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Wetter Sachsen-Anhalt ächzt weiter unter der Dürre

Die extreme Trockenheit in Sachsen-Anhalt hält an. Auf einigen Feldern ist bereits ein Drittel der Ähren verdorrt.

Von Bernd Kaufholz 02.06.2018, 01:01

Magdeburg l Die Forstleute blicken angespannt auf die Entwicklung des Wetters: Hitze und kaum Niederschlag. Das bedeutet: Massenvermehrung von Borkenkäfern. „Ohne Wasser wächst die Gefahr von Tag zu Tag“, sagt Victoria Große vom Landesforstbetrieb. Tausende Bäume liegen seit dem Sturm „Friedrike“ im Januar noch am Boden. „Das ist für die Käfer ein gefundenes Fressen.“

Gefahr droht auch durch Feuer. Überall im Norden und Osten Sachsen-Anhalts wurde die höchste Waldbrandstufe 5 ausgerufen. In Bömenzien bei Stendal reichte ein Blitzschlag, und drei Hektar Wald (vier Fußballfelder) wurden durch das Feuer vernichtet. Der Brand hielt die Feuerwehr von Mittwoch bis Freitag auf Trab, da das zunächst gelöschte Feuer in der Torfschicht des Waldes wieder aufgeflammt war.

Neben der Waldbrandgefahr gibt es für die Forstleute ein weiteres Problem: „Frühjahrspflanzungen gehen ein. Das betrifft alle Baumarten und ganz Sachsen-Anhalt.“

Florian Engelmann vom Deutschen Wetterdienst in Leipzig kann keine Entwarnung geben. „Großflächige und ausgiebige Niederschläge sind auch nächste Woche nicht in Sicht.“ Die Temperaturen liegen zwischen 25 und 28 Grad. „Die Wetterlage ist eingefahren“, sagt der Meteorologe. Über Nord- und Nordost-Europa bringt ein Hoch weiterhin trockenes Wetter. Das feuchte Tief vom Süden ist wahrscheinlich zu schwach, um dagegen anzukommen.

Unter der Trockenheit leidet vor allem das Getreide. „Viele Ähren sind schwach und etliche schon ganz vertrocknet“, sagt Klaus Horstamnn, Chef der Heide Agrar in Colbitz. Er hat 150 Hektar Triticale (eine Kreuzung aus Weizen und Roggen) auf seinen Feldern stehen. „Ich rechne jetzt schon mit einem Minderertrag von 30 Prozent.“ Vor allem die leichteren Böden sind schon stark ausgetrocknet.

Regenmangel und strenge Bewässerungsvorgaben machen auch den Obstbauern zu schaffen. Sabine Hornemann aus Langenweddingen darf aus dem Brunnen jetzt nur 100 Kubikmeter pro Tag nach oben pumpen, um ihre 30.000 Bäume zu wässern – das sind drei Liter pro Baum. „Das ist nicht wirklich viel.“ Die Bäume hängen zwar voll, da dank des sonnigen Frühjahrs die Bienen bestens bestäubten, doch die Qualität der Früchte leidet. Daher werden zwei Drittel der unreifen kleinen Äpfel jetzt herausgepflückt, damit die verbleibenden Früchte besser gedeihen.

Nicht nur die Pflanzen-Bauern schauen sorgenvoll in den Himmel, auch ihre Kollegen von der Tierproduktion sind nicht erfreut. Für Kühe ist der „Wärme-Wohlfühlbereich“ längst überschritten. „Mit Lüftungstechnik und ständigem Zusgang zu frischem Wasser, wird versucht, dem Absinken der Milchleistung gegenzusteuern“, sagt Christian Apprecht vom Landesbauernverband. Andernfalls sinkt die durchschnittliche Milchmenge von 9400 Litern pro Jahr und Tier auf etwa 8000 Liter.

Die Landesgartenschau in Burg ist ebenfalls betroffen. Jeden Tag werden zur Bewässerung bis zu 300.000 Liter Wasser benötigt – etwa 2000 Badewannen voll. Der Normalverbrauch liegt bei der Hälfte. Schwerpunkt ist das „Weinberg“-Gelände – besonders die Südhänge.

Für die Binnenschiffer lohnt sich der Transport übers Wasser kaum noch. Sie können immer weniger laden. Zwar entspannte sich die Lage Mitte der Woche leicht, weil die Tschechen Stau-Wasser abgelassen haben und die Fahrrinnentiefe in Magdeburg bei etwa 1,90 Meter lag. „Aber das ist nur eine Momentaufnahme“ sagt Johannes Kutscher vom Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt. Gestern sank sie auf 1,65 Meter. Zwischen Wittenberg und Barby waren es sogar nur 1,05 Meter. Bis Montag soll der Wasserstand um weitere zehn Zentimeter sinken. Unter einem Meter ruht der Verkehr aus betriebswirtschaftlichen Gründen.

Wenn es denn mal regnet, dann gleich sintflutartig. In Halberstadt standen nach einem kräftigen Schauer gestern Nachmittag viele Straßen unter Wasser.

Panik herrschte im Eifelzoo Lünebach (Rheinland-Pfalz). Die Gehege wurden unterspült. Ein Bär floh und wurde erschossen. Lange Zeit schien es so, dass auch Löwen, Tiger und ein Jaguar ausgerissen waren. Doch das war ein Fehlalarm.

Im Norden Bayerns lösten sich mehrere Schlammlawinen.