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56 Jahre alter Angeklagter aus Halle-Neustadt gesteht beim Prozessauftakt Mord an Ehefrau ein Schulden über Schulden: Mann schlägt mit Bratpfanne Ehefrau

Von Bernd Kaufholz 17.08.2011, 04:29

Unmittelbar nachdem die Anklageschrift verlesen worden war, hat ein 56 Jahre alter Hallenser gestern den Mord an seiner Ehefrau gestanden. Als Grund nannte Wolfgang S., dass die 52-Jährige nicht mit Geld umgehen konnte und die Familie deshalb kurz vor dem Rauswurf aus der Vierraumwohnung in Halle-Neustadt gestanden habe.

@$ID/[No paragraph style]:Halle. Jan Stengel, Vorsitzender der 1. Großen Strafkammer am Landgericht Halle, bei der Frage nach den Personalien des Angeklagten: "Familienstand?" Wolfgang S.: "Verwitwet." Stengel: "Wie?" S: "Verwitwet – jetzt." Stengel: "Ach so, ja natürlich."

Ein Prozessauftakt mit makaberer Note. Und ein erster Verhandlungstag, an dem der 56-jährige Angeklagte den Eindruck erweckte, als sei eine schwere Last von ihm abgefallen. Als ob er sich am 10. März 2010 mit vollem Bedacht für den Tod seiner Ehefrau, mit der er 32 Jahre verheiratet war, und somit gegen ein weiteres Zusammenleben entschieden hat.

Was war geschehen?

Staatsanwalt Klaus Wiechmann: "Am Morgen des Tattages hat der Angeklagte aus der Bratröhre eine Bratpfanne geholt und diese mit Wucht gegen den Hinterkopf seiner Frau geschlagen." Dabei sei der Griff der Pfanne abgebrochen. Petra S. habe im Sessel vor dem laufenden Fernseher gesessen und sich Zigaretten gedreht. "Sie war bei der Attacke völlig arglos und hatte nicht mit einem Angriff gerechnet." Aufgrund des Mordmerkmals "Heimtücke" liege somit Mord vor.

Die schwer Getroffene sei aufgesprungen und es sei zu einem kurzen Kampf gekommen, bei dem die Ehefrau auf den Rücken stürzte. In seinem Geständnis schilderte der Ex-Wachmann den Mord weiter: "Ich habe über meiner Frau, die Beine links und rechts neben ihr, gekniet und sie gewürgt." Dabei habe er sich den Daumen ausgekugelt. Im Verlauf seines Geständnisses gab er zu, dass er in jenem Moment seine Frau bereits töten wollte. Abweichend von seinem eigentlichen Plan, sie mit Schlägen erst zu betäuben und sie dann "unblutig" umzubringen ("Bewusstlos in die Badewanne legen").

Als das Würgen nicht ausreichte, habe er eine Keramik-Blumensäule neben sich ergriffen und diese auf den Kopf der Ehefrau geschmettert. Auch die Säule ging zu Bruch. Er griff zu einer Glasschale auf dem Tisch und schlug diese auf den Hinterkopf der 52-Jährigen, die es noch geschafft hatte, sich unter ihm auf den Bauch zu wälzen.

"Ich wollte die Sache dann beenden", so S. "Ich ging in die Küche und holte ein Messer (Klingenlänge 19 Zentimeter) aus dem Messerblock." Beim ersten Stich sei er von der Bekleidung "abgerutscht". "Ich habe dann ihre Bluse hochgehoben und noch zweimal dort zugestochen, wo ich das Herz vermutete." Das Opfer verblutete nach Verletzung der Lungenschlagader.

Nachbarn hatten Hilferufe und Lärm gehört und an der Wohnungstür geklopft. Daraufhin hatte S. geöffnet und gesagt: "Ich habe eben meine Frau umgebracht. Holen sie die Polizei oder soll ich das machen?"

Gestern schilderte der Angeklagte Szenen einer Ehe, die "während der letzten zehn Jahre nur ein Nebeneinanderherleben gewesen" sei.

Seit 1997 habe es immer wieder Geldprobleme gegeben. "Meine Frau hat sich um die Geldsachen gekümmert. Aber immer wieder hatten wir Schulden." Er sei "zu bequem" gewesen, sich um die Finanzen zu kümmern und habe die Frau "einfach machen lassen". Wenn es wieder einmal gar nicht weiterging, habe er sich Geld vom Konto seiner Mutter geborgt. Insgesamt habe er 8000 bis 10000 Euro Schulden. Was die Familie jedoch nicht daran hinderte, jedes Jahr ins Ausland zu verreisen und einen Seat zu fahren.

Einen Tag vor dem Mord habe er ein Schreiben vom Vermieter erhalten, dass 1800 Euro Mietschulden aufgelaufen waren und die Zwangsräumung innerhalb von 14 Tagen bevorstand.

Er habe danach bis morgens überlegt, was er tun solle: "Einfach abhauen, mich umbringen, meine Frau und mich töten oder nur meine Frau? Letztlich habe er sich für den "unblutigen Tod" der Ehefrau entschieden. "Dann bin ich meine Probleme los und brauche mich um nichts mehr zu kümmern", habe er gedacht.

Die 19 Jahre alte Tochter des Ehepaars sagte für ihren Vater aus: "Meine Mutter hat das Sagen gehabt und alle nur beschimpft. Ich weiß, es hätte nicht sein dürfen, aber ich kann meinen Vater verstehen."