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Studie der Bertelsmann-Stiftung bescheinigt Sachsen-Anhalt steigende Kaiserschnitt-Raten Weniger natürliche Geburten: Jedes dritte Kind kommt per Kaiserschnitt zur Welt

Von Andreas Stein 14.11.2012, 02:16

Immer mehr Kinder in Deutschland kommen per Kaiserschnitt zur Welt - in manchen Landkreisen der Republik sogar jedes Zweite. Auch in Sachsen-Anhalt steigt die Kaiserschnitt-Rate stetig.

Magdeburg l Verkehrte Welt: In Landau in der Pfalz (Rheinland-Pfalz) sind natürlich gebärende Frauen schon in der Minderheit - bereits 51 Prozent der Kinder kommen hier per Kaiserschnitt zur Welt. Anders in Dresden: Hier sind es nur 17 Prozent, so der aktuelle "Faktencheck Gesundheit" der Bertelsmann-Stiftung. Die Studie basiert auf Daten des Statistischen Bundesamtes und der Barmer GEK und fördert innerhalb Deutschlands frappierende Unterschiede zwischen den einzelnen Landkreisen zutage. So liegt die Kaiserschnitt-Rate in mehreren Kreisen Bayerns und Niedersachsens zum Teil weit über 40 Prozent, in vielen Regionen der neuen Bundesländer holen die Ärzte dagegen nur jedes fünfte Kind im OP-Saal auf die Welt.

Auch in den Krankenhäusern Sachsen-Anhalts wird der Einsatz eines Kaiserschnitts offenbar unterschiedlich gehandhabt: In Dessau-Roßlau wird jedes dritte Kind auf diese Weise geboren, im Altmarkkreis Salzwedel nur jedes Fünfte (siehe Grafik). In den meisten Kreisen stieg die Rate zwischen 2007 und 2010 außerdem an. Als Grund für die Unterschiede macht die Bertelsmann-Studie vor allem unterschiedliche Risikobewertungen der Geburtshelfer aus. Ärzte nutzten ihren Ermessensspielraum in brenzligen Situationen offensichtlich unterschiedlich aus, heißt es. Außerdem hätten die Kliniken immer weniger Erfahrung mit komplizierteren natürlichen Geburten.

Auch in der Universitätsfrauenklinik in Magdeburg ist die Kaiserschnittrate seit der Wende von 20 auf aktuell zirka 37 Prozent gestiegen, berichtet Dr. Claudia Gerloff, Oberärztin in der Geburtshilfe. Es gebe immer mehr Mehrlingsgeburten, die Mütter würden immer älter und weil die Uni-Klinik auch ein Frühgeborenenzentrum ist, gebe es viele Frühgeborene, die per Kaiserschnitt geholt werden müssten. Offenbar, so Gerloff, entschieden sich auch immer mehr Eltern von vornherein für einen Kaiserschnitt. Er gelte dann als kosmetische Operation, bei der mehrere tausend Euro zugezahlt werden müssten.

"Am besten für Mutter und Kind ist nach wie vor die Spontangeburt", betont die Oberärztin. Für eine Operation müsse es einen Grund geben, denn Komplikationen seien immer möglich. Bei Kaiserschnitten gibt es eine höhere Sterblichkeitsrate, mehr Probleme im Nachhinein - und die Mutter ist im wohl schönsten Moment ihres Lebens betäubt.

Mehr Infos unter www.faktencheck-kaiserschnitt.de