Advent im Landkreis Stendal Wo es dampft und brutzelt: Biedermeier-Christmarkt in Werben wird fast überrannt
Kein „Last Christmas“, kein Weihnachts-Bling-Bling: Der Biedermeier-Christmarkt in Werben setzte einmal auf die analoge Welt und traf damit ins Herz der Besucher.

Werben. - Der 19. Biedermeier Christmarkt lud am Wochenende die Besucher in Werben zu einer ganz besonderen Zeitreise ein. Der Arbeitskreis Werbener Altstadt (AWA) hat in Zusammenarbeit mit der Stadt Werben ein Event organisiert, was gänzlich ohne Strom und Plastik auskommt. In den Abendstunden sorgten Petroleumlampen und Kerzen für Behaglichkeit. DerAndrang war riesengroß.
Dreh-und Angelpunkt des Biedermeier Christmarktes war an beiden Tagen der Platz vor der St.-Johannis-Kirche. Um die 40 Stände waren um das Gotteshaus aufgebaut. Hier wurden Handwerkliches, Naturmaterialien sowie verschiedene Speisen und Getränke angeboten. Untermalt wurde das bunte Treiben unter anderem mit Akkordeonstücken von Werner Jose und Leierkastenmusik von Jochen Großmann.


Letzterer zeigte sich für die Leitung des gemischten Chores Werben verantwortlich und eröffnete auch den diesjährigen Christmarkt zusammen mit Verbandsgemeindebürgermeister Rene´ Schernikau und dem stellvertretenden Ortsbürgermeister Wolfgang Trösken. „Alles was hier in den Spendentöpfen landet, kommt dem Erhalt der historischen Bausubstanz unserer Altstadt zugute. Derzeit sind zehn Häuser in Arbeit, was wirklich erstaunlich und toll ist“, sagte Jochen Großmann.
Jeder Marktbesucher erhielt ein Programmheft zur Orientierung, was, wann, wo stattfindet. Denn nicht nur am Kirchplatz selbst war was los. Ein großer Besuchermagnet war die Seehäuser Straße 16, wo die Laienspielgruppe „Altmärkisches Treibgut“ zu ihrer Aufführung des Stücks „Der falsche Prinz oder Friede sei mit euch“ lockte. Rechtzeitiges Erscheinen war die Devise, sonst bekam man keinen Platz mehr. „Oh, ist ja schon alles voll“, war oftmals weit vor Spielbeginn von den Besuchern zu hören.

Der Biedermeier Christmarkt aber bot noch weitere Attraktionen in der Altstadt an. So gab es zum Beispiel eine Einführung in historische Schrift,e Basteln und eine Trödelstube in der Fabianstraße. Ein Gemischtwarenladen lud in der Marktstraße zum Stöbern ein, in der Chocolaterie und dem Kommandeurshaus ließ es sich zudem prima verweilen. Bei herzhaften Speisen oder einem Stück Kuchen und angeregten Gesprächen konnte man die Zeit vergessen. Auch das Café Lämpel hatte geöffnet.
Ein weiterer Anziehungspunkt war das Pfarrhaus, das sich direkt neben der Johannis-Kirche befindet. Das Puppentheater „St. Nicolaus in Not“ wurde dort aufgeführt und war vor allem für die Kinder ein besonderes Highlight. Es gab Bastelangebote für Weihnachtsdekorationen und Gestricktes zu erstehen. Das Spinnen wurde eindrucksvoll von Ulrike Salzmann und Gabi Schulz präsentiert.


Jochen Hufschmidt vermittelte in seinen Führungen durch die Johannis-Kirche historisches Wissen. Auch konnten Besucher beeindruckende Konzerte in dem altehrwürdigen Gemäuer erleben. So sorgten zum Beispiel der gemischte Chor Werben und der Männerchor Seehausen für einen wahrhaften Hörgenuss bei ihrem Adventskonzert.
Zudem konnte in dem Gotteshaus die Ausstellung „Scharade des Lichts“ von Kerstin Schneggenburger betrachtet werden. Eine weitere Ausstellung mit Führung befand sich in der Promenade 1 und erläuterte die Geschichte des Johanniter Ordens.


Beim Schlendern durch die Gassen gab es plattgedrückte Nasen an diversen Fensterscheiben. Liebevoll gestaltete Schaubilder sorgten bei den Betrachtern für großes Staunen. In den Abendstunden waren die Fußwege mit unzähligen Kerzen bestückt.
Der Biedermeier Christmarkt besticht vor allem durch seinen historischen Kleidungstil. „Die Leute fragen des öfteren mal nach einem Foto, was sehr schmeichelnd ist“, sagte Ortrud Doll.
Aber auch kulinarisch überzeugte der Markt mit seiner Vielfalt. Als alljährlicher Renner erwies sich erneut Knacker und Grünkohl, was Martina Krebs an ihrem Stand zur Spitzenzeit schon fast im Akkord über den Ladentisch ausgab. Doch auch Klassiker wie Bratwurst, Pilzpfanne, Goldlocken, Rosmarinkartoffeln und geräucherter Fisch fanden reißenden Absatz. Glühwein und ein Apfel-Ingwer-Heißgetränk, das aus Werbener Äpfeln hergestellt wurde, waren nachgefragt. Auf dem Kirchplatz hatten sich zudem der Nicolaus und Knecht Ruprecht angekündigt.
Liebe zum Detail und das Zelebrieren der Biedermeierzeit sorgte auch diesmal wieder für einen großen Besucheransturm. Gäste aus allen Ecken Deutschlands fanden den Weg nach Werben. Die Organisatoren widmen sich nun den Vorbereitungen für den Biedermeier-Sommermarkt im nächsten Jahr.