Schulfach Betriebsausflug: Land testet Praxis-Lerntage
Was will ich werden? Diese Frage für den späteren Beruf stellen sich schon Schülerinnen und Schüler. In Sachsen-Anhalt sollen sie das künftig auch bei regelmäßigen Besuchen eines Unternehmens herausfinden können. Doch wie soll das praktisch funktionieren?
Magdeburg (dpa/sa) - Immer wieder wird gefordert, dass Jugendliche schon in der Schulzeit gezielter auf ihre spätere Berufswahl vorbereitet werde. Jetzt will Sachsen-Anhalt sie tageweise in Betriebe schicken. Viele Acht- und Neuntklässler können vom kommenden Schuljahr an bei sogenannten Praxislerntagen in den Joballtag schnuppern. Möglich machen soll das ein Modellprojekt, wie Stefan Thurmann, Sprecher des Bildungsministeriums, am Mittwoch sagte.
Rund 50 Sekundar- und Gemeinschaftsschulen interessieren sich für das Projekt. Jetzt werden Unternehmen gesucht, die die Schüler regelmäßig mitarbeiten lassen. Das Handwerk begrüßte die Idee bereits.
Geplant ist, dass die Schülerinnen und Schüler alle zwei Wochen einen Tag lang in einem Betrieb statt in der Schule sind. In dem zweijährigen Zeitraum sollen die Jugendlichen jedes halbe Jahr den Betrieb wechseln, um verschiedene Berufe kennenzulernen. "Der Praxislerntag soll Handwerk, Industrie und Schule einander näherbringen", sagte Bildungsminister Marco Tullner (CDU). "Die Schüler sollen praxisnah lernen und Unternehmen bekommen frühzeitig einen Eindruck von möglichen Auszubildenden." Zuerst hatte MDR Aktuell über das neue Projekt berichtet.
Im besten Fall finden die Jugendlichen so sogar ihren künftigen Lehrbetrieb, kommentierte der Präsident der Handwerkskammer Halle, Thomas Keindorf, die Idee. "Wer in seinem Wunschberuf schon während der Schulzeit Praxisluft schnuppern kann und erste Handgriffe in einem Unternehmen lernt, dem fällt die Berufswahl leichter."
Ähnlich äußerte sich der Geschäftsführer der Handwerkskammer in Magdeburg. Er hoffe, dass aus dem freiwilligen Modellprojekt eine Verpflichtung für alle Schulen werde, sagte Burghard Grupe. Auch Gymnasien sollten die Praxislerntage einführen. Die Kammern dringen seit Längerem darauf, die Berufsorientierung an den Schulen auszuweiten. Hintergrund ist, dass sich viele Betriebe vergeblich um Azubis bemühen oder frische Lehrlinge ihre Stelle wegen falscher Vorstellungen frühzeitig wieder aufgeben.