Prävention Wir gegen Cybermobbing
Die Siebtklässler des Burger Rolandgymnasiums lernten bei einem Seminar, wo die Grenzen zwischen Spaß und Straftat liegen.
Burg l Einsam sitzt sie auf der Treppe zum Schuleingang. Seit ein paar Tagen steht ihre Welt Kopf. Scheinbar keiner ihrer Klassenkameraden spricht mehr mit Isabelle. Aus dem Nichts heraus scheinen sich alle gegen sie verschworen zu haben. Tränen laufen über ihr Gesicht. Was ist denn nur passiert? Warum wenden sich alle ihre Freunde von ihr ab?
Was Isabelle nicht weiß: In sozialen Netzwerken kursieren Bilder von ihr und ihrem Lehrer, die Mitschüler heimlich geschossen haben. Sie verschafften sich Zugang zu ihrem Profil und versahen es mit einem neuen Passwort. Da die vermeintlich echte Isabelle die Posts auf der Internetseite abgibt, zweifelt niemand an der Echtheit. Ein Teufelskreis beginnt.
Um die Schüler des Burger Roland-Gymnasiums für das Thema virtueller Gewalt zu sensibilisieren, konzipierte Polizeiobermeisterin Anja Andres ein Seminar für die Siebtklässler. Der Film von Isabelle, eine Produktion des Weißen Rings, zeigt eindringlich, wie schnell eine Mobbingattacke im Internet schlimme Folgen haben kann. Unter Cyber-Mobbing versteht man das wiederholte absichtliche und meist öffentliche Beleidigen, Bedrohen, Bloßstellen oder Belästigen Anderer mit Hilfe elektronischer Kommunikationsmittel.
„Wer von euch hat denn alles ein Smartphone?“, fragte die Polizistin. Alle Hände schnellten nach oben. Bei der Frage, ob die Eltern von den Gefahren im Internet aufeklärt haben, bleiben nur noch zwei Hände oben. „Genau dort beginnt das Problem“, so die Polizeiobermeisterin. „Viele Eltern schenken ihren Kindern Smartophones und lassen sie dann damit allein. Dabei können mit diesen Geräten so schnell Straftaten begangen werden.“ Ziel des Seminars war es, das Thema aus polizeilicher Sicht vorzustellen und den Jugendlichen Straftaten aufzuzeigen.
Laut Umfragen soll bereits jeder sechste Schüler negative Erfahrungen mit Cyber-Mobbing gemacht haben. Wenn das Schikanieren eines Mitschülers ins Internet verlegt wird, hört der Terror nicht nach Schulschluss auf, sondern geht auch im Privatleben rund um die Uhr weiter. Das kann zu schweren psychischen Folgen bei den Opfern führen.
„Im Internet kann man mit nur wenigen Klicks bis zu neun Straftaten begehen“, berichtet Anja Andres. Beleidigung, üble Nachrede, Verleumdung, Nachstellung, Recht am eigenen Bild, Bedrohung, Erpressung und Nötigung, Verletzung des höchstpersönlichen Lebensbereichs durch Bildaufnahmen und Verletzung der Vertraulichkeit des Wortes sind Straftatbestände bei virtueller Gewalt.
Die Protagonistin Isabelle bekommt die Bilder mit ihrem Lehrer, die bereits im Internet kursieren, nach einiger Zeit auf ihr Handy gesendet. Für sie bricht eine Welt zusammen. In den kommenden Tag fehlt sie oft in der Schule, die Beleidigungen werden immer schlimmer. Auch der Lehrer, mit dem sie eine vermeintliche Affäre hat, wird öffentlich an den Pranger gestellt und als Pädophiler beschimpft. Zwei Leben werden durch das Mobbing im Internet zerstört.
Die Opfer fühlen sich oftmals vor allem hilflos. Was soll man tun? An wen kann man sich wenden? Isabelle geht den richtigen Weg und sucht sich Hilfe bei ihrem Schulleiter. Dieser informiert umgehend die Polizei. Durch gesicherte Screenshots und Chatverläufe kann Isabelle die Straftaten beweisen. „Bleibt nur zu hoffen, dass das Mädchen keinen psychischen Schaden davonträgt“, sagt Anja Andres.
Schüler, die von Cyber-Mobbing betroffen sind, rät die Polizeiobermeisterin, sich an Eltern, Lehrer oder den Schulleiter zu wenden. Vor allem eine schnelle Reaktion sei wichtig, damit die Hetze im Internet schnell beendet werden kann. Hilfreich sind ebenfalls, wie im Falle von Isabelle, Beweise des Internetmobbings.
Doch nicht nur die Hilfe beim Betroffenen, vor allem die Prävention durch Eltern und Schule sind wichtig. „Eltern sollten sich bewusst mit den Tücken der Smartphones befassen und ihren Kindern den sicheren Umgang zeigen“, rät Anja Andres. Websiten wie http://www.klicksafe.de/ können dabei helfen.