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Umwelt Diskussion um Obergrenze für den Wolf

Der Wolf ist zurück. In Hohenseeden gab es eine Diskusssion zwischen Politikern, Landwirten und Jägern zu dem Tier.

Von Katrin Wurm 17.09.2017, 05:00

Hohenseeden l „Der Wolf ist als heimische Tierpopulation zurück in der dicht besiedelten Agrarlandschaft und führt zu Konflikten. Die Nutztierrisse und der Umgang mit auffälligen Wölfen finden starke Aufmerksamkeit und sorgen für heftige Diskussionen“, sagte Dr. Franziska Kersten, die als SPD-Bundestagskandidatin und Tierärztin zu einer Infoveranstaltung zum Wolf nach Hohenseeden eingeladen hatte. Neben Jochen Flasbarth, Staatssekretär im Bundesumweltministerium, waren auch Mitarbeiter des Wolfskompetenzzentrums Iden zu Gast. Sie stellten sich den Fragen der Besucher, die vor allem aus den Bereichen Agrar, Tierhaltung, Forstwirtschaft und dem Jagdbereich kamen.

Schnell wurde die Diskussion hitzig. „Wir haben das Gefühl, der Wolf wird hier als Märchenfigur gesehen. Wir können keine Rotkäppchen-Romatik gebrauchen, sondern klare Regulierungen und Vorgaben zum Umgang mit dem Wolf“, sagte Franz Prinz zu Salm-Salm, Vorsitzender des Waldbesitzerverbandes Sachsen-Anhalt.

„Ich kann die Sorgen der Menschen verstehen, ob und wie sie zum Beispiel Tiere noch auf einer Weide halten können. Zudem bangen viele Jäger um den Ertrag ihres Jagdgebietes. Es gibt viele drängende Fragen zum Wolf. Die Verunsicherung der Menschen muss ernst genommen werden, dazu gehört es auch zu informieren“, so Franziska Kersten.

Staatssekretär Jochen Flasbarth sprach sich klar für die Weidetierhaltung aus: „Wir wollen die Weidehaltung, weil sie viele Umwelt- und Naturschutzvorteile mit sich bringt. Deshalb muss sie unterstützt werden, sich an den Wolf anzupassen.“ Das Land Sachsen-Anhalt hat eine Leitlinie mit Handlungsempfehlungen zum Thema Weidetierhaltung veröffentlicht. „Die betroffenen Bundesländer tun das, indem sie Zäune und Hunde bezuschussen, die die Herden schützen“, so Flasbarth.

Viele Anwesende in Hohenseeden klagten zudem, dass die Entschädigungen für getötete Tiere zu gering und zu schwer zu bekommen seien. „Wir wollen erreichen, dass die Abläufe beschleunigt werden“, so Flasbarth. Auch bei der Errichtung von Schutzmaßnahmen wie Zäunen sollen Bauern unterstützt werden: „Wir wollen die Agrarsubventionen genau zugunsten solcher Betriebsformen umverteilen, damit sie eine bessere wirtschaftliche Situation haben als jetzt.“

Drängende Fragen seitens der Teilnehmer in Hohenseeden beschäftigten sich auch mit der Regulierung des Tieres, also mit einer „Obergrenze“ für den Wolf. Denn das Naturschutzrecht erleichtert den Abschuss von Wölfen, wenn ihre Population den „günstigen Erhaltungszustand“ erreicht hat, also der Bestand so groß ist, dass er langfristig überlebt. Eine Zahl dazu konnte Flasbarth nicht nennen.

Andreas Berbig und Peter Oestreich vom Wolfskompetenzzentrum in Iden stellten ihre Arbeit vor. Die Experten sollen einen effizienten Herdenschutz und eine umfassende Beratung bei der Wolfsprävention gewährleisten. „Unser Team wird derzeit erweitert, um noch effizienter arbeiten zu können.

Unter anderem wird es demnächst eine Internetseite geben, über die man sich zu allen gemeldeten Wolfsrissen informieren kann. Arbeitsschwerpunkt von Berbig und Oestreich ist die Rissbegutachtung sowie die Schulung künftiger Rissbegutachter. Darüber hinaus informieren sie in Schulen, Kitas und Vereinen zu Fragen rund um den Wolf.