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Sexuelle Nötigung Zimmer-Affäre erreicht AfD-Spitze

Hinweise verdichten sich, dass AfD-Chef Poggenburg frühzeitig von Vorwürfen zu sexuellem Übergriff wusste. Er bestreitet das vehement.

03.01.2017, 23:01

Magdeburg l Neue Details zu einer Dienstreise des AfD-Landtagsabgeordneten Matthias Büttner bringen die Spitze der AfD-Fraktion in Erklärungsnot. Nach Volksstimme-Recherchen verdichten sich Hinweise, dass AfD-Landes- und Fraktionschef André Poggenburg schon deutlich früher von den Vorwürfen der sexuellen Nötigung wusste, als er bislang zugegeben hat.

Eine ehemalige Referentin der Fraktion hatte Matthias Büttner am 21. Dezember wegen versuchter Vergewaltigung beziehungsweise sexueller Nötigung angezeigt. Büttner soll Lena K. auf einer Dienstreise nach Erfurt im November sexuell bedrängt haben.

Poggenburg hatte dazu erklärt, dass er am 21. Dezember erstmals von dem mutmaßlichen Vorgang in Erfurt erfahren habe. Bekannt ist, dass es bereits eine Woche nach der Reise, am Abend des 23. November, ein Gespräch zwischen dem Fraktionschef und der Referentin gab. Poggenburg sagt dazu: „Da ging es nicht um die Dienstreise nach Erfurt.“ Dies sei ein übliches Mitarbeitergespräch gewesen. Alles andere seien „falsche und verleumderische Behauptungen“.

In der AfD mehren sich jedoch die Zweifel an dieser Darstellung. Im Umlauf ist eine andere Version. Nach dem Gespräch mit dem Fraktionschef am 23. November soll Lena K. gegen 22 Uhr das Landtagsgebäude verlassen haben. Auf dem Weg zum Auto stieß sie auf eine Gruppe von Landtagsabgeordneten und Mitarbeitern der AfD, die die Referentin einluden, noch gemeinsam etwas trinken zu gehen. „Sie war völlig neben der Spur, sehr reserviert und traurig. Erst wollte sie nicht, aber dann ist sie doch mitgekommen“, sagt einer.

In der Bar soll Lena K. gesagt haben, dass sie Angst habe, ihren Job zu verlieren. „Sie saß da wie ein Häufchen Elend.“ Einer Person hat Lena K. anvertraut, dass sie kurz vorher ein Gespräch mit Poggenburg geführt habe. „Sie hat zu mir gesagt: ‚Sie werden sehen, die werden sagen, dass ich schlechte Arbeit mache und mich entlassen.‘ Das habe ich nicht verstanden, sie war fachlich top.“ Mitarbeitergespräche am späten Abend seien definitiv unüblich in der Fraktion. „Es ist schwer vorstellbar, dass es da nicht um den Vorfall in Erfurt ging.“

Die inzwischen entlassene Referentin ist seit Tagen nicht erreichbar. Ihr Anwalt Heinz-Peter Günther sagt: „Wir haben ein laufendes Verfahren. Meine Mandantin wird sich zu keinem Zeitpunkt dazu äußern.“

Auch Büttner erklärte sich öffentlich bisher nicht zu den Vorwürfen. Er will laut einer Mitteilung der AfD-Fraktion selbst Anzeige gegen die ehemalige Mitarbeiterin erstatten. Seinen Kollegen soll der 33-jährige Staßfurter in der nächsten Sitzung am 10. Januar Rede und Antwort stehen. Hinter vorgehaltener Hand wird schon jetzt wild über die beiden spekuliert. „Der nötige Abstand war nicht da“, sagt einer. Büttner habe dafür gesorgt, dass sie in sein Büro gewechselt ist, heißt es. Und: „Sie hat ihn offensichtlich auch gemocht.“

Dass Matthias Büttner zu dem Treffen in Erfurt ein Doppelzimmer im Residenz-Hotel gebucht hat, sorgt in der Fraktion für Kopfschütteln. Der Volksstimme vorliegende Dokumente belegen den gemeinsamen Aufenthalt in Zimmer 109. Ein Abgeordneter sagt: „Damit ist er bei vielen unten durch. Selbst wenn an den Nötigungsvorwürfen nichts dran ist – dieser dunkle Fleck mit dem Doppelzimmer wird bleiben.“