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Wölfe Neue Zäune zum Schutz von Rindern

Neue Zäune sollen Rinderherden in Sachsen-Anhalt vor Wolfsangriffen schützen. Im Jerichower Land gibt es zwei Pilotprojekte.

02.10.2017, 16:07

Iden (dpa) l  Rund 45 Informationsveranstaltungen, elf individuelle Beratungen zum Herdenschutz: Die Experten des neu geschaffenen Wolfskompetenzzentrums in Sachsen-Anhalt haben in den ersten Monaten bereits ordentlich zu tun gehabt. Im Februar ging die Einrichtung in Iden in der Altmark an den Start, seit Anfang September ist mit fünf Mitarbeitern die volle Besetzung im Einsatz.

Die Experten sollen Tierhalter beraten, wie sie ihre Herden vor Wolfsangriffen schützen können, und beim oft emotional diskutierten Thema Wolf Aufklärung leisten. Leiter Andreas Berbig sieht bereits erste Erfolge. Im Fall von Nutztierrissen sei man nun deutlich schneller vor Ort, sagte Berbig der Deutschen Presse-Agentur. Zwei Mitarbeiter kümmern sich speziell um die Begutachtung von getöteten Nutztieren.

Viele Tierhalter fürchten wegen der Ausbreitung des Wolfes um ihre Herden. Berbig geht anhand des aktuellen Monitorings von 70 bis 80 Wölfen im Land aus. 2014 waren es noch 64. In diesem Jahr haben die Raubtiere bislang 107 Nutztiere gerissen – rund die Hälfte waren Schafe, aber auch viele Kälber wurden von Wölfen getötet. Im vergangenen Jahr waren es insgesamt 135 Tiere.

Berbig sagte, das Thema Wolf sei bei vielen mit Emotionen verbunden – negativen wie positiven. Eine Hauptaufgabe des Wolfskompetenzzentrums sieht der Biologe deshalb in der Informations- und Aufklärungsarbeit.

Vor allem die Beratung von Tierhaltern gehört zum Alltagsgeschäft der Experten. "Wir haben jetzt auch eine studierte Landwirtin bei uns", sagte Berbig. Sie könne sich ganz anders in die Betriebsabläufe vieler Tierhalter hineindenken – und so Lösungsmöglichkeiten vorschlagen. "Das wird von den Haltern oft honoriert", sagte Berbig.

Die meisten Berufsschäfer schützten ihre Herden inzwischen gut vor Wolfsangriffen. Mit engmaschigen Netzzäunen hätten viele aufgerüstet. Probleme gebe es aber noch bei Hobbyhaltern, die oft den Aufwand für den Herdenschutz scheuten. "Ein wackeliger Maschendrahtzaun reicht aber nicht aus", sagte Berbig.

Mit den richtigen Schutzmaßnahmen lasse sich die Gefahr eines Wolfsangriffs deutlich senken. Es gelte, dem Wolf einen Angriff so schwer wie möglich zu machen. "Wenn er die Chance sieht, schlägt er zu", sagte Berbig.

In Zukunft wollen die Experten des Kompetenzzentrums verstärkt den Schutz von Rindern in den Blick nehmen. In zwei Pilotprojekten im Jerichower Land sollen deshalb neue Zäune getestet werden. "Es geht darum, welche Anforderungen so ein Zaun erfüllen muss", sagte Simone Dahlmann, im Wolfskompetenzzentrum für den Herdenschutz zuständig.

Die in der Schafhaltung verwendeten Netzzäune seien für die großen Flächen der Rinderhaltung nicht praktikabel. Stattdessen sollen Zäune mit mehreren gespannten Drähten die Tiere vor Wolfsangriffen schützen. Mindestens ein Jahr lang soll nun beobachtet werden, ob die Zäune in den Pilotprojekten Wirkung zeigen.

So reagiert man auf einen Wolf im Wald richtig.