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Tierschutz Chip bei Katzen bald Pflicht?

Sachsen-Anhalts Tierschützer sind für die Kennzeichnung von Hunden und Katzen. Die Landtagsparteien sind sich uneins.

Von Bernd Kaufholz 06.11.2019, 08:21

Magdeburg l Bundesweit gibt es bisher keine Kennzeichnungspflicht von Hunden und Katzen. Mecklenburg-Vorpommern ist nun vorgeprescht. Mit großer Mehrheit hat der Landtag beschlossen, Hunden und Katzen Mikrochips einzusetzen, die Angaben zum Besitzer enthalten. In Sachsen-Anhalt würde das 400.000 Katzen betreffen und über zehn Jahre alte Hunde sowie nichtangemeldete.

Astrid Finger vom Tierschutzverein Burg und Umgebung nennt die Chipflicht „eine gute Sache. Seit 2009 gibt es sie ja in Sachsen-Anhalt für Hunde, leider noch nicht für Katzen.“ Da gebe es dringenden Handlungsbedarf. Durch „Chipen“ ließe sich illegaler Welpenhandel, unkontrollierte Vermehrung und Aussetzen von Tieren eindämmen. „Entlaufene Tiere können ihren Besitzern schneller zurückgegeben werden.“

Andreas Schumann, Sprecher für Umwelt und Energie der CDU-Landtagsfraktion, hält eine Kennzeichnungspflicht hingegen „für entbehrlich“. Jeder verantwortungsvolle Hunde- und Katzenhalter sorge schon aus Eigeninteresse dafür, dass sein Tier gechipt werde. „Eine Chipflicht verhindert den illegalen Tierhandel nicht.“

„Chipflicht ist nicht nur sinnvoll, sondern auch menschen- und tierfreundlich“, kontert Hannes Loth, landwirtschaftspolitischer Sprecher der AfD-Fraktion. Sicher gebe es Fragen in Bezug auf die Durchsetzung der Kennzeichnungspflicht und der damit verbundenen Kontrolle. „Die Antwort liegt bei den Kommunen und müsste vom Land, als übertragene Aufgabe im eigenen Wirkungskreis, vollständig finanziert werden.“

Dorothea Frederking, tierschutzpolitische Sprecherin der Landtagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen, meint: „Wir haben bereits einen Antrag für eine verpflichtende Kennzeichnung und Registrierung von Katzen und Hunden nach der letzten Sitzung des Tierschutzbeirates erarbeitet.“ Man wolle, dass die Landesregierung sich im Bundesrat für eine bundesweite verpflichtende Kennzeichnung und Registrierung einsetzt. „Ein bundesweit einheitliches System ist praktikabler, als Einzelregelungen durch Länder. Die Organisation Tasso-Haustierzentralregister hat bereits signalisiert, die Nutzung ihrer Datenbank kostenfrei zu ermöglichen.“ Fundtiere könnten schneller zurückgeführt werden, die Tierheime haben weniger organisatorischen Aufwand. Der illegale Welpenhandel wird erschwert.“

Jürgen Barth, Sprecher der SPD-Landtagsfraktion für Landwirtschaft, lehnt Kennzeichnungspflicht für Katzen ab: „Jeder, der seiner Katze einen Chip einsetzen lassen möchte, kann das jetzt schon privat tun. Mit einer Verpflichtung erzeugen wir große Kosten, ohne dass die Tiere und ihre Halter davon einen Nutzen haben.“ Kennzeichnung von Hunden begrüße er hingegen.

Die agrarpolitische Sprecherin der Linken-Fraktion, Kerstin Eisenreich, meint: „Eine Kennzeichnung dürfte auch bei Städten und Gemeinden sowie Tierheimen für Entlastung sorgen. Frei lebende Tiere lassen sich leichter identifizieren und es können Maßnahmen gegen das Problem wachsender Populationen ergriffen werden.“ Die in der Debatte geäußerten Bedenken insbesondere wegen des Datenschutzes müsse zur Zufriedenheit gelöst werden. Auch bei der Frage der Kosten für die Halterinnen und Halter mit geringem Einkommen sehe die Fraktion Diskussionsbedarf.

Sachsen-Anhalts Datenschützer Albert Cohaus sieht keine Probleme. „Die Chip-Eintragungen sind anonymisiert: dreistelliger Ländercode, Hersteller und fortlaufende Nummer.“ Allerdings könne der Code in einem Register ausgelesen werden.