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Terrorgefahr Sachsen-Anhalts Volksfeste rüsten auf

Lkw-Sperren, Betonpoller, immer mehr Security-Personal - Sachsen-Anhalts Volksfeste rüsten auf. Veranstalter leiden unter den Kosten.

Von Aus den Lokalredaktionen 24.08.2017, 23:01

Magdeburg l Wenn in Magdeburg zum Großkonzert „Stars for free“ am Sonntag 25.000 Besucher in den Stadtpark strömen, haben zuvor Sprengstoffspürhunde das Festgelände abgesucht. Und an den kritischen Punkten versperren schwere Lkw die Zufahrten. Sicherheitschef Nico Kannenberg: „Wir haben das ganze Gelände auch mit Videoüberwachung versehen.“ Die Bilder laufen im Fahrzeug der Sicherheitsfirma ein. Personenkontrollen in Doppelschleusen seien inzwischen Standard. Das kostet. André Gierke, Sprecher des Veranstalters Radio Brocken: „Das belastet unseren Etat natürlich enorm.“ Die Kosten für Sicherheit seien in den letzten drei Jahren ständig gestiegen.

Ähnlich ist es auch in Halle. Das dortige Laternenfest an diesem Wochenende, zu dem etwa 140.000 Besucher erwartet werden, hat ebenfalls aufgerüstet. An allen neun Zufahrten zum Festgelände seien „Fahrzeug-Blockier-Systeme“ installiert, so Stadtsprecher Drago Bock. Halle gibt allein für Sicherheitsvorkehrungen 130.000 Euro aus. Das ist etwa ein Drittel des Gesamt-Etats. Die erwarteten Einnahmen belaufen sich aber auf nur 230.000 Euro. Für die Kommune ist dies ein Minusgeschäft.

Ähnlich sieht es auch beim Havelberger Pferdemarkt vom 31. August bis 3. September aus. Dort werden wie jedes Jahr rund 200.000 Besucher erwartet. Die Zahl der Sicherheitsleute wurde aufgestockt. Auf direkten Zufahrten werden alle Fahrzeuge kontrolliert. Marktmeister Dieter Härtwig: „Der erhöhte Personalaufwand, auf den wir nicht verzichten wollen, schlägt sich in hohen Kosten nieder.“ Im Vorjahr habe die Abrechnung nicht zuletzt aus diesem Grund mit einem Minus abgeschlossen. Auch beim Haldensleber Altstadtfest am Wochenende ist die Zahl der Sicherheitskräfte erhöht worden. „Es gab kleine Anpassungen und Veränderungen am Sicherheitskonzept“, sagt Stadtsprecher Lutz Zimmermann.

Fred Raabe, Veranstalter vom Rolandfest am 1. September in Burg: „Es wird immer schwieriger. Man weiß einfach nicht mehr, in welcher Form die Bedrohung auf einen zukommt.“ Die Kosten für Sicherheit seien kontinuierlich gestiegen. „Die Stadt beteiligt sich daran nicht“, sagt er.

Auch Jürgen Pyrdok, Bürgermeister von Tangermünde verweist auch auf steigende Kosten zum Burgfest vom 8. bis 10. September mit mehr als 10.000 erwarteten Besuchern. „Eine Aufrechnung der Mehrkosten ist nicht möglich“, sagt er.

In Halberstadt und Wernigerode sind die zentralen Plätze mit stabilen Pollern geschützt. Zudem arbeite man bei Veranstaltungen wie am 2. September beim Harz-Open-Air eng mit Sicherheitsdiensten zusammen. Dort gilt unter anderem ein Rucksackverbot. Auch in Quedlinburg sei das Sicherheitsniveau wegen der Adventsveranstaltungen generell hoch, so Bürgermeister Frank Ruch (CDU).

In der Lutherstadt Eisleben sollen erstmals vom 15. bis 18. September auch Betonsperren beim größten Volksfest in Mitteldeutschland zum Einsatz kommen. „Das Sicherheitskonzept wird jährlich fortgeschrieben“, so Sprecher Maik Knothe.

Bedeuten die steigenden Sicherheitskosten, dass in Zukunft weniger Volksfeste veranstaltet werden? Soweit wollte sich noch keiner der befragten Organisatoren aus dem Fenster lehnen.

Finanzielle Hilfen vom Land gibt es bisher keine. Innenministeriumssprecher Danilo Weiser: „Alle Feste sollten natürlich wie geplant stattfinden. Die Unkosten müssen aber in die Kalkulation der Feste mit einfließen.“