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Sachsen-Anhalt Wo soll es im Leben hingehen?

Viele Schüler wissen nach ihrem Abschluss nicht, in welche Richtung es gehen soll. Eine sinnvolle Zeitüberbrückung ist ein FSJ.

Von Leonie Dreier 27.06.2020, 01:01

Magdeburg l Die 18-jährige Lotte Hanné aus Magdeburg bereut ihre Wahl nicht: „Die Entscheidung, ein FSJ zu machen, war auf jeden Fall richtig. Mir hat es extrem viel gebracht, mich und meinen Weg zu finden“. Auch ihre Mitstreiterin Lisa Jöde bedauert es nicht, sich für ein FSJ entschieden zu haben. Die 19-jährige Magdeburgerin wollte Grundschullehramt studieren, war sich nach ihrem Abitur 2019 aber unsicher, ob es das richtige ist und wollte erstmal in die Erzieherrolle reinschnuppern.

Hanné absolviert seit dem 1. August 2019 ihr FSJ an der Dreisprachigen Grundschule in Magdeburg. Zuvor bestand sie ihr Abitur in England. „Ich bin auf die Idee gekommen, ein FSJ zu machen, weil ich nicht wusste, wohin mit mir. Mein Zeugnis aus England musste erst übersetzt werden“, sagt sie. Durch ihre Stiefmutter, die auch an der Schule tätig ist, wurde die Magdeburgerin auf die Möglichkeit eines FSJ aufmerksam. So habe sich die 18-Jährige bewusst für die Grundschule entschieden, in der sie ihre Stiefmutter des Öfteren besucht habe.

Jöde wollte unbedingt an eine Schule, aber zunächst war kein Platz frei. „Ich hatte mich für das Jahr schon umorientiert, bis der Anruf kam, dass am Stiftsgymnasium in Magdeburg doch noch ein Platz freigeworden ist.“ Seit dem 1. September 2019 ist sie hier eingesetzt.

Doch wie sieht der Alltag der Mädels aus? Hanné beschreibt das so: „Ich beginne morgens im Hort der Schule vor Beginn des Unterrichts. Dort bin ich einer 1. Klasse zugeordnet und begleite die Kinder im Unterricht. In den Pausen und am Nachmittag helfe ich den Erziehern.“

Bei Jöde ist es ähnlich: „Ich werde vormittags in den 5. und 6. Klassen als Hilfe für die Lehrer und die Kinder eingesetzt. Nachmittags unterstütze ich die Erzieher im Hort. Die Altersklasse im 5. und 6. Schuljahr beschäftigt sich draußen auch schon gut selbst. Manchmal spielen wir aber auch drinnen ein Gesellschaftsspiel.“

Beide machen ihr FSJ beim Träger Internationale Jugendgemeinschaftsdienste (ijgd). Der Landesverband Sachsen-Anhalt hat rund 160 Stellen im Erzieher-bis zum Pflegebereich zu vergeben. „Wir als Träger sehen uns als Vermittler zwischen Bewerber und Einrichtung“, erklärt Laura Grabach-Witte, Pädagogische Referentin beim ijgd. Sie steht einerseits den jungen Erwachsenen als Ansprechpartner zur Verfügung und andererseits leitet sie selbst auch eine feste Gruppe von 30 FSJler, die sich fünfmal im Jahr für eine Woche trifft. „Diese Bildungstage dienen dem Persönlichkeitstraining, der Selbst- und Dienstreflektion“, so Grabach-Witte. Außerdem suchen sich die Gruppen Themen aus, die sie in den Tagen vertiefen möchten. In diesem Jahr wurden Kindheitspsychologie, Gender-Gerechtigkeit, Nachhaltigkeit, Drogenprävention oder Antisemitismus thematisiert.

Auch die FSJlerinnen finden die Seminare super und spannend. „Das ist wie auf Klassenfahrt“, sagt Hanné lachend. „Es geht eben nicht nur um Kinder, sondern auch um andere Themen, die uns interessieren. Fachleute bringen uns die Inhalte näher, so dass wir davon auch vieles mitnehmen können“, erklärt sie weiter. „Bei den Seminaren lernt man auch die anderen FSJler kennen und die Tage machen Spaß und ich freue mich immer, wenn sie bevorstehen“, meint Jöde. Sie ist nicht nur eine der 30 Teilnehmer, sondern auch gleichzeitig Gruppensprecherin. „Ich wurde von den anderen vorgeschlagen und war in der Schulzeit schon Klassensprecherin“, erzählt sie. Jöde fungiert dadurch als Ansprechpartnerin für Grabach-Witte und für die Gruppenmitglieder. „Ich bin Ansprechpartnerin für alle“, meint sie lächelnd.

Jöde habe besonders das Thema Nachhaltigkeit gefallen, weil die Gruppe dazu einen Unverpacktladen in Magdeburg besucht habe. Durch die gemeinsamen Aktivitäten sollen die jungen Erwachsenen „als Gruppe zusammenwachsen“, betont Grabach-Witte.

Das Jahr hat beiden jungen Frauen Klarheit darüber verschafft, was sie für ihre Zukunft wollen. Obwohl Hanné gern mit Kindern arbeitet, hat sie sich für eine Ausbildung zur Einzelhandelskauffrau im Juwelierbereich in Magdeburg entschieden.

Auch Jöde ist von ihrem ursprünglichen Plan etwas abgewichen. Statt Grundschullehramt zu studieren, will sie sich nun in Potsdam für Lehramt der Sekundarstufe I und II bewerben.

Zum Abschluss des Gesprächs möchte Grabach-Witte mit Blick auf die aktuelle Corona-Krise noch etwas loswerden: „Viele Freiwillige unterstützen in systemrelevanten Bereichen und haben trotz Corona weiter gearbeitet und sich engagiert. Dafür bedanken wir uns.“

Wer Interesse an einem FSJ hat, kann sich zum 1.  August, 1. September oder auch ganzjährig unter www.freiwilligesjahr-sachsen-anhalt.ijgd.de/ bewerben.