben nicht aus, warnte Fraktionschef Thomas Lippmann.

Das Ministerium räumte ein: „Das Schulamt steht vor großen Herausforderungen.“ Die Behörde bemühe sich aber um Abhilfe. Neun Kollegen aus dem Landesinstitut für Schulqualität (LISA) seien ins Schulamt abgeordnet worden. In den nächsten Tagen soll es Gespräche darüber geben, wie die Behörde zusätzlich helfen kann. Zum Haushalt 2019 will Tullner das Amt personell weiter verstärken.

Wann das Ministerium den Schulamtsdirektor-Posten neu besetzen kann, steht derweil in den Sternen. Grund: eine Klage des früheren Chefs Torsten Klieme. Ende 2016 hatte Tullner Klieme kurz vor Ablauf von dessen Probezeit überraschend abgesetzt. Die Abberufung des als ausgewiesenen Experten geltenden SPD-Mannes sorgte für Krach in der Koalition. Weil Klieme klagte, konnte eine Verwaltungsexpertin nur kommissarisch übernehmen. Anfang 2017 gab sie die Chef-Aufgaben schließlich an Stellvertreter Jürgen Krampe ab. Kliemes Klage ist derweil nicht entschieden. Erst vor kurzem scheiterte eine außergerichtliche Einigung mit dem Ministerium.

Die Neubesetzung des Schulamts-Chefs ist nicht die einzige Personal-Baustelle in Tullners Ressort in letzter Zeit. Erst im Januar entließ der Minister die damalige Bildungs-Staatssekretärin Edwina Koch-Kupfer (CDU) wegen Missbrauchs von Amtsprivilegien. Auf sie folgte damals die Abgeordnete Eva Feußner (CDU).