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Spürnasen Aus dem Leben von Polizeihunden

Bellen, beißen, schnüffeln - die Grundfunktionen eines Vierbeiners aus der Polizeiarbeit. 600 Diensthunde gibt es in Sachsen-Anhalt.

19.11.2018, 05:42

Magdeburg (dpa) l Wenn Hundeführer Sven Scharfenberger die Kofferraumklappe seines Polizeibusses öffnet, dreht sich Lotte aufgeregt um sich selbst. "Die will arbeiten", sagt Scharfenberger über die junge Hündin. Lotte ist zwei Jahre alt und hat einen Job: Sie ist Polizeihündin, Scharfenberger ist ihr Halter und außerdem Diensthundelehrwart für Sachsen-Anhalt. Er bildet aus, kauft Hunde für die Staffel an und kümmert sich darum, dass es den Hunden bei ihren Haltern gut geht.

500 Hunde hat die Bundespolizei insgesamt, davon 70 in Sachsen-Anhalt. Hinzu kommen 80 Hunde der Landespolizei, 16 weitere sind in Ausbildung. Trotzdem fahren Scharfenberger und Lotte häufig durch die ganze Republik. Die ausgebildete Sprengstoffhündin verstärkt dann zum Beispiel das Bundeskriminalamt und schnüffelt durch Hotelzimmer vor Staatsbesuchen oder in Veranstaltungshallen vor großen Parteitagen.

Die Bundespolizei bildet die Tiere als Sprengstoff- oder Schutzhunde aus. Eingesetzt werden sie hauptsächlich an Bahnhöfen und Flughäfen. Aber auch in Fußballstadien sind sie gefragt. "Die Hunde haben große deeskalierende Wirkung", sagt Polizeioberrat Alexander Schmelzer aus Magdeburg. Man könnte auch sagen, sie machen Angst. Scharfenberger berichtet von einem Spiel des Magdeburger FC, als mehrere Fans über eine Absperrungen geklettert seien. Mit 15 Polizeihunden habe man die Fans schnell wieder hinter die Absperrung geschafft, "ohne jemanden zu verletzten". Das ist dem Hundeführer wichtig.

Aber Lotte ist auch "ein Hilfsmittel der körperlichen Gewalt". Polizeihund werde ein Tier nur, wenn es jederzeit bereit sei, zuzubeißen, berichtet der Experte. Auch Lotte verteidigt ihren Halter bis aufs Blut. Ein guter Hund müsse außerdem "umweltsicher" sein. Das heißt: Er darf keine Angst haben – weder bei einfahrenden Zügen noch bei Sprüngen aus dem Helikopter.

Im Alter von 11 bis 36 Monaten kauft Scharfenberger die Tiere ein. Belgische Schäferhunde der Rasse Malinois, wie Lotte einer ist. Aber auch Rottweiler, Boxer, Riesenschnauzer und andere gehen für die Polizei in den Dienst.

Die Hunde kommen meist von Züchtern. Vor dem Polizeidienst durchlaufen die Tiere eine Probezeit. Vier Wochen lang verbringen Tiere und zukünftige Halter miteinander, um sich erst einmal zu beschnuppern. Wenn die Chemie zwischen Tier und Mensch stimmt, wird der Hund auf Herz und Niere geprüft.

Bei der Bundespolizei werden die Tiere zum Schutz- oder Sprengstoffhund ausgebildet. Manchmal lernen sie auch beides. Bei der Landespolizei sieht das anders aus. An ihrem Ausbildungsort in Bad Schmiedeberg gibt es neben der Schulung zum Schutz- und Rauschgiftspürhund auch weitere Spezialtrainings für die Tiere: Sie lernen, Banknoten, Handys oder Leichen zu erschnüffeln.

Zwei Schulen gibt es für die Bundespolizeihunde in Deutschland. Zwei mal fünf Wochen werden die Vierbeiner dort trainiert. Bei Sprengstoffhunden kommen 15 Wochen oben drauf, in denen die Tiere ihre Riecher für alle möglichen Explosivstoffe sensibilisieren. Aber auch die Halter müssen lernen und eine sogenannte Hundeführerprüfung absolvieren. Tier und Mensch müssen diese jährlich auffrischen.

Bis zum 10. Lebensjahr bleiben die Hunde in der Regel in der Staffel, immer an der Seite ihres Halters. 45 Minuten Pflegezeit werden jedem Hundeführer täglich gutgeschrieben. Nach dem Dienstleben geht es für die Vierbeiner dann in den Ruhestand.

Darum ist neben Lottes Box im Kofferraum von Scharfenberger auch noch ein zweiter Zwinger. In dem ruht Hektor. Wenn der Kofferraum aufgeht, bleibt er liegen. Der 14-jährige Rüde ist Polizeihund a.D., und der Polizist bekommt 77 Euro "Rente" monatlich für den ausgemusterten Vierbeiner. Bis zu seinem Lebensende darf er an Scharfenbergers Seite bleiben.