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Namensänderung Wenn Inge zu Inga wird

Mehr als 200 Sachsen-Anhalter lassen jedes Jahr ihren Namen ändern - allerdings nicht wegen Hochzeit, Scheidung oder Adoption.

06.05.2017, 23:01

Magdeburg (dpa) l Verwechslungsgefahr oder ein anstößiger Klang: Dutzende Menschen lassen jedes Jahr ihren Namen ändern. Die Hürden sind allerdings hoch. Nur bei einer guten Begründung besteht Aussicht auf Erfolg.

Gründe für eine sogenannte behördliche Namensänderung können etwa Verwechslungsgefahr oder Schwierigkeiten in der Schreibweise sein oder dass der Name lächerlich oder anstößig klingt, wie eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur unter den Landkreisen und kreisfreien Städten ergab.

"Viele denken, sie können mal schnell ihren Namen ändern, weil ihnen der alte nicht mehr gefällt", berichtete Heike Ohle, die Namensänderungen im Salzlandkreis bearbeitet. Das sei jedoch nicht der Fall. "Es muss ein wirklich wichtiger Grund vorliegen." Jeder Einzelfall werde intensiv geprüft. Nach einem Beratungsgespräch würden viele Interessierte bereits erkennen, dass ihr Antrag keine Chance auf Erfolg hätte. Beispiel Landkreis Stendal: Nur rund 30 Prozent stellen nach dem Beratungsgespräch tatsächlich einen Antrag.

Die Zahl der Namensänderungen bleibt deshalb überschaubar. Im Bördekreis gab es 20 Namensänderungen, im Landkreis Stendal 15, im Landkreis Anhalt-Bitterfeld 22 und in der Stadt Halle 37. Im Salzlandkreis wurden im vergangenen Jahr 30 Anträge gestellt, in Magdeburg 26. Anträge werden generell erst gestellt, wenn sie Aussicht auf Erfolg haben – die Zahl abgelehnter Anträge ist deshalb sehr gering. Insgesamt änderten rund 240 Sachsen-Anhalter ihren Namen.

In der Mehrheit der Fälle gehe es um einen neuen Nachnamen, berichtete Ohle aus dem Salzlandkreis. Ein typischer Fall: Eine Frau nimmt nach der Trennung von ihrem Mann wieder ihren Mädchennamen an und möchte auch bei ihrem Kind den Namen entsprechend ändern. Während das für die Frau relativ einfach nach Vorgaben aus dem Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB) geht, ist für das Kind eine behördliche Namensänderung erforderlich. "Solche Fälle landen dann bei mir", erklärte Ohle. Auch bei Pflegekindern kommt eine Namensänderung häufiger vor, berichtete die Stadt Magdeburg.

Häufig spielten auch negative Erfahrungen mit dem Namen eine Rolle, sagte Ohle. "An jeder Geschichte hängt ein persönliches Schicksal." Etwa wenn der Name ständig Erinnerungen an den verhassten Stiefvater weckt. "Es sind schon einige Dramen, die man sich hier anhört."

Konkrete Beispiele von geänderten Nachnamen wollen die Behörden unter Verweis auf den Datenschutz nicht nennen. Ohle schilderte einen Fall zur Änderung eines Vornamens: Bei einer jungen Frau sei aus Inge Inga geworden. "Sie hat sich immer an dem letzten Buchstaben gestört." In Zeugnissen und Bescheinigungen sei bereits ständig der Name Inga aufgetaucht. Ihre Mutter habe ihr zudem immer gesagt, Inga sei ihr richtiger Name. Daraus entstehe eine Art Gewohnheitsrecht, die die Änderung des Namens rechtfertige.

Weitere typische Fälle laut Ohle: Erwachsene wollen nachträglich einen Doppelnamen annehmen oder ablegen – oder bei einem Vornamen wie Hans-Peter soll der Bindestrich entfallen, damit ein Name zum Rufnamen werden kann. "In jedem Fall kommt es aber auf die besonderen Beweggründe im Einzelfall an", betonte Ohle.