Ministerin Wolff offen für neue Idee / Rektor Geiger warnt: Kleine Hochschule stärker schließungsgefährdet Will sich Hochschule Altmark von Magdeburg abspalten?
Stendal/Magdeburg l Über ein Bahnhofsschild mit der Aufschrift "Stendal - Hochschule Altmark" fantasierte Ex-Kultusminister Jan-Hendrik Olbertz kürzlich bei seiner Festrede zum 20. Geburtstag des Hochschulstandorts. In den Ohren von Stendals Oberbürgermeister Klaus Schmotz (CDU) waren seine Worte wohl Balsam. Auch er liebäugelte in seiner Rede mit der Eigenständigkeit.
Könnten diese öffentlichen Gedankenspiele zur landespolitischen Diskussion wachsen? Wissenschaftsministerin Birgitta Wolff (CDU) zeigt sich offen. "Die Eigenständigkeit ist eine mögliche Gestaltungsoption", sagt sie der Volksstimme. "Die Idee müsste aber mit konkreten inhaltlichen Vorstellungen seitens der Hochschule und möglichst auch der Region unterstützt werden."
Vorschläge aus Magdeburg dürften rar gesät sein. Denn Rektor Andreas Geiger spricht sich gegen eine Umstrukturierung aus: "Solche Überlegungen entsprechen nicht dem Zeitgeist", sagt er. "Die Synergien unserer Strukturen sind auf den ersten Blick erkennbar: Nicht nur, dass wir eine gemeinsame Verwaltung haben, was kostengünstiger ist als zwei separate. Wir können auch schneller auf die Bedarfe des Arbeitsmarktes reagieren."
Zudem hätten größere Hochschulen ein stärkeres Gewicht in der Politik. Vor allem sei ihr Überleben sicherer: "Natürlich ist es immer leichter, eine kleine Hochschule zu schließen als eine größere Einheit", erklärt Geiger.
Wegen der engen finanziellen Spielräume würden Umstrukturierungsideen Wolff zufolge "wahrscheinlich auch den Standort Magdeburg betreffen". Geiger hätte dafür kein Verständnis. "Es kann nicht sein, dass Magdeburg noch einmal blutet", sagt er. Schließlich sei der Aufbau des Standortes Stendal einst aus Mitteln der Hochschule finanziert worden - und somit zu Lasten des Magdeburger Sitzes.
Eine landespolitische Diskussion kann im nächsten Jahr der Wissenschaftsrat anstoßen. Er besteht aus Forschern und den 16 Länder-Ministern des Ressorts. Sachsen-Anhalt hatte das Gremium als erstes Bundesland darum gebeten, eine Kommission Verbesserungsvorschläge für all seine Hochschulen erarbeiten zu lassen. Im Juli will der Rat seine Ergebnisse vorlegen. "Dabei könnten auch Überlegungen zur möglichen Eigenständigkeit des Standorts Stendal eine Rolle spielen", sagt Wolff. "Die Empfehlungen werden aber wahrscheinlich nicht starr umgesetzt, sondern zunächst mit den Hochschulen und in der Politik diskutiert."
Egal, wie die Empfehlungen ausfallen, Angst ums Überleben kann Wolff den Hochschulen vorerst nehmen: "Es ist gut möglich, dass einzelne Fächer oder Bereiche zusammengezogen werden. Standorte stehen in dieser Legislaturperiode aber nicht zur Disposition." Seite 3