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Seilbahn-Streit Gutachten: Weitere Prüfungen in Schierke

Auch nach dem dritten Gutachten ist nicht klar, ob die Seilbahn auf dem Winterberg in Schierke gebaut werden kann.

08.09.2017, 12:38

Magdeburg l Der Mann auf den die schwarz-rot-grüne Landesregierung in Sachsen-Anhalt schaut, betritt am Freitagmittag mit leichter Verspätung den Raum im Landesentwicklungsministerium. Andreas Bolte vom Thünen-Institut für Waldökosysteme soll klären, ob die geplante Seilbahn im Harzort Schierke eine Zukunft hat. Darüber war zuletzt ein handfester Streit innerhalb der Koalition entbrannt.

Weil zwei vorherige Gutachten zu unterschiedlichen Ergebnissen kamen, sollte ein dritter Experten-Bericht Klarheit bringen. Doch nur wenige Minuten später ist klar: daraus wird nichts. Bolte, der mit seinem fünfköpfigen Forscherteam mehr als 15 Tage die Moorgebiete auf dem Winterberg unter die Lupe nahm, läutet nur die nächste Runde ein. Mindestens 4000 Quadratmeter Moorwald würden durch das Bauvorhaben beeinträchtigt werden, sagt Bolte. Und weiter: „Ob das nun das Aus bedeutet, kann ich nicht sagen.“ Zwei Streckenvarianten hatte der Investor für das 26 Millionen Euro teuere Projekt bereits ausarbeiten lassen. Bolte empfiehlt nun weitere Alternativen zu prüfen.

Der Staatssekretär im zuständigen Landesentwicklungsministerium, Sebastian Putz (CDU), erklärt danach, das neue Gutachten werde in das laufende Raumordnungsverfahren einbezogen. „Die Aussagen im Gutachten sind klar, das weitere Verfahren ist offen“, sagt er. Die Ergebnisse der Experten gelte es nun fachlich zu bewerten, nicht politisch. Ob die Seilbahn naturschutzrechtlich möglich ist, bleibt somit weiterhin unklar.

Nur für den Naturschutzbund BUND ist die Sache klar. „Der Moorwald ist nach wie vor da. Deswegen kann dort nicht gebaut werden“, sagt der Landesvorsitzende Ralf Meyer.

Laut neuem Gutachten sind die Moorwald-Flächen im Vorhabengebiet auf dem Winterberg allerdings wesentlich kleiner als in der Kartierung des Landesamtes für Umweltschutz (LAU). Haben die Experten im Land nicht genau genug hingeschaut? Bolte hält das für möglich, sagt, dass die Kartierung möglicherweise mithilfe von Luftbildern vorgenommen worden ist. Die Abweichungen sind erheblich. Während die LAU-Kartierung 7,3 Hektar Moorwald ausweist, fand Bolte vor Ort nur 3,9 Hektar schützenswerte Fläche.

Der Staatssekretär im Umweltministerium Sachsen-Anhalts Klaus Rehda hält die Einschätzung des LAU durch das neue Gutachten dennoch für bestätigt. Der Grünen-Politiker sagt: „Es muss im Verfahren geklärt werden, wie damit umgegangen wird, dass naturschutzfachlich bedeutende Flächen – der Moorwald – vom Vorhaben berührt sind.“